Ich arbeite in einem Irrenhaus
studieren und große Ohren zu machen? Dann würde sich mancher Bewerber die Sache noch einmal überlegen.
7. Wiederholungsfehler
Kann es sein, dass irre Firmen vor allem irre Mitarbeiter anlocken – so wie Kuhfladen unterverhältnismäßig oft von Fliegen und Castingshows von geltungssüchtigen Dummköpfen angesteuert werden?
Wahr ist: Etliche Mitarbeiter wiederholen immer wieder ihre alten Fehler. Zum Beispiel kenne ich eine Assistentin, die ein ausgesprochenes Talent dafür hat, sich unter allen möglichen Chefs immer wieder die größten Psychopathen herauszupicken. Jedes Mal, wenn sie einen Irren hinter sich lassen will, läuft sie einem neuen in die Arme.
Wer mehrfach an irre Firmen derselben Bauart gerät, muss sich fragen: »Was zieht mich an diesen Typen so an? Auf welche Augenwischereien falle ich immer wieder herein? Welche Anstalten mache ich, um in solche Anstalten zu kommen?«
3.
Ausbruch mit Köpfchen:
So entwischen Sie!
Einsam und verlassen auf einer Insel mit
Palmen??? – mir kommen gleich die Tränen,
Kottelmann!
W ollen Sie den Irrsinn hinter sich lassen? Träumen Sie von einer Firma, die noch alle Tassen im Schrank hat? Dieser Ausbruch wird Ihnen nur gelingen, wenn Sie Mut und einen perfekten Plan haben. Hier erfahren Sie …
• in welchen Fällen der Irrsinn einer Firma vergeht – und wann er auf ewig besteht,
• wie Sie herausfinden, ob ein Wechsel Sie wirklich glücklicher macht,
• wie Sie einen perfekten Fluchtplan schmieden und umsetzen
• und wie Sie das »große Frühwarnsystem« nutzen, um sich nie wieder in ein Irrenhaus zu verirren.
Lässt der Irrsinn sich vertreiben?
Hegen Sie noch die Hoffnung, dass Ihre Firma sich bessert? Spekulieren Sie darauf, dass der Irrsinn bald vom Hof gejagt und die Vernunft hofiert wird? Ob es zu einer solchen Wachablösung kommt, hängt nicht zuletzt von der Frage ab: In welcher Phase befindet sich Ihre Firma – Dorf- oder Dschungel-, Stadt- oder Wanderkultur (siehe Seite 22)? Die ersten beiden Stadien bieten einen Vorteil. Der Irrsinn, der sie begleitet, ist ein vorübergehender Irrsinn, kein Endstadium – sofern Ihre Firma sich noch entwickelt.
Ein hohes Maß an Unprofessionalität, wie es eine Familienkultur mit sich bringen kann, ein heilloses Durcheinander, wie es eine Dschungelkultur begleitet: Das können Kinderkrankheiten sein, die nach einigen Jahren auskuriert sind – unter der Voraussetzung, dass die Irrenhaus-Direktoren einsehen: So kann es nicht weitergehen! Damit ein Irrsinn verbannt werden kann, muss er erst einmal erkannt werden – und nicht geleugnet.
Wie gehen Ihre Chefs mit den Macken der Firma um? Sehen sie ein, dass es Bedarf an Verbesserungen gibt? Haben sie schon erste Schritte eingeleitet? Leben sie das, was sie optimieren wollen, selber vor? Dann kann der Irrsinn auf dem Rückmarsch sein.
Doch halten Ihre Nerven so lange durch, bis Vernunft einkehrt? Oder beißen Sie Ihrem Chef ins Bein, wenn Sie nur einen Monat länger als Teilchenbeschleuniger in diesem Chaos mitmischen müssen?
Je größer Ihr Leidensdruck und je geringer das Veränderungstempo Ihrer Firma ist, desto eher sollten Sie über einen Fluchtplan nachdenken. Dagegen kann das Abwarten eine kluge Strategie sein, wenn Ihr Unternehmen sich zügig bessert.
Ein Rückzug des Irrsinns, daran ist in der dritten Firmen-Phase, der Stadtkultur, nicht mehr zu denken. Hier geht der Irrsinn nicht in Rente – sondern bleibt Ihnen bis zur Rente erhalten. Er ist chronisch, hat die Abteilungen wie ein Schimmelpilz befallen, nistet in den Büros und in den Köpfen. Oberflächliche Maßnahmen können ihn nicht vertreiben, keine Restrukturierungen, keine Richtlinien, keine neuen Firmen-Leitbilder.
Die Kultur einer Firma ist wie eine Landessprache: tief verwurzelt. Natürlich können sich mit der Zeit neue Begriffe einbürgern. Aber der Grundwortschatz bleibt. Und wie die Sprache von den Älteren an die Jüngeren weitergereicht wird, so impfen in der Firma die Erfahrenen den Neulingen den Irrsinn ein. Nicht in erster Linie durch das, was sie beim Einarbeiten sagen – sondern durch das, was sie vorleben.
Neulich hat mir eine Klientin, Senior Consultant einer Unternehmensberatung, folgende Geschichte erzählt: Bei einem Jubiläum setzte sie sich zu Ruheständlern ihrer Firma und hörte ihren Geschichten zu: »Die Leute waren seit zehn, zwanzig Jahren im Ruhestand. Doch als sie erzählten, wo es bei uns klemmt, traute ich meinen Ohren kaum. Das
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