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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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einen Tanker dieser Größe sehr gewagt, weil der Wind jederzeit umschlagen konnte. Sicherer wäre es allemal gewesen, die Rolvaag in offenes Gewässer zu bringen. Offenbar gab es für den Kapitän also einen zwingenden Grund, in der Nähe der Insel zu bleiben. Und nach dem musste der Comandante nicht lange suchen. Er richtete das Fernrohr auf die etwa drei Kilometer vom Liegeplatz des Tankers entfernte Abbaustelle im Zentrum der Insel. Die Aktivitäten dort drüben, die wenige Stunden vor Glinns Besuch geradezu hektisch geworden waren, beobachtete er schon lange mit Misstrauen. Da wurde gesprengt, ein gewaltiger Maschinenpark war im Einsatz, es wimmelte von Arbeitern, die Abbaustelle war taghell beleuchtet. Der abgehörte Funkverkehr ließ keinen anderen Schluss zu als den, dass die Amerikaner heute auf etwas gestoßen waren. Etwas sehr Großes. Aber sie hatten offensichtlich erhebliche Schwierigkeiten mit ihrem Fund. Beim ersten Hebeversuch hatte ihr riesiger Kran den Geist aufgegeben. Nun versuchten sie, das Ding mit Hilfe starker Maschinen aus dem Boden zu ziehen. Was ihnen aber, wie der abgehörte Funkverkehr belegte, bisher nicht gelungen war. Vallenar grinste. Sie waren eben doch nicht die Tausendsassas, für die sie sich hielten. Wenn es in dem Tempo weiterging, würde es Wochen dauern, bis sie den Meteoriten an Bord der Rolvaag gebracht hätten. Aber so weit würde er es natürlich gar nicht erst kommen lassen. Sein Plan stand fest: Sobald er Timmer zurückhatte, würde er den Tanker manövrierunfähig machen und den Behörden melden, was die Fremden vorhatten. Ganz Chile würde ihn als Volksheld feiern. Wenn er den Coup mit dem Meteoriten verhinderte, konnte er sogar damit rechnen, endlich aus Puerto Williams versetzt zu werden. Und dann waren diese korrupten Mistkerle in Punta Arenas die Gelackmeierten. Nur, Erfolg oder Misserfolg hingen, wie immer, vom richtigen Timing ab... Sein Grinsen verging ihm, als er an Timmer dachte – und daran, dass er eingesperrt in der Arrestzelle des Tankers saß. Dass er jemanden umgebracht hatte, wunderte ihn nicht. Der Junge wusste eben, wann und wie er handeln musste. Vallenar fand es allenfalls merkwürdig, dass er erwischt worden war. Er war sehr gespannt, wie Timmer ihm das erklären würde. Den Gedanken, dass der Amerikaner ihn belogen hatte und Timmer tot sein könnte, verdrängte er. Schritte näherten sich, der Oficial de guardia betrat die Brücke. »Comandante? Wir haben neue Order erhalten, zur Basis zurückzukehren.« Vallenar starrte stumm vor sich hin und dachte nach. »Sir?« Vallenar richtete den Blick unverwandt in die Dunkelheit. Die angekündigte Nebelwand rollte auf sie zu. Ohne sich umzudrehen, wies er den Wachoffizier an: »Keine Bestätigung, absolute Funkstille einhalten.«
    Ein kaum merkliches Augenzucken war die einzige Reaktion. Der Offizier war viel zu diszipliniert, um einen Befehl in Frage zu stellen. »Ja, Sir.« Vallenar beobachtete, wie die Nebelfront auf sie zu zog und einen undurchdringlichen Schleier über das Meer und die Insel legte. Erst fingen die Lichter des Tankers an zu flackern, dann, als der Nebel dichter wurde, verschwanden sie ganz. Auch das gleißende Licht im Zentrum der Insel reduzierte sich zu einem schwachen Schimmer, bis es schließlich völlig verschluckt war. Rings um die Brücke des Zerstörers gab es nur noch Finsternis. Vallenar beugte sich über den FLIR-Monitor, auf dem sich der Tanker als verwischte gelbe Silhouette abzeichnete. Er musste an Glinn denken. Der Mann war unergründlich. Er hatte selbst etwas von einem verschwommenen Schatten an sich. Sein Besuch auf der Almirante Raminez war eine Dreistigkeit gewesen. Und letzten Endes ein Misserfolg. Aber er hatte Vallenar trotzdem geärgert. Er starrte ein paar Sekunden in den Nebel. Dann wandte er sich zu seinem Wachoffizier um und sagte leise, aber mit Nachdruck: »Lassen Sie mir die Vorschriften über Meldungen beim Waffeneinsatz auf See bringen.«
     
    Rolvaag
    Mitternacht
    Als McFarlane auf die Brücke kam, fand er dort eine Gruppe Offiziere vor, die sich mit sorgenvollen Mienen um den Kommandostand drängten. Vor wenigen Minuten hatte die Alarmsirene geheult – das Signal, dass die Mannschaft sich unverzüglich am Sammelpunkt einfinden solle. Vor den Scheiben ballte sich dichter Nebel, die starken Lichter auf dem Vorschiff waren zu verwaschenen gelben Stecknadelköpfen verkümmert. »Hat er uns im Visier?«, fragte Britton. »Zweifellos«, antwortete einer

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