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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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schaltete es ein. Aber das Einzige, was er hörte, war das bekannte Rauschen. »Herrgott noch mal!«, schimpfte er, schaltete das Gerät aus und schob es sich wieder in den Gürtel. »Komm, Rachel, wir müssen hier raus! Schnell, sonst werden wir beim nächsten Wellenberg lebendig gebraten.« Er stand auf, fasste sie am Arm und wollte sie mit sich ziehen. »Wir können hier nicht weg«, protestierte sie. »Wenn es wieder zu einer Explosion kommt, sprengt sie vielleicht das Sicherungsnetz. Und wenn der Meteorit sich aus der Halterung löst, bedeutet das für uns alle den sicheren Tod.« »Gerade deshalb müssen wir dafür sorgen, dass er gegen Meerwasser geschützt wird.« Einen Augenblick lang standen sie da und starrten sich an. Dann fuhren sie, wie vom selben Gedanken getrieben, herum und rannten den Laufsteg hinunter, auf den Tunnel zu, der aus dem Tankraum führte.
     
    AImirante Ramirez
    14.45 Uhr
    Vallenar stand auf der Brücke und blickte, sein altes Fernglas in der Hand, nach Süden auf die schwere See. Seine Offiziere hatten Mühe, sich bei dem wilden Schlingern und Rollen des Schiffes auf den Beinen zu halten. Ihre Gesichter erinnerten an unbewegte steinerne Masken. Sie hatten Angst. Jetzt zahlte sich seine harte Hand aus, mit der er ihnen Disziplin eingebläut hatte. Santander war die Probe aufs Exempel gewesen, wer überlebt hatte, stand auf seiner Seite. Diese Männer würden ihm durch dick und dünn folgen, nötigenfalls sogar in die Hölle. Und das, dachte er nach einem Blick auf die Karte, war genau der Ort, dem sie immer näher kamen. Das Schneetreiben und die Graupelschauer hatten aufgehört, der Himmel klarte auf, die Sicht war ausgezeichnet. Der Wind hatte allerdings noch an Stärke zugenommen, die Wellenberge türmten sich höher und höher. Wenn das Schiff in ein Wellental fiel, wurde es von völliger Dunkelheit eingehüllt. Links und rechts ragten schwarze Wasserwände auf, manchmal bis zu zwanzig Meter, man konnte meinen, das Schiff sei auf den Grund eines dunklen Canons geschleudert worden. Er hatte noch nie eine so entfesselte See erlebt, und die zunehmend klarere Sicht – so gut sie in seine Pläne passte – machte alles noch unheimlicher. Normalerweise hätte er mit dem Bug die Wellen gepflügt, um den Sturm abzuwettern, aber das ging in diesem Fall nicht. Er musste den Kurs beibehalten und die tobende See nahezu breitseits nehmen, sonst würde ihm der viel schwerere amerikanische Tanker entkommen. Vallenar kannte sein Schiff, er wusste, was es aushielt und was nicht. Er hatte ein Gespür dafür, wann Wind und Wellen zu stark wurden. Davon konnte, zumindest im Augenblick, noch keine Rede sein. Dennoch bedurfte es ständiger Wachsamkeit und großer seemännischer Erfahrung, um ein Schiff bei diesem Sturm vor dem Kentern zu bewahren. Aber deshalb hatte er ja das Kommando auf der Brücke persönlich übernommen. In der Ferne sah er einen schäumenden Wellenberg, höher als alle anderen, auf sie zukommen. In aller Ruhe, ohne auch nur die geringste Hast erkennen zu lassen, wies er den Rudergänger an: »Ruder leicht links, Steuerbordmaschine ein Drittel, Backbordmaschine zwei Drittel voraus. Geben Sie mir laufend den Kurs an.« »Schiff driftet leicht ab«, meldete Aller. »Kurs eins-sieben-fünf, jetzt eins-sieben-null ...« »Eins-sechs-fünf halten.« Die Welle schickte sich an, das Schiff zu umklammern. Der Bug hob sich, stieg steil in die Höhe und neigte sich seitwärts. Als die Schräglage stärker wurde – der Inklinationskompass zeigte fast dreißig Grad an –, musste auch Vallenar nach Halt suchen, bis der Zerstörer den Kamm der Welle erklommen hatte. Sekundenlang bot sich ihm ein fantastischer Blick – quer über den Ozean, bis zum Horizont. Er hielt sich das Fernglas vor die Augen, um das Meer abzusuchen, ehe das Schiff in das nächste Wellental stürzte. Ein atemberaubendes Panorama aus steil aufragenden Gipfeln und unergründlich tiefen Tälern – eine chaotische Wasserlandschaft, so weit das Auge reichte. Sekundenlang bedrückte ihn die entnervende Erkenntnis der eigenen Endlichkeit, aber als das Schiff in den nächsten Abgrund fiel, ließ die Beklemmung nach. Er wartete, immer noch den Feldstecher vor den Augen, auf den nahenden Brecher. Und plötzlich stockte ihm der Atem: Da waren sie – nur eine dunkle Silhouette vor dem hellen Horizont, größer und näher, als er geglaubt hatte. Er konnte den Blick nicht abwenden. Der Tanker versank in der wilden See, tauchte aber

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