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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Er kniff die Augen zusammen. Nein – die Lichter, falls es welche gegeben hatte, waren erloschen. Er spürte, wie der Wind sich gegen sein Schiff stemmte, er hörte ihn heulen und pfeifen. Er kannte dieses Geheul. Es war das Klagelied des panteonero. Vallenar hatte bereits mehrere immer drängendere und drohendere Aufforderungen ignoriert, zur Basis zurückzukehren. Er wusste nur zu gut, dass es die korrupten, bestechlichen Staatsdiener waren, die ihn zurückrufen wollten. Bei der Muttergottes, die Kerle würden ihm am Ende noch auf den Knien danken. Er spürte, wie das Schiff in der schweren See rollte. Er mochte es absolut nicht, wenn es so auf und ab schlingerte, wie ein Korkenzieher. Aber die Anker würden in der – in keiner Seekarte verzeichneten – Unterwasserfelsbank schon halten. Es war der beste, nein, der einzige Ankerplatz im Franklin-Kanal. Was ging dort drüben vor? Er dachte gar nicht daran, bis Mittag auf ihre Antwort wegen Timmer zu warten. Beim ersten Büchsenlicht würde er ihnen ein paar Zehn-Zentimeter-Granaten vor den Bug setzen und ihnen dann ein Ultimatum stellen: Liefert ihr Timmer aus oder wollt ihr alle sterben? Etwas Helles flackerte durch die rissig gewordene Nebelwand. Er drückte das Gesicht an die Scheibe und starrte zu dem Tanker hinüber. Da war es wieder: Lichter, kein Zweifel. Seine Augen bohrten sich in die Dunkelheit. Nebelschwaden und Graupelschauer verhängten ihm den Blick, aber ganz schwach nahm er sie einen Augenblick lang doch wahr – und dann wieder: eindeutig Lichter. Dann meinte er sogar die Umrisse des riesigen Tankers in der nicht mehr gar so undurchdringlichen Dunkelheit zu erkennen. Und ein Licht – ein einziges. Diese Mistkerle hatten ihr Schiff abgedunkelt. Warum? Was hatten sie zu verbergen? Er trat zurück an den Kommandostand, beugte sich über die Instrumente und versuchte, irgendeine Erkenntnis aus dem verwischten grünen Zerrbild des FLIR zu gewinnen. Seine Intuition sagte ihm, dass sich dort drüben etwas tat. Vielleicht war es an der Zeit, aktiv zu werden. Er wandte sich an den Ersten Bootsmann und befahl: »Geben Sie Gefechtsalarm.« Der Bootsmann beugte sich über das Mikrophon der Schiffssprechanlage. »Gefechtsalarm! Gefechtsalarm! Alle Mann auf Gefechtsstation!« Eine Sirene heulte auf. Sekunden später betrat der Jefe de la guardia en la mar, sein Feuerleitoffizier, die Brücke und salutierte. Vallenar schloss einen Stahlschrank auf und entnahm ihm ein Infrarotglas, ein noch aus der Sowjetzeit stammendes Modell. Er streifte sich die Froschaugen-Brille über und trat ans Fenster. Die russische Technologie war nicht so gut wie die der amerikanischen ITT-Geräte, aber dafür wesentlich billiger zu haben. Mit der Brille konnte er jetzt alles deutlicher erkennen. Gestalten huschten über das Deck des Tankers. Kein Zweifel, es wurden Vorbereitungen zum Ablegen getroffen. Nur, erstaunlicherweise schien der Schwerpunkt der Aktivitäten rund um die offenen Ladeluken auf dem Mitteldeck zu liegen. Aus dem Rumpf des Schiffes ragte etwas heraus. Er konnte sich allerdings keinen Reim darauf machen, was es war. Und plötzlich sah er den Lichtschein mehrerer kleiner Explosionen aus dem offenen Tank zucken. Verdammt – dieses altmodische Nachtsichtgerät hier hatte noch keinen automatischen Blendschutz, die grellen Lichtblitze verwandelten das Bild in gleißendes Weiß. Vallenar taumelte zurück, riss sich das Okular herunter und rieb sich fluchend die Augen. »Ziel aufnehmen, laden und sichern«, rief er dem Gefechtsoffizier zu. »Feuervorbehalt.« Der Offizier starrte ihn entgeistert an. Vallenar starrte – ungeachtet der Lichtblitze, die immer noch vor seinen Augen tanzten – scharf zurück. Der Offizier riss sich zusammen. »Aye-aye, Sir, Ziel aufnehmen, laden und sichern, Feuervorbehalt.« Vallenar drehte sich zu seinem Brückenoffizier um. »Fertig machen zum Ankerlichten.« »Aye, Sir, fertig machen zum Ankerlichten.« »Treibstoffvorrat?« »Fünfundfünfzig Prozent, Sir.« Vallenar schloss die Augen und wartete darauf, dass der Schmerz ein wenig nachließ. Dann fischte er eine Zigarre aus der Jackentasche und zündete sie umständlich an. Erst als sie schön gleichmäßig brannte, trat er wieder ans Fenster und starrte in die Dunkelheit. Über den Radarschirm gebeugt, meldete der Brückenoffizier: »Das amerikanische Schiff nimmt Fahrt auf.« Vallenar tat bedächtig einen langen Zug. Vielleicht waren sie ja nun zur Vernunft gekommen und suchten sich

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