Ice Ship - Tödliche Fracht
den Teufel tun und eine Behörde einschalten. Vallenar nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarre und blies den Rauch in Glinns Richtung. »Sagen Sie mir, Señor ... Ishmael, wenn ich mich recht erinnere?« »Eigentlich ist mein Name Glinn.« »Aha. Gut, dann sagen Sie mir bitte, Señor Glinn, warum Sie zu mir aufs Schiff gekommen sind?« Glinn wusste, dass es jetzt auf eine sorgfältige Formulierung ankam. »Weil ich hoffe, dass wir zu einem Arrangement mit Ihnen kommen können, Comandante.« Er sah die Verärgerung, die sich auf Vallenars Gesicht widerspiegelte, und setzte rasch noch eins drauf: »Ich bin ermächtigt, Ihnen eine Million Dollar in Gold für Ihre Kooperation anzubieten.« Ein Lächeln spielte um Vallenars Lippen, sein Blick verschleierte sich. »Haben Sie sie dabei?« »Natürlich nicht.« Der Comandante paffte lässig seine Zigarre. »Vermutlich glauben Sie, ich sei käuflich – wie alle anderen. Weil ich Südamerikaner bin, ein mieser Latino. Die sind doch immer bereit, für eine mordida zu kooperieren.« »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ausnahmslos alle korrupt sind«, sagte Glinn, »Amerikaner eingeschlossen.« Er sah den Comandante lauernd an. Vallenar würde natürlich ablehnen, das war ihm klar, aber er versprach sich interessante Aufschlüsse von der Art, wie er es tat. »Wenn Sie diese Erfahrung gemacht haben, müssen Sie ein korruptes Leben geführt haben, umgeben von Huren, Homosexuellen und anderen Individuen von niederer Gesinnung. Ich sage es Ihnen noch einmal: Sie werden Chile nicht mit dem Meteoriten verlassen. Behalten Sie also Ihr verdammtes Geld und stopfen Sie es Ihrer verhurten Mutter in den cono.« Glinn reagierte nicht auf diese schlimmste Beleidigung, welche die spanische Sprache kennt. Vallenar nahm die Zigarre aus dem Mund. »Da wäre noch was. Ich habe einen meiner Männer auf die Insel geschickt, damit er sich ein wenig umsieht. Er ist nicht zurückgekehrt. Sein Name ist Timmer, er ist mein Fernmeldeoffizier.« Glinn war überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Vallenar das Thema ansprechen würde. Schließlich gab er so freimütig zu, dass er einen Spion auf die Insel beordert hatte. Außerdem hatte Timmer letztendlich versagt, und so wie er Vallenar einschätzte, war für den Comandante jegliches Versagen unentschuldbar. »Er hat einem unserer Leute die Kehle durchgeschnitten. Wir haben ihn festgenommen.« Vallenars Augen verengten sich. Aber er hatte sich rasch wieder im Griff und sagte lächelnd: »Dann sollten Sie ihn mir bitte schleunigst zurückschicken.« Glinn schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Er hat ein Verbrechen begangen.« »Sie schicken ihn mir auf der Stelle zurück, oder ich schieße Ihnen Ihr Schiff in die Luft«, brüllte Vallenar ihn an. Wieder etwas, das Glinn verwunderte. Von der Situation her war ein derart unbeherrschter Wutausbruch nicht gerechtfertigt. Es ging schließlich nur um einen Subalternoffizier, solche Leute sind ersetzbar. Es musste also mehr dahinter stecken. »Das wäre unklug, weil Ihr Mann sich nämlich in unserer Arrestzelle befindet.« In Vallenars Augen lag ein harter Glanz, aber seine Stimme hörte sich wieder kontrolliert an. »Händigen Sie mir Timmer aus, und ich will in Erwägung ziehen, Sie mit dem Meteoriten abreisen zu lassen.« Glinn wusste, dass das die Unwahrheit war. Vallenar würde sie niemals unbehelligt ziehen lassen, so wenig wie sie in der Lage waren, ihm Timmer wiederzugeben. Von Puppup hatte er erfahren, dass die Besatzung des Zerstörers ihrem Comandante in geradezu blinder Loyalität ergeben war. Bisher hatte Glinn geglaubt, für einen Mann wie Vallenar würden Menschenleben nicht viel zählen, doch nun entdeckte er eine Seite an ihm, auf die er nicht vorbereitet war. In dem Profil seines Teams in New York hatte kein Wort davon gestanden. Er musste, was den Comandante anging, wohl umdenken. Dennoch, es war ein nützliches Gespräch gewesen. Jetzt war klar, wie viel Vallenar wusste. Und dass seinen Leuten genug Zeit für die Verladung des Meteoriten blieb. »Ich werde Ihr Angebot unserem Captain übermitteln«, sagte er. »Und ich denke, es müsste sich eine Lösung finden lassen. Bis morgen haben Sie eine Antwort.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Und nun möchte ich, mit Ihrer Erlaubnis, auf unser Schiff zurückkehren.« Der Comandante gab sich alle Mühe, seine Verärgerung zu verbergen; er rang sich sogar ein Lächeln ab. »Tun Sie das, Señor. Denn wenn ich Timmer nicht bis morgen
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