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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gemacht hatte. Er nahm sich Zeit, Britton anzuschauen. Die Sommersprossen, die auf ihrer Nase tummelten, und ihre aufrechte Haltung – alles an ihr war unverwechselbar. Sollte sie noch Zweifel an seiner Urteilskraft hegen, dann nicht mehr lange, und sie würde einsehen, dass er Recht gehabt hatte. Er dachte daran, wie viel Courage sie bewiesen hatte, wie kühl und beherrscht sie in kritischen Augenblicken geblieben war und wie sie, selbst als ihr praktisch das Kommando entzogen worden war, nichts von ihrer natürlichen Würde verloren hatte. Er spürte, dass er dieser Frau blindlings vertrauen konnte. Vielleicht war sie die Frau, die er immer gesucht hatte: Aus alter Gewohnheit fing er gleich an, über die geeignete Strategie nachzudenken, mit der er sie gewinnen könnte. Er ließ im Geiste die Möglichkeiten Revue passieren, die Sackgassen, in die er sich verrennen konnte, und den Pfad, der am ehesten Erfolg versprach ... Er schielte auf den Radarschirm. Der grüne Punkt war nur noch wenige Minuten von der roten Grenzlinie entfernt. Nun verspürte er doch einen leichten Anflug von Nervosität. Was ihn ärgerte, weil es die Harmonie seiner inneren Heiterkeit störte. Nein, nein und nochmals nein – er hatte in seiner Analyse alle Faktoren berücksichtigt. Vallenar würde beidrehen. Er wandte sich ostentativ ab und ging zu dem nach achtern gelegenen Fenster. Der Anblick war Furcht einflößend. Die Wellen schwappten aufs Deck, rauschten wie eine grüne Sintflut auf die Brücke zu und flössen durch die Speigatts ins Meer zurück. Aber die Rolvaag hatte sich dem Rhythmus des Wellengangs angepasst und lag erstaunlich ruhig in der aufgewühlten See. Wozu wohl auch das schwere Gewicht im Zentraltank beitrug. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es musste jeden Moment so weit sein, gleich würde Britton ihnen mitteilen, dass die Almirante Ramirez abgedreht hatte.
    »Der Zerstörer ändert den Kurs.« Britton wandte sich um und sah ihn verstohlen an. Glinn verkniff sich ein triumphierendes Lächeln. »Dreht nordwärts auf null-sechs-null.« Glinn wartete. »Kreuzt soeben die rote Linie«, fuhr Britton etwas leiser fort. »Kurs unverändert null-sechs-null.« Glinn stutzte. »Sein Ruder ist beschädigt, das wirkt sich wahrscheinlich auf die Navigation aus. Aber er hat eindeutig ein Wendemanöver eingeleitet.« Die Minuten verstrichen. Glinn hielt es nicht mehr aus, ging wieder nach vorn zum Kommandostand und starrte auf den Bildschirm. Der grüne Punkt bewegte sich weiter nach Ostnordost. Er jagte nicht mehr hinter ihnen her, aber man konnte auch nicht sagen, dass er abdrehte. Merkwürdig. In ihm fing etwas an zu nagen. Die ersten Zweifel, wie er sich eingestehen musste. »Er wird gleich abdrehen«, versuchte er sich murmelnd Mut zu machen. Die Stille auf der Brücke wurde unerträglich. Der Zerstörer folgte unbeirrt seinem Kurs. »Geschwindigkeit gleich bleibend«, meldete Howell. »Los, dreh schon ab!«, flüsterte Glinn beschwörend. Aber das chilenische Schiff drehte nicht ab, es korrigierte den Kurs lediglich leicht auf null-fünf-null. »Was, zum Teufel, hat er vor?«, explodierte Lloyd. Britton richtete sich auf und suchte Glinns Blick. Sie sagte nichts, aber das war auch nicht nötig. Glinn las ihr an den Augen ab, was sie dachte. Jetzt waren seine Zweifel keine spontane Regung mehr, sie kamen massiv. Noch wehrte er sich dagegen, suchte nach Erklärungen. Und plötzlich hatte er’s. »Natürlich. Er hat nicht nur Probleme mit dem Ruder, auch sein veraltetes Radarsystem wird durch unsere ECM gestört. Der Mann hat keine Ahnung, wo er genau ist.« Er gab seinem Operator einen Wink. »Schalten Sie die ECM ab. Unser Freund muss erst mal seinen Kurs finden.« Der Operator tippte einen Befehl ein.
    »Er ist fünfundzwanzig Seemeilen entfernt«, sagte Howell. »Wir befinden uns innerhalb der Reichweite seiner Exocets.« »Ja, das ist mir klar«, knurrte Glinn unwillig. Einen Augenblick lang herrschte beklommene Stille. Dann sagte Howell: »Er hat uns auf seinem Ziel-Erfassungs-Radar. Misst unsere Entfernung und peilt unseren Kurs.« Zum ersten Mal seit seiner Zeit als Ranger verspürte Glinn eine quälende Ungewissheit. »Geben Sie ihm noch ein paar Minuten. Er wird gleich herausfinden, dass wir uns beide in internationalen Gewässern befinden.« Wieder verrann Minute um Minute. »Schalten Sie um Himmels willen die ECM wieder ein!«, rief Britton in scharfem Ton. »Noch einen Augenblick, bitte.« »Exocet abgefeuert«,

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