Ice
erinnere mich, wie sich die beiden angeblickt haben, als Storm ins Krankenhaus geliefert wurde. Zwischen den beiden herrscht eine tiefe Verbundenheit. Wahre Liebe.
»Du hättest mir trotzdem die Wahrheit sagen können«, füge ich sanfter hinzu. Ich kann ihm nicht wirklich böse sein, denn er hat all das nur getan, um mich zu beschützen.
»Dein Vater hätte uns beide getötet. Er wusste von unserem Verhältnis.«
Er hat ja so recht. »Wie hat er das bloß herausgefunden?«
Ice nimmt meinen rechten Arm und tastet ihn ab. »Irgendwo auf der Innenseite deines Oberarmes hast du einen Senderchip unter der Haut.«
»Was? Davon weiß ich nichts!« Und warum dort und nicht am Nacken wie die Warrior?
»Natürlich weißt du nichts. Angeblich hast du ihn seit deiner Geburt. Dein Vater meinte, als eine Art Schutz, falls du mal entführt werden solltest.«
Mir wird schlecht. »Wohl eher, um mich zu überwachen.« Wie er es ständig getan hat. Darum trage ich das Implantat auch dort, wo es niemand vermutet.
»Deshalb hab ich dich hier auch gefunden.« Er deutet auf ein kleines Gerät an seinem Handgelenk.
Wie wild taste ich an meinem Arm herum und glaube, tief unter der Haut einen Knubbel zu fühlen. »Schneide mir das verdammte Ding raus!« Ich zeige ihm die Stelle und er drückt in meinen Muskel. Ich kann es nicht fassen, mein Leben lang habe ich einen Sender in mir?
»Noch nicht, vielleicht funktioniert er dann nicht mehr. Sonst weiß dein Vater, dass etwas nicht stimmt und schickt Truppen. Ich muss mir erst überlegen, wie ich dich in Sicherheit bringe. Außerdem sitzt er zu tief, das ist zu riskant, die Wunde könnte sich entzünden.«
»Und die Menschen hier? Falls wir verschwinden und ich nicht nach White City zurückkehre, wird der Senat ebenfalls Truppen schicken.« Vermutlich macht das der Senat so oder so, aber noch hege ich einen winzigen Funken Hoffnung.
Er zieht mich an seinen harten Körper und raunt: »Für mich zählst nur du.«
Hinter meinem Brustbein wird es warm. »Hier gibt es Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe.«
»Wie diesen Andrew?«, fragt er prompt.
Ich nicke. »Wir haben uns immer gut verstanden und wir haben eine ähnliche Vergangenheit.«
»Ich hab bemerkt, wie er dich angesehen und … angetatscht hat. Er war derjenige, mit dem du dein erstes Mal erlebt hast, oder?«
»Ja.« Lächelnd verstrubbele ich sein Haar. »Doch jetzt sind wir einfach nur gute Freunde. Aber es gibt hier so viel mehr liebe Menschen: Miraja, ihre Adoptivtochter und viele andere. Das sind keine Bestien, sondern ganz normale Leute. Friedliche Menschen. Ich will nicht, dass ihnen etwas zustößt.«
Ich lehne meinen Kopf an seine Brust, um mich zu sammeln und meine Gedanken zu sortieren. Ice’ vertrauter Geruch hilft mir, mich zu entspannen. Ich fühle mich wohl bei ihm. »Das sind schon wieder so viele schreckliche Neuigkeiten.« Tief atme ich durch. »Was hat Vater dir denn versprochen, wenn du mich zurückbringst?«
»Wenn ich mache, was er sagt, bleiben wir beide am Leben und er wird mir einen Sonderposten verschaffen.«
Gebannt schließe ich die Augen. »Und was hatte er mit mir vor?«
»Er hätte dich zu deiner Mutter geschickt.«
Ich möchte daran glauben, aber ich vertraue meinem Vater nicht mehr. »Warum hat er mir den Umgang mit dir nicht gleich verboten, als er aus New World City zurückgekehrt ist?«
»Wahrscheinlich kam er wegen des ganzen Chaos nicht eher dazu, deinen Sender auszulesen. Wer weiß, was sonst geschehen wäre. Vielleicht hätte er mich sofort hinrichten lassen. So war ich ihm nützlich.«
»Er muss etwas geahnt haben, als ich mit ihm am Frühstückstisch gesessen habe. Da habe ich mich wohl verraten, weil ich nicht ohne dich zurück nach New World City wollte. Wahrscheinlich hat er dann nachgesehen.«
Ice nickt. »Möglich. Er hat mir unseren Aufenthalt auf dem Monitor gezeigt. Diese Detektoren im Haus sind nicht alles Rauchmelder, sondern sie dienen lediglich deiner Überwachung. Er konnte genau verfolgen, wie lange und wo wir zusammen waren, als du mich gepflegt hast und … wir im Badezimmer … du weißt schon.«
Mein Bauch verkrampft sich, Magensäure stößt mir auf. »Ice, was genau hat er gesehen?«
»Nichts, Baby. Wir waren nur zwei Punkte auf einem Grundriss.«
Geräuschvoll atme ich aus. »Dem Himmel sei Dank, ich dachte schon, er hätte Details erkannt.« Erneut erinnere ich mich an Vaters Worte, als Ice aus dem Arbeitszimmer kam: Wir müssen alle
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