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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Glinns Worte zerrissen die Stille auf der Brücke. Britton verharrte noch ein, zwei Minuten in der Pose, in der sie wie versteinert dagestanden hatte, seit Glinn und Lloyd aneinander geraten waren, dann drehte sie sich zu ihm um, maß ihn mit einem abschätzenden Blick und wandte sich schließlich an den Zweiten Offizier. »Windgeschwindigkeit?« »Dreißig Knoten aus Südwest, in Böen auffrischend auf vierzig. Tendenz stärker werdend.« »Strömung?« Glinn hörte nicht mehr hin, die nautischen Details waren Brittons Sache. Er beugte sich zu seinem Operator am Prozessor hinunter. »Puppup und Amira sollen auf die Brücke kommen und mir berichten.« Wieder waren in rascher Folge Explosionen zu hören. Das Schiff krängte nach Backbord, die Pumpen sprangen an, um die Schräglage auszugleichen. »Eine Schlechtwetterfront zieht auf uns zu, Ma’am«, meldete Howell, »der Nebel taugt nicht mehr lange als Tarnkappe.« »Sichtweite?«, fragte Britton. »Knapp zweihundert Meter, zunehmend.« »Position des Zerstörers?« »Null-fünf-eins, unverändert zweitausend Meter.« Eine starke Böe traf das Schiff, gefolgt von einem lauten, hohl widerhallenden Knall, der sich anders anhörte als die Explosionen aus dem Zentraltank. Auch die Erschütterung war ganz anders, McFarlane kam es vor, als hätte es die Rolvaag bis ins Mark getroffen. »Wir hatten soeben Berührung mit den Klippen«, sagte Britton in ruhigem Ton und sah Glinn fragend an. Glinn schüttelte den Kopf. »Wir können noch nicht ablegen. Wird der Rumpf das aushaken?« Britton verzog keine Miene. »Eine Weile bestimmt. Hoffe ich jedenfalls.« Amira kam auf die Brücke, ihre hellwachen Augen erfassten die Situation sofort. »Ist wohl besser, wenn Garza unten bleibt und zusieht, dass unser Bursche fest in seiner Halterung verankert ist, ehe er uns ein Loch in den Rumpf schlagen kann«, flüsterte sie McFarlane zu. Abermals eine Serie von Sprengungen, der Meteorit sackte wieder ein Stück tiefer. »Dr. McFarlane«, sagte Glinn, ohne sich umzudrehen, »sobald der Meteorit in der Halterung liegt, sind Sie dran. Sie und Amira beobachten ihn rund um die Uhr. Informieren Sie mich auf der Stelle, wenn sich irgendwelche Messwerte verändern oder etwas mit dem Meteoriten nicht zu stimmen scheint. Ich möchte keine unliebsamen Überraschungen mehr erleben.« »Geht in Ordnung.« »Das Labor ist bereit. Und wir haben oben im Tank eine Beobachtungsplattform gebaut. Sagen Sie’s mir, wenn Sie sonst noch was brauchen.« Der Zweite Offizier meldete: »Heftiger Blitzschlag, Entfernung fünfzehn Kilometer.« Einen Augenblick lang herrschte angespannte Stille, dann sagte Britton zu Glinn: »Machen Sie schneller.« »Das kann ich nicht«, murmelte Glinn geistesabwesend, wie tief in Gedanken versunken. »Sichtweite neunhundert Meter«, sagte der Zweite Offizier, »Windgeschwindigkeit vierzig Knoten, weiter zunehmend.« McFarlane schluckte schwer. Bisher war die Aktion mit der Präzision eines Uhrwerks gelaufen, er hatte gar nicht mehr mit der Möglichkeit irgendwelcher Komplikationen gerechnet.
    Was mochte wohl in Glinn vorgehen, da unten in seinen dunklen Büroräumen? Wobei ihm plötzlich einfiel, dass er sein Sie-benhundertfünfzigtausend-Dollar-Honorar nach der ausweichenden Antwort, die er Glinn gegeben hatte, vermutlich abschreiben konnte. Merkwürdig, er trauerte dem Geld nicht mal nach. Dass sie den Meteoriten an Bord hatten, war das Einzige, was jetzt noch für ihn zählte, das versprochene Honorar war vergleichsweise unwichtig geworden. Abermals eine Serie von Explosionen, Bruchstücke der Verstrebungen schlugen auf dem Boden des Tanks auf. Dazu mischte sich das trockene Klicken, mit dem Steinsplitt gegen die Fenster der Brücke geschleudert wurde. Der Wind war so stark geworden, dass er Steinchen und Felssplitter von den Klippen zu ihnen herübertrieb. Der panteonero machte Ernst. »Noch sechzig Zentimeter, dann haben wir’s geschafft«, kam Garzas Stimme verzerrt aus Glinns Funkgerät. »Bleiben Sie dran und geben Sie ständig den Stand der Absenkung durch«, antwortete Glinn. Puppup kam gähnend auf die Brücke und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Sichtweite eintausendachthundert Meter«, meldete der Zweite. »Der Nebel lichtet sich rasch, das Kriegsschiff wird jeden Augenblick Sichtkontakt haben.« In der Ferne hörte McFarlane Donner grollen, der aber übertönt wurde, als die Rolvaag mit einem lauten, hohlen Knall zum zweiten Mal die Klippen berührte.

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