Ice Ship - Tödliche Fracht
flankiert – gut dreihundert Meter weit vom Bug bis zum Heck führte.
McFarlanes Interesse an Britton war neu erwacht. Amira – offenbar noch unter dem Eindruck des Tadels, den sie sich eingehandelt hatte – war nach dem Dinner sehr gesprächig gewesen. Sie hatte ihm die Geschichte ihres Captains erzählt: die von dem Riff vor Spitzbergen, auf das Britton vor zwei Jahren einen Tanker gesetzt hatte. Die Tanks waren leer gewesen, die Schäden am Schiff jedoch beträchtlich. Britton war zu der Zeit
– so die Feststellung des Seegerichts – betrunken gewesen. Obwohl nicht nachgewiesen wurde, dass ihre Trunkenheit zu der Havarie geführt hatte – offenbar hatte der Rudergänger etwas falsch gemacht –, bekam sie danach einfach kein Kommando mehr. Kein Wunder, dass sie zugegriffen hat, als Glinn ihr den Strohhalm hinhielt, dachte er. Glinn überließ nichts dem Zufall, schon gar nicht die Entscheidung, wer bei der Expedition das Kommando über die Rolvaag hatte. Wer weiß, was er sonst noch über diese Frau wusste. Die Art, wie Amira sich über die Sache mokierte, gefiel ihm allerdings absolut nicht. »Mein Gott, wieso soll das ganze Schiff darunter leiden, dass sie ein Alkoholproblem hat?«, hatte sie zu ihm gesagt. »Und ich wette, bei der Mannschaft kommt das auch nicht gut an.« Glinn war inzwischen an der Stelle des Laufstegs angelangt, von der aus er die auf dem Hauptdeck versammelte Crew direkt im Blick hatte. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, wandte er sich an die Männer. »Ich bin Eli Glinn, Präsident der Effective Engineering Solutions«, begann er mit ruhiger, fester Stimme. »Die meisten von Ihnen sind in Grundzügen bereits über unsere Expedition unterrichtet. Ihr Captain hat mich gebeten, heute ein bisschen mehr ins Detail zu gehen. Das werde ich tun, und anschließend bin ich gern bereit, mir Ihre Fragen anzuhören.« Er ließ den Blick über die Männer schweifen. »Unser Ziel ist die Südspitze von Südamerika, wo wir für das Lloyd-Museum einen großen Meteoriten ausgraben wollen.
Wenn unsere Informationen zutreffen, handelt es sich um den größten Meteoriten, der je aus der Erde geborgen wurde. Wie viele von Ihnen wissen, haben wir für ihn im Tankraum einen speziellen Lastenschlitten als Halterung gebaut. Der Plan ist sehr einfach: Wir werfen im Bereich der Kap-Hoorn-Inseln Anker, meine Crew wird – mit Unterstützung durch einige von Ihnen – den Meteoriten ausgraben, zur Rolvaag transportieren und in den Tankraum verladen. Dann werden wir ihn zum Lloyd-Museum schippern, um ihn dort abzuliefern.« Er machte eine kleine Pause. »Einige von Ihnen fragen sich möglicherweise besorgt, ob das überhaupt legal ist. Nun, wir haben die Schürfrechte auf der Insel erworben, und da der Meteorit im Prinzip ein Brocken Erz ist, verstoßen wir gegen kein Gesetz. Natürlich könnte es theoretisch Probleme geben, weil Chile nämlich nicht weiß, was wir ausgraben wollen. Aber ich versichere Ihnen, das ist sehr unwahrscheinlich. Die Kap-Hoorn-Inseln sind unbewohnt, die nächste Ansiedlung ist Puerto Williams, achtzig Kilometer weit entfernt. Und für den Fall, dass die chilenischen Behörden Wind davon bekommen, was wir auf der Insel treiben, sind wir darauf vorbereitet, einen angemessenen Preis für den Meteoriten zu zahlen. Sie sehen also, es gibt keinen Grund zu Besorgnissen oder gar Ängsten.« Wieder eine kleine Pause, dann hob er den Kopf. »Irgendwelche Fragen?« Etliche Hände flogen hoch. Glinn nickte einem stämmigen Öler zu, der ganz vorn stand. »Was ist das eigentlich für ein Meteorit?«, fragte der Mann unter zustimmendem Gemurmel der anderen. »Es dürfte sich um eine Masse aus Nickel-Eisen handeln, mit einem Gewicht von ungefähr zehntausend Tonnen. Ein reaktionsarmer Klumpen Metall.« »Und was ist an dem Klumpen so wichtig?« »Wir glauben, dass es der größte je von Menschen entdeckte Meteorit ist.«
WiedMer wurden Hände gereckt. »Was passiert, wenn wir erwischt werden?« »Wie ich schon sagte«, erwiderte Glinn, »ist das eine hundertprozentig legale Operation.« Ein Mann mit rotem Wuschelkopf und wucherndem Bart, dem blauen Kittel nach Schiffselektriker, drängte sich nach vorn. »Mir gefällt das gar nicht«, verkündete er in breitem Yorkshi-re-Dialekt. »Wenn diese beknackten Chilenen uns schnappen, während wir uns mit ihrem Felsbrocken davonmachen, kann alles Mögliche passieren. Wenn das Ganze angeblich so hundertprozentig legal ist, weshalb kaufen wir ihnen
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