Ich arbeite in einem Irrenhaus
Initiativbewerbung »verhaften«. Idealerweise nutzen Sie dabei die Hilfe eines Betriebsspions, der Ihnen nicht nur wichtige Informationen über die Firma liefern kann (siehe Seite 257), sondern auch wichtige Kontakte vermittelt.
Ach wie gut, dass niemand weiß …
Die Flucht aus einem Irrenhaus will von langer Hand eingefädelt sein. Die wichtigste Regel: Sprechen Sie in der Firma mit niemandem über Ihre Fluchtgedanken! Denn was passiert, wenn Sie sich als potentieller Ausreißer zu erkennen geben? Dann müssen Sie mit Widerständen rechnen, die Ihnen die Flucht erschweren. Wie sehen diese Risiken aus?
Rache droht
Psychopathische Firmen sind von einer irrationalen Rachsucht erfüllt. Wenn sie eines hassen, dann verlassen zu werden – statt rauszuwerfen. Wenn Sie verkünden, dass Sie sich aus dem Staub machen wollen, kann das zur Folge haben, dass Sie selbst zu Staub gemacht werden: durch den Hammerschlag einer Kündigung.
Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass Chefs auf diese Weise ihren Mitarbeitern zuvorgekommen sind. Aus lauter Sorge, durch die Kündigung schlecht dazustehen, haben sie den Spieß umgedreht – und den Mitarbeiter im hohen Bogen rausgeworfen. Heimliches Motto: Wem die Firma nicht gut genug ist, der ist auch nicht gut genug für die Firma!
Offizielle Gründe für eine solche Kündigung sind schnell gefunden. Schon ein Firmenbleistift, den Sie mit nach Hause genommen haben, kann einen rechtskräftigen Rauswurf begründen.
Damit hätten Sie das Problem, sich aus einer gekündigten Position bewerben zu müssen – eine schlechte Voraussetzung, um einen attraktiven Job zu finden.
Fluchtpläne unter Beschuss
Gut möglich, dass Ihr Chef den Fluchtplan auf subtile Weise torpediert. Dann werden Sie immer, wenn Sie kurzfristig einen Tag Urlaub wollen (für ein Vorstellungsgespräch), keinen Tag Urlaub bekommen. Dann brechen solche Arbeitsfluten über Sie herein, dass Sie um 20 Uhr nicht zu Hause an Ihrer Bewerbung, sondern in der Firma an einem Quartalsbericht feilen. Und woher wissen Sie eigentlich, dass Ihr Irrenhaus-Direktor nicht mit dem Megaphon durch die Branche läuft und Ihren Ruf zerstört – so dass sich alle Türen vor Ihnen verschließen?
Eine solche Trotzreaktion könnte Ihnen das Leben irrsinnig schwer machen – und Ihre Bewerbungskampagne unnötig in die Länge ziehen.
Flügellahme Ente
Sobald Ihr Abgang sich ankündigt, werden Sie zur flügellahmen Ente. Ihr Name steht noch an der Bürotür, Sie sitzen noch auf Ihrem Stuhl – aber die anderen tun so, als wären Sie schon dahingeschieden. Oder ausgeschieden. »Läuft doch aufs selbe hinaus«, denken sich die anderen Insassen.
Die Kollegen tanzen Ihnen auf der Nase herum. Sie schlachten Ihre Projekte wie Schrottautos aus, reißen alles an sich, was ihrem Vorteil dient, und lassen alles bei Ihnen, was Kopfzerbrechen bereitet. Ihre Arbeitsfähigkeit ist zerstört. Aber bewahrt wird Ihre Fähigkeit, als Prügelknabe herzuhalten, besonders für die Fehler anderer.
Warum wollen Sie sich das antun? Es reicht doch schon, dass Sie nach Ihrer Kündigung automatisch in diese Rolle geraten.
Wenn der Neid schreit
Und schließlich könnte Ihr Fluchtgedanke bei denen, die hinter den Gittern des Irrenhauses bleiben, einen rasenden Neid freisetzen. Denn dass Sie schlau genug sind, diese Rabenfirma zu verlassen, heißt doch gleichzeitig: Die anderen sind zu dumm dazu. Oder zu träge. Oder zu inkonsequent.
Je mehr das stimmt, desto heftiger wird die Reaktion ausfallen. Es kann zu verbalen Attacken, zu Mobbing oder zu strafender Ignoranz kommen. Die Wut darüber, selbst in einem Irrenhaus festzusitzen, schleudern die Kollegen auf Sie, den Fliehenden – eine Projektion.
Darum müssen Sie Ihre Flucht so aushecken, dass es niemand mitbekommt. Wie das geht, davon handelt das nächste Kapitel.
Der spurenlose Fluchtplan
Eine Flucht gelingt am besten auf leisen Sohlen. Tun Sie alles, um Ihre Abgangspläne so lange wie möglich geheim zu halten. Doch wie schaffen Sie das? Welche kleinen Signale müssen Sie unbedingt vermeiden, um die Irrenhaus-Direktoren und die anderen Insassen nicht auf Ihre Fährte zu bringen? Hier ein paar wichtige Hinweise:
Riskantes Zwischenzeugnis
Nehmen wir an, ein Gefängnisinsasse sagte zum Direktor: »Würden Sie mir einen Passierschein für den Ausgang unterschreiben? Nicht, dass ich fliehen wollte. Ich hätte ihn nur gerne schon für den fernen Tag meiner Entlassung.« Wie glaubwürdig wäre das? Und
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