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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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plötzlich von Schatten umgeben – die großen Koniferen sperrten die Sonne aus. Das Karibu setzte über umgestürzte Bäume hinweg, unter seinen Tritten knirschten Nadeln. Fichten bildeten dunkelgrüne Schwaden, hier und da gesprenkelt vom aufblitzenden Weiß einer Espe. Endlich, endlich. Gleich würde sie bei Großvater Wald sein!
    Die Espe schrie ein Kommando, und das Karibu blieb stehen. Cassie wurde gegen seinen Hals geschleudert und quetschte sich den Bauch. »Aua!« Sie rutschte zurück hinter die knochig vorstehenden Schulterblätter. »Warum haben wir …«, begann sie und verstummte.
    Vor ihr stand ein schmuckes kleines Häuschen geduckt zwischen den Fichten. Es sah aus, als wäre es selbst ein Teil der Bäume, denn deren Rinde ging nahtlos über in das Holz der Wände. Dick bemooste Steine bildeten das Dach. Cassie lächelte – das Häuschen wirkte geradezu wie eine Verkörperung des Begriffs »malerisch«. Wilde Rosen umrankten voll Anmut Tür und Fenster. In der Luft lag ein Duft von Rosmarin und Minze. Rauch ringelte sich einladend aus dem Schornstein. Durch das dichte Farnkraut, das den winzigen Hof bedeckte, führte ein Weg aus einzelnen breiten Steinplatten zum Eingang. Cassie glitt vom Rücken des Karibus herunter, und das Tier trottete weg.
    Sie öffnete das hölzerne Gartentor und setzte ihren Fuß auf die erste Steinplatte. Ein vielstimmiges Vogelgezwitscher ertönte. Das Baummädchen hüpfte lachend an ihr vorbei den Pfad entlang. Jeder Stein sang anders unter ihren Füßen. Das Ganze klang wie ein Xylophon aus Vogelstimmen. Cassie probierte den nächsten Stein. Auch der sang für sie. Grinsend ging sie den Pfad hinunter bis zur Tür.
    Sie konnte frisches Brot riechen. Ganz tief sog sie den köstlichen Duft ein.
    Das Baummädchen riss die Tür auf und stürmte in das Häuschen. Cassie blieb im Durchgang stehen. Sie kniff die Augen zusammen, und ihre Pupillen weiteten sich, denn da drin war es ziemlich dunkel. Aber auch behaglich und gemütlich wie in einer Bärenhöhle. Ihre Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann erblickte sie den Hausherrn.
    Gebeugt und verknorzelt ähnelte der Mann einer uralten Schwarzfichte. Bewaffnet mit einem Besen, wuselte er in der winzigen Hütte umher und fegte Schmutz aus den Ecken und von der Decke, wobei er leise vor sich hin murmelte. Staub hing in der Luft wie dunstiger Morgennebel. Das Baummädchen umarmte ihn stürmisch. »Gleich, gleich, Liebes«, sagte er und tätschelte abwesend ihre Schulter. »Für unseren Gast muss doch alles perfekt sein.«
    Großvater Wald. Cassie hätte es am liebsten laut herausgeschrien. Oder -gesungen. Ihr war, als wäre sie Bär jetzt ganz nahe. Fast konnte sie schon sein Fell unter ihren Händen spüren und seinen leicht nach Robbe riechenden Atem schmecken. Sie räusperte sich.
    Der Hausherr klatschte in die Hände. »Unser Gast!« Jedes einzelne seiner zahllosen Fältchen schien zu lachen. »Bitte, komm herein. Komm!« Geschäftig trippelte er um sie herum, während sie sich bückte und durch die Tür trat.
    Die winzige Küche war voller Schränke und Schubladen, alle über und über bedeckt mit Schnitzereien von Kaninchen und Eichhörnchen. Hölzerne Teller, Schüsseln und Krüge stapelten sich auf Regalbrettern. Es gab sogar ein Waschbecken mit einem hölzernen Wasserhahn. Die einzigen Gegenstände aus Metall waren ein schmiedeeiserner Ofen und ein altmodischer Teekessel. Einige Ecken der Küche lagen im Schatten verborgen. Durch eine offen stehende Tür konnte Cassie einen kleinen, gemütlichen Wohnraum erkennen, und hinter einer der drei anderen Türen befand sich ein Schlafzimmer. Dieses Häuschen war so ganz anders als Bärs Schloss mit seinem weiträumigen Ballsaal, den Säulengängen und den Wendeltreppen. Trotzdem gefiel es ihr. Es strahlte Wärme und Geborgenheit aus – eine willkommene Abwechslung nach dem ewigen Eis und der endlosen Tundra. »Bist du Großvater Wald?«
    Der alte Mann wackelte mit dem Kopf. »Gefällt es dir?«
    Er meint wohl den Wald, vermutete Cassie. »Es ist wunderschön hier.«
    Der Alte strahlte. »Du musst unbedingt die Gegend um den Aberdeen Lake sehen. Herrliche Weißfichten. Und die Peacock Hills. Die gehören zu meinen schönsten Arbeiten. Ja, du musst unbedingt eine Rundreise machen! Du solltest mal meine Espenhaine sehen. Und die Flussufer mit den Balsampappeln. Die Flüsse gehören natürlich nicht zu meinem Gebiet, aber … naja … die Ufer

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