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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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huschte wie gehetzt rundum, blieb kurz an McFarlane hängen und konzentrierte sich dann auf das Tischtuch. Offenbar fühlte er sich nicht recht wohl in seiner Haut. »Und das ist Dr. Patrick Brambell, unser Schiffsarzt«, schloss Glinn die Vorstellung ab. »Auf allen sieben Meeren zu Hause.« Brambell bedachte die Tischrunde mit einem spaßigen Lächeln und einer japaMnisch anmutenden Verbeugung. »Waren Sie schon mal als Schiffsarzt tätig?«, erkundigte sich Captain Britton. Ganz der trockene Ire, antwortete Brambell: »Nicht nur das. Ich betrete festes Land nur im äußersten Notfall.« Britton nickte ihm zu, zog ihre Serviette aus dem Ring und legte sie sich auf den Schoß. Jede Bewegung und jedes Wort schienen bei ihr genau kalkuliert zu sein. Was freilich auch eine Art Schutzwall sein kann, dachte McFarlane. Als er nach seiner Serviette griff, fiel sein Blick auf den silbernen Halter mit der gedruckten Speisekarte: Consomme Olga, Lammrippchen, Huhn Lyonnaise, Tiramisu. Er pfiff leise durch die Zähne. »Irgendwas an der Speisefolge auszusetzen, Dr. McFarlane?«, fragte Britton.
    »Ganz im Gegenteil, ich war auf Eiersalat, Sandwiches und Pistazieneis gefasst.« »Gutes Essen gehört zur guten alten Bordtradition«, erklärte Captain Britton. »Unser Chefkoch, Mr. Singh, ist einer der besten Küchenchefs auf See. Sein Vater hat in den Tagen der Rajas für die britische Admiralität gekocht.« »Nichts erinnert den Menschen so sehr daran, dass seine Tage auf Erden gezählt sind, wie ein gutes Lammrippchen«, dozierte Brambell. »Alles zu seiner Zeit.« Amira sah sich suchend um. »Wo bleibt denn der Getränkesteward? Ich vergehe nach einem Aperitif.« Glinn räusperte sich. »Tut mir Leid, Rachel, aber Spirituosen sind an Bord nicht gestattet.« Amira lachte kurz auf. »Nicht gestattet? Sind Sie dem Klub züchtiger Hausfrauen beigetreten?« Glinn erwiderte gelassen: »Unser Captain erlaubt ein Glas Wein, zum Essen oder davor. Aber keine harten Getränke.« Amira lief an wie eine reife Tomate. »So.« Sie schielte kurz zu Britton hinüber, sah aber schnell wieder weg. Glinn wollte ihr über die Verlegenheit weghelfen. »Sie werden feststellen, dass ein guter Bordeaux die auferlegte Enthaltsamkeit leichter ertragen lässt.« Er deutete auf die offene Flasche Chateau Margaux neben dem Blumengesteck. Während an Amira noch ihre Verlegenheit nagte, schenkte Captain Britton allen – außer sich selbst – Wein ein. An den Nachbartischen, wo der kleine Disput zu betretenem Schweigen geführt hatte, wurde die Konversation wieder aufgenommen. Der Tischsteward trug die Consomme auf. »Was ist das für ein Gefühl, so einem großen Schiff vorzustehen?« McFarlane stellte die Frage nicht nur aus Höflichkeit, um die Stille zu überbrücken, etwas an Captain Britton hatte ihn neugierig gemacht. Er hoffte insgeheim, ihre Antwort würde ihm vielleicht einen Hinweis geben, was sie durch ihr liebenswürdiges, aber streng beherrschtes Auftreten kaschieren wollte.
    Britton nahm einen Löffel Consomme. »Nun, im Prinzip steuern diese modernen Tanker sich selbst. Ich muss lediglich darauf achten, dass das Zusammenspiel in der Crew klappt, und im Übrigen warten, bis etwas Unvorhergesehenes mein Eingreifen erfordert. Schiffe wie die Rolvaag mögen keine Untiefen, keine scharfen Wendemanöver und keine bösen Überraschungen. Wenn ich dafür sorge, dass uns das erspart bleibt, habe ich meinen Job schon erfüllt.« Sie löffelte stumm ihre Consomme, dann wandte sie sich an Glinn: »Übrigens, ich wollte Sie um einen Gefallen bitten. Unsere Expedition fällt ... etwas aus dem Rahmen des Üblichen. In der Crew wird schon getuschelt.« Glinn nickte. »Ich verstehe. Wenn Sie Ihre Leute morgen zusammenrufen, will ich gern mit ihnen darüber reden.« Als alle fertig und die leeren Suppenteller abgetragen waren, servierte der Steward den ersten Hauptgang. Der süßliche Duft von Curry und Tamarinde stieg McFarlane in die Nase. Er langte kräftig zu und merkte erst ein, zwei Sekunden später, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Himmel, so etwas Scharfes hatte er lange nicht gegessen. Er trank schnell einen großen Schluck Wasser hinterher. Brambell, der Schiffsarzt, sah das anscheinend anders. »Hmm«, murmelte er genießerisch, »köstlich, diese Lammrippchen.« Als er halbwegs wieder Luft bekam, fragte McFarlane Captain Britton: »Wie oft sind Sie schon ums Hoorn gefahren?« »Fünfmal. Aber immer im Hochsommer, da ist die Gefahr

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