Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
aber sogar auf diese Distanz ein schönes, lohnendes Ziel ab. »Reicht die Sicht für gezieltes Feuer?«, fragte er. »Noch nicht, Sir. Visuelle Zielerfassung ist bei dieser See und auf die Entfernung extrem schwierig.« »Dann warten wir, bis wir näher heran sind.« Die Minuten rannen dahin, doch kamen sie dem Tanker stetig näher. Der Himmel verdunkelte sich bereits, nicht mehr lange, und die Sonne ging unter. Der Sturm fegte noch immer mit acht Knoten. Vallenar spürte die innere Anspannung der Männer auf der Brücke: die unterschwellige alte Angst. Er dagegen blieb kühl bis ins Herz. Von Zeit zu Zeit gab er mit ruhiger, fester Stimme Anweisungen an den Rudergänger oder den Maschinenraum. Die behelfsmäßigen Reparaturen am Ruder und an den Schrauben hielten hervorragend. Seine Männer hatten gute Arbeit geleistet. Ein Jammer, dass so viele dabei umgekommen waren. Die Nacht senkte sich über den Ozean, die Rolvaag fuhr mit gelöschten Lichtern. Er konnte nicht länger warten. »Señor Casseo, einschließen auf das Ziel. Leuchtspurgranaten – Abstandszünder.« »Aye, Sir«, bestätigte der Gefechtsoffizier, »Leuchtspur laden, Abstandszünder.«
    Vallenar richtete den Blick auf die vorderen Geschütztürme. Er wartete ungeduldig. Und endlich sah er, wie sie sich drehten, wie die Geschützrohre sich etwa fünfundvierzig Grad hoben und schließlich – zeitlich leicht versetzt – zwei Granaten abfeuerten. Flammen züngelten um die Rohre, die Brücke wurde von der Wucht des Rückstoßes erschüttert. Vallenar hob das Glas und verfolgte, wie die Leuchtspur in einem leichten Bogen in den Himmel stieg. Zwei Fehlschüsse, zu kurz, weit hinter das Heck des Ice Ship. Der Zerstörer tauchte in ein Wellental ein, dann hob er sich wieder. Als er den höchsten Punkt erreicht hatte, feuerten die beiden Buggeschütze erneut. Diesmal lag das Feuer besser, wenngleich noch immer zu kurz. Ein paar Minuten ging das so weiter, dann meldete der Gefechtsoffizier: »Comandante, wir haben uns eingegabelt. Ich glaube, wir können das Ziel jetzt unter Feuer nehmen.« »Sehr gut. Wirkungsfeuer. Aber ich möchte den Tanker nur manövrierunfähig schießen, er soll Fahrt verlieren, ohne zu sinken, Señor Casseo. Den Gnadenstoß geben wir ihm, wenn wir dichter heran sind.« Stille, offensichtlich hatte es dem Gefechtsoffizier die Sprache verschlagen. Schließlich sagte er mit kehliger Stimme: »Ja, Sir.« Als sie auf dem Kamm der nächsten Welle waren, brachen wieder zwei Schüsse. Vallenar hörte die Granaten heulen und sah, wie die beiden todbringenden orangefarbenen Bogen sich ihren Weg gen Süden bahnten.
     
    Rolvaag,
    15.30 Uhr
    McFarlane lehnte sich an die Stahlrückwand der Beobachtungsplattform und ließ sich, obwohl es nur ein, zwei Schritte bis zum Plastikstuhl gewesen wären, einfach auf den Boden rutschen. Er war fix und fertig. Seine Beine fühlten sich bleiern schwer an, und in seinen Oberarmen zwickten mehr Muskeln, als er je dort vermutet hätte. Er merkte, dass Rachel sich neben ihn fallen ließ, war aber so zerschlagen, dass er nicht einmal den Kopf hob. Ohne Funkverbindung zur Brücke und ohne Zeit, Hilfe zu holen, waren sie gezwungen gewesen, sich selbst eine Lösung einfallen zu lassen. Und im Tunnel, hinter den verriegelten Türen der Metallspinde, hatten sie schnell gefunden, was sie brauchten: Dutzende sauber gestapelter, wasserdichter Planen. Und dann hatten sie eine halbe Stunde lang geschuftet wie die Berserker, immer die Angst im Nacken, dass es eine neue Explosion geben könne. McFarlane hakte sein Funkgerät los. Als er merkte, dass die Verbindung immer noch tot war, steckte er es achselzuckend wieder weg. Dann erfuhr Glinn eben erst später, was hier los war. Die Vorstellung, dass Britton, Glinn und die anderen die ganze Zeit über auf der Brücke ihrer Arbeit nachgegangen waren, ohne auch nur zu ahnen, was sich ein paar Decks unter ihnen zusammenbraute, kam ihm regelrecht absurd vor. Er fragte sich, wie es oben wohl aussehen mochte. Der Sturm war offensichtlich stärker geworden. Er spürte inzwischen, flach auf dem Boden liegend, jede Schlingerbewegung des Schiffes in den Knochen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Sickerwasser wieder von der Stahlwand des Tanks weggedrückt wurde und sich abermals ein Sprühregen feiner Tropfen über den Meteoriten ergießen würde. Rachel lag stumm neben ihm. Er sah, wie sie in die Brusttasche ihres Shirts griff, eine schmale Schmuckschatulle herauszog, sie

Weitere Kostenlose Bücher