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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu schützen?«
    Dr. Bierbaum schob den dicken Schädel vor. »Das fragen Sie mich?« keuchte er.
    »Sind Sie nicht der Vertreter des Staates?«
    »Ich bin nicht der Gesetzgeber – ich bin ein ausführendes Organ des Gesetzes. Weiter nichts!«
    »Wer ist denn dann der Gesetzgeber?« rief Dr. Pelzer aufgebracht.
    »Eine Änderung des Grundgesetzes ist Sache des Bundesrates und des Bundestages – Sie wissen es doch alle, meine Herren. Warum kommen Sie zu mir? Warum überfallen Sie mich mit Anträgen, Vorwürfen, Anschuldigungen? Was ist ein Generalstaatsanwalt? Der Titel General täuscht – beim Militär hat er eine Befehlsgewalt. In der Justiz ist er ein Rad im Gesetz.«
    »Ich verlange, daß Sie sich als oberste Anklagebehörde vor unseren Antrag stellen, die Todesstrafe für Kapitalverbrechen wieder einzuführen.« Dr. Pelzer verkrampfte erregt die Hände. »Ich verlange Ihre Unterstützung! Hören Sie – ich bitte nicht darum. Ich verlange von Ihnen!«
    Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum trat an den vor Empörung bebenden Dr. Pelzer heran.
    »Um mir das zu sagen, sind Sie zu mir gekommen? Ich dachte, daß Sie die Ermittlungen mit an Ort und Stelle leiten, daß Sie –«
    Pelzer hob die Hand. Sein Gesicht verfiel. Die erregten Züge wurden alt, faltig und schlaff.
    »Ich kam zu Ihnen nicht allein deswegen«, sagte er langsam. »Ich hätte Ihnen das alles morgen gesagt, wenn die endgültigen Berichte vorliegen. Nur – da ist etwas, was mich sogar in dieser Situation um Ihren Rat bitten läßt.«
    »Wenn ich helfen kann …«
    »Augenzeugen berichteten, daß auf meine Polizisten ein schlanker, blonder Mann geschossen habe. Dieser Mann ist gestern nacht zufällig durch einen Streifenbeamten gesehen worden, wie er in der Vorstadt an einem Auto mit amerikanischer Nummer mit einem anderen jungen Mann sprach. Dieser Fremde kam aus dem Hause von Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig.«
    Oberstaatsanwalt Dr. Karlssen legte seine Zigarette hin. Der Aschenbecher klirrte, so unbeherrscht war seine Bewegung.
    »Landgerichtsdirektor Hellmig?«
    »Ja. Wir haben vom Überfall bis jetzt vier Stunden Zeit gehabt, unsere Ermittlungen zusammenzufassen. Es besteht kein Irrtum: einer der Bankräuber sprach mit einem Unbekannten, der einen Wagen mit amerikanischer Nummer fährt und aus dem Hause Dr. Hellmigs kam. Vor allem deswegen kam ich zu Ihnen, Herr Generalstaatsanwalt. So brennend die Sache ist, so unangenehm wäre es, wenn Dr. Hellmig hineingezogen würde. Bevor wir die Ermittlungen weiterführen, wollte ich Sie fragen, was Sie von dieser Verwicklung halten.«
    »Nichts!« Dr. Bierbaum fuhr sich mit der Hand über seine Glatze. »Wir werden Hellmig zu uns bitten. Ich werde selbst mit ihm sprechen.«
    Er wollte zum Telefon greifen, als es klopfte.
    Die Sekretärin brachte einige Blätter Papier herein und übergab sie mit einem Seitenblick auf den Polizeipräsidenten dem Generalstaatsanwalt. Bierbaum überflog die Zeilen.
    »Der erste umfassende Bericht der Kriminalpolizei. Die Bankräuber sind mit unbekanntem Ziel entkommen. Der gestohlene Wagen, mit dem der Raub ausgeführt wurde, ist in einem Waldstück nördlich Wiesbadens gefunden worden. Man vermutet, daß sich die Räuber nach Frankfurt begeben haben. Die Kriminalpolizei von Frankfurt hat bereits mit der Großfahndung begonnen.« Bierbaum warf die Blätter auf seinen Tisch.
    Der Polizeipräsident nickte grimmig. »Es wäre gut, wenn die Bevölkerung die Burschen totschlägt, bevor sie in die Hände der Staatsanwaltschaft fallen. Denn dann sind sie gerettet.«
    »Ich muß doch sehr bitten, Herr Dr. Pelzer«, sagte Bierbaum empört. Er sah auf Karlssen und Doernberg, die neben dem Fenster standen.
    »Der Sinn unserer Unterredung«, sagte Bierbaum hart, »ist durch die sich überstürzenden Ereignisse und die Haltung, die hier zutage tritt, ad absurdum geführt worden. Ich lasse Sie nicht im unklaren, meine Herren, daß Sie bei irgendwelchen Vorstößen nicht auf meine Unterstützung rechnen können. Ich distanziere mich von der Art Ihres Vorgehens.«
    Karlssen horchte auf. Er musterte Bierbaum und schloß seine Jacke, die er beim Niedersetzen geöffnet hatte.
    »Ich kann mich erinnern, daß 1950 in einem Weinlokal von einem Kollegen eine Rechnung aufgestellt wurde. In wenigen Jahren sind die Zuchthäuser überfüllt, sagte dieser Kollege. Dann hob er sein Glas und ließ die Verbrecher hochleben, die durch die Abschaffung der Todesstrafe ein romantisches Leben nach Spiegelbergart

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