Ice Ship - Tödliche Fracht
unheimlich still. Er zwang sich, die Augen zu öffnen. »Lass es noch mal durchlaufen«, bat er Rachel. Sie seufzte. »Liebe Güte, wir haben es uns doch schon fünfmal angesehen.« Aber dann drückte sie doch mit einem ärgerlichen Knurren die Wiedergabetaste.Nur eine der drei Überwachungskameras im Tankraum hatte die Explosion überlebt. Rachel ließ das Band im Schnelllauf abspulen und schaltete dann eine Minute vor der Detonation auf die normale Wiedergabegeschwindigkeit um. Nichts Neues. Garza hatte Recht, niemand hatte den Meteoriten angefasst, keiner der Männer war auch nur in seine Nähe gekommen. McFarlane lehnte sich leise fluchend zurück und suchte die Umgebung der Beobachtungsplattform ab, als könne er dort eine Erklärung finden – die Stahlwände, den Laufsteg ... Schließlich richtete er den Blick nach unten, auf den Meteoriten. Die Explosion hatte die Laufstege rund um die Halterung, die meisten Lichter im Tankraum und die Kommunikationsverbindungen zur Brücke zerstört, der Laufsteg unter den Ladeklappen und die Beobachtungsplattform waren unbeschädigt geblieben. Das Stahlnetz, mit dem der Meteorit in seiner Halterung gesichert war, sah von hier oben im Großen und Ganzen intakt aus, obwohl davon auszugehen war, dass die eine oder andere Verknüpfung defekt sein musste. Auf den Wänden des Tanks waren deutlich die Spritzer zu erkennen, die von geschmolzenem Metall stammten, und da und dort waren an den Eichenholzverstrebungen Beschädigungen auszumachen. Nur der Meteorit selbst schaute aus wie immer. Welches Geheimnis verbirgt er uns?, fragte sich McFarlane. Was haben wir bisher übersehen? »Gehen wir noch mal durch, was wir wissen«, sagte er. »Alles scheint sich genauso abgespielt zu haben wie bei der Explosion, bei der Timmer umgekommen ist.« »Abgesehen davon, dass sie vermutlich noch stärker war«, meinte Rachel. »Eine gewaltige elektrische Entladung. Wir können von Glück sagen, dass nicht die gesamte Elektronik des Schiffs ausgefallen ist. Ich nehme an, der viele Stahl rund um den Meteoriten hat die meiste Energie absorbiert.« »Und anschließend hat er jede Menge Funkwellen ausgestrahlt«, ergänzte McFarlane, »genau wie bei Timmer.« Rachel schaltete ihr Handfunkgerät ein, verzog das Gesicht, als sie das starke statische Rauschen hörte, und schaltete das Gerät wieder aus. »Was er offensichtlich immer noch tut«, stellte sie fest. Wieder saßen sie schweigend da. »Ich frage mich, ob sich überhaupt etwas ereignet haben muss, um diese Explosion auszulösen«, überlegte Rachel halblaut, während sie das Band zurücklaufen ließ. »Vielleicht war es ja Zufall.« McFarlane sagte nichts. Einen Zufall schloss er aus, irgendetwas musste der Auslöser gewesen sein. Und Garzas düsterer Prophezeiung, der Nervosität der Mannschaft und allen kursierenden Gerüchten zum Trotz: Der rote Felsbrocken dort unten war kein denkendes, bösartiges Wesen, das ihnen vorsätzlich Schaden zufügen wollte. Er fragte sich, ob Masangkay und Timmer ihn womöglich gar nicht angefasst hatten. Die Explosionen konnten ja auch eine andere Ursache gehabt haben. Aber halt – er hatte das nicht bis zu Ende durchgedacht. Der Schlüssel zur Auflösung des Rätsels war die Sache mit Palmer Lloyd. Der hatte die Wange auf den Meteoriten gelegt und war trotzdem mit dem Leben davongekommen, während es Masangkay und Timmer erwischt hatte. Warum? Was war der Unterschied zwischen einem Hautkontakt mit der Wange und dem mit der Hand? Er rutschte auf seinem Stuhl ein Stück nach vorn. »Sehen wir’s uns noch mal an.« Rachel drückte wortlos die Starttaste. Die unzerstört gebliebene Kamera war hoch über dem Meteoriten aufgehängt, knapp unterhalb der Beobachtungsplattform. Sie sahen Garza seitlich der Halterung stehen, das zusammengerollte Schweißdiagramm in der Hand. Die Männer des Schweißtrupps, in regelmäßigen Abständen rund um den Meteoriten verteilt, arbeiteten kniend an verschiedenen Schweißnähten, der grelle weiße Flammenstrahl ihrer Geräte zeichnete sich auf dem Bildschirm als roter Fleck ab. Am rechten unteren Rand des Videos lief die Zeitanzeige mit. »Dreh mal die Lautstärke höher«, bat er Rachel. Verdammt, wenn bloß diese schrecklichen Kopfschmerzen nicht wären! Und dieser grässliche Aufruhr im Magen! Typisch Seekrankheit. Plötzlich tönte Garzas Stimme: »Wie läuft’s bei euch?« Und kurz darauf die Antwort: »Fast fertig.« Danach folgte Stille. Hier und da ein trockenes Popp,
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