Ich begehre dich noch immer
war.”
„Du hast sie angelogen”, gab Mark kühl zurück. „Warum?”
„Nein, es war nicht gelogen. Zumindest nicht alles. Ich habe dir geschrieben, dass mir während deiner Abwesenheit klar geworden war, dass ich zu jung war, um wirklich zu wissen, was Liebe bedeutet. Der Abstand zu dir hat mich den Tatsachen ins Auge sehen lassen. Es war besser, unsere Beziehung zu beenden. Also habe ich meinen Eltern gesagt, dass du genauso darüber dachtest wie ich. Das allerdings war gelogen. Aber du kannst unmöglich verstehen, was ich durchgemacht habe, Mark.”
Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du mich eines Tages hassen könntest, Mark, siehst du das denn nicht ein? fügte sie im Stillen hinzu. Du warst alles, was ich hatte, und ich liebte dich so sehr. Ich kam mir so schön und begehrenswert vor, wenn ich mit dir zusammen war. Wie konnte ich zulassen, dass du mich hasstest? Nein, schon die Vorstellung war unerträglich.
Ich war nie so selbstsicher wie meine Schwester Jessica, hatte nie ihre Fähigkeit, leicht Freundschaften zu schließen. Und ich hatte nicht so viel Mut wie Alice, meine andere Schwester. Ich war einfach nur Emily, die immer lächelte und es jedem recht zu machen versuchte, damit sie akzeptiert wurde. Und dann kamst du und liebtest mich.
„Wenn ich jetzt nicht nach Ventura gekommen wäre”, sagte Mark und brachte Emily damit abrupt in die Gegenwart zurück, „hätte ich niemals erfahren, dass ich einen Sohn habe, oder?
Zum Teufel, Emily MacAllister, du hattest kein Recht, mir seine Existenz zu verheimlichen.”
„Ich …”
„Aber jetzt bin ich am Zug”, fuhr Mark fort. „Und ich bin entschlossen, meinem Sohn zu sagen, dass ich sein Vater bin. Ich habe vielleicht die ersten dreizehn Jahre seines Lebens verpasst, aber das wird sich ändern. Ich will keinen einzigen Tag mehr versäumen, Emily.
Hörst du?”
Sie sah ihn entsetzt an. „O Mark, bitte, das kannst du nicht tun”, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. „Du kannst nicht einfach so verkünden, dass du … Das kann ein Zwölfjähriger nicht verarbeiten. Und ich habe ihm gesagt, dass ich und sein Vater uns geliebt haben, dass er ein wundervoller Mann gewesen ist und wir heiraten wollten, aber dass er dann bei einem Autounfall ums Leben kam.”
Mark brachte sekundenlang kein Wort heraus. Er wurde von einem plötzlichen Schwindelgefühl gepackt und musste tief Luft holen, um sich zu fassen. Er war tot? Emily hatte ihn einfach so mit einigen sorgfältig gewählten Worten aus dieser Welt hinausbefördert?
Tja, Trevor, mein Junge, dein Dad war ein wirklich toller Typ, aber leider hat ist er bei einem Unfall gestorben. Pech gehabt, mein Kleiner, aber du musst dich leider zu den unzähligen Kindern hinzugesellen, die bei einer allein erziehenden Mutter aufwachsen, weil ihr Daddy tot ist.
Diese Lüge schockierte ihn zutiefst. Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
Emily hatte nicht nur nie etwas für ihn empfunden, sie hatte es außerdem eiskalt übers Herz gebracht, ihn für tot zu erklären. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und aus dem Herzen, in das sie ihn offensichtlich sowieso nie geschlossen hatte.
„Das ist unglaublich”, flüsterte er fassungslos. „Und wann genau hast du diese Bombe platzen lassen?”
Emily seufzte. „Bei den MacAllisters hat ihm nie eine Vaterfigur gefehlt, Mark. Erst als er in die Schule kam, fragte er mich, warum er nur Onkel hatte und keinen Daddy wie die anderen Kinder.”
„Also musste ich sterben”, ergänzte Mark in grimmigem Ton, „als Mark etwa sechs Jahre alt war.”
„Ja. Ich ließ meine Familie wissen, was ich ihm gesagt hatte, und sie waren einverstanden, wenn auch widerwillig, mitzumachen. Ich habe Trevor außerdem niemals deinen Namen verraten. Er sollte sich nur einen Engel im Himmel vorstellen, der auf ihn Acht gab, wenn er an seinen Vater dachte. Und Trevor hat das Thema zum Glück nie wieder aufgegriffen.”
„Wie schön für dich.”
Mark fuhr sich mit der Hand durchs Haar, eine Geste, die Emily nur allzu vertraut war und die ihr zeigte, wie aufgebracht und bedrückt er war. Trevor tat genau das Gleiche, wenn ihn etwas aus, der Fassung brachte.
„Du hast mich nie geliebt, nicht wahr?” Mark sah sie abschätzend an. „Jessica war die Beliebteste, die Cheerleaderin, die Vorsitzende der Studentenversammlung und so weiter.
Alice hob sich von den berühmten MacAlIister-Drillingen durch ihren rebellischen Charakter ab. Und du warst weder das eine
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