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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gleich darauf wieder auf. Wie ein Fabelwesen, das über die Schaumkronen eines Wasserbergs ritt.
    »Steuerbordmaschine ein Drittel zurück, Ruder hart rechts, Kurs eins-acht-null halten.« Wieder hob sich die Ramirez, das Deck kippte zur Steuerbordseite. »Treibstoffvorrat?« »Dreißig Prozent.« Er wandte sich an seinen Ingeniero de guardia, den wachhabenden Schiffsingenieur: »Ballast aufnehmen.« Die leeren Tankkammern mit Meerwasser aufzufüllen würde sie einen halben Knoten Fahrt kosten, ihnen aber die Stabilität geben, die sie in wenigen Minuten dringend brauchten. »Ballast in die Tankkammern«, bestätigte der Schiffsingenieur, sichtlich erleichtert. »Barometer?«, fragte Vallenar den Quartiermeister. »Knapp über minus drei, weiter fallend.« Er rief den Gefechtsoffizier auf die Brücke. »Wir haben Blickkontakt mit dem amerikanischen Schiff«, sagte er und drückte ihm das Fernglas in die Hand. Der Offizier stellte die Sehschärfe nach und bestätigte einen Augenblick später: »Ja, Sir, ich sehe es.« »Hält Kurs eins-neun-null«, sagte Vallenar und wies den Decksoffizier an: »Berechnen Sie unseren Kurs, wenn wir den Tanker abfangen und auf kurze Distanz unter Beschuss nehmen wollen.« Die Befehle wurden weitergeleitet, die Rückmeldungen kamen
    – alles routiniert und militärisch knapp und präzise, wie Vallenar mit Befriedigung feststellte. Er wandte sich wieder an den Gefechtsoffizier. »Meldung, sobald sie in Reichweite unserer Geschütze sind. Feuer erst auf meinen Befehl eröffnen.« Der Zerstörer bäumte sich auf, als er die nächste haushohe Welle nahm, dann kippte er mit dem Bug in das nächste tiefe Wellental – das schlürfende Geräusch hörte sich an, als wolle die entfesselte See das Schiff verschlingen. Das Deck krängte nach Steuerbord, der Bug gierte unkontrolliert querab. »Das Schiff läuft aus dem Kurs, Sir!« »Mit dem Ruder unterstützen. Kurs halten!« Gerade als das Schiff sich etwas stabilisiert hatte, sah Vallenar von Westen einen tigre auf sie zukommen. »Ruder nachgeben! Nachgeben!« Die Ramirez erklomm taumelnd den Kamm der Riesenwelle. Als sie brach, ergoss sich ein Schwall Wasser mit solcher Gewalt über das Oberdeck, dass sogar die Brücke geflutet wurde. »Ruder hart rechts!« Das Schiff scherte seitlich aus. »Ruder greift nicht mehr, Sir!«, schrie der Rudergänger. Das Ruder drehte sich locker in seinen Händen, der starke Seegang musste es aus dem Wasser gehoben haben. »Backbordmaschine zwei Drittel zurück, Steuerbordmaschine volle Kraft voraus!« Der Decksoffizier versuchte, den Befehl über den Maschinentelegrafen weiterzuleiten. »Ruder und Maschinen reagieren nicht, Sir!« Das Schiff gierte weiter querab. Vallenar überkam ein Anflug von Angst – nicht um sich und sein Leben, sondern weil er seine Mission noch nicht erfüllt hatte. Aber dann spürte er, wie sich das Heck des Schiffes senkte und Schrauben und Ruder wieder ins Wasser eintauchten. Er atmete tief durch, dann beugte er sich, als wäre nichts geschehen, über den Trichter der Sprechanlage und fragte die Radarwache: »Irgendwelche Luftkontakte?« Dass andere Schiffe dem Tanker zu Hilfe eilten, konnte er ausschließen, bei einem Flugzeug war er sich nicht so sicher. »Kein Luftkontakt im Umkreis von dreihundert Kilometern«, meldete die Radarwache. »Aber südlich voraus Eis.« »Was für Eis?« »Zwei große Eisinseln, etwas Treibeis und mehrere kleine Eisberge, Sir.« Sie laufen direkt ins Eis, dachte Vallenar mit grimmiger Genugtuung. Niemand steuerte einen Tanker bei diesem Wetter freiwillig auf die Eisgrenze zu, es sei denn, er sah keine andere Möglichkeit mehr. Aber es war eben der einzige Fluchtweg, den er ihnen gelassen hatte. Sie taten genau das, was er erwartet hatte. Vielleicht hofften sie, sie könnten sich zwischen den Eisbergen verstecken, um später im Schutz der Dunkelheit zu entkommen. Aber daraus wurde nichts. Im Gegenteil, der schwere Seegang würde südlich der Eisgrenze abebben, und das war sein Vorteil, denn im Eis konnte der Zerstörer seine höhere Wendigkeit ausspielen. Dort unten wollte er ihnen den Todesstoß versetzen. Es sei denn, das Eis kam ihm zuvor. »Tanker kommt in die Reichweite unserer Waffen«, meldete der Gefechtsoffizier. Vallenar ließ den Blick über den vom Sturm gepeitschten Ozean schweifen. Er konnte das amerikanische Schiff jetzt schon mit bloßem Auge als dunklen Fleck in der Wasserwüste ausmachen. Es war ungefähr acht Seemeilen entfernt, gab

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