Ich begehre dich noch immer
aufgenommen”, sagte Margaret leise. „Selbst wenn wir geahnt hätten, was zwischen dir und …”
„Grandma”, unterbrach Emily sie, „lass uns keine alte Geschichten aufwärmen, okay?” Sie sah Mark an. „Du hast gesagt, es gibt noch andere Gründe für deinen Besuch in Ventura?”
Mark nickte. Emily wartete darauf, dass er fortfuhr, aber Sekunden vergingen, und er schien nicht vorzuhaben, auf ihre unausgesprochene Frage zu reagieren.
„Ist das eine Art Ratespiel?” sagte sie schließlich und runzelte die Stirn. „Hast du die Absicht, uns diesen anderen Grund zu verraten oder nicht?”
„Alles zu seiner Zeit.” Mark machte eine kurze Pause. „Margaret sagte mir, du hast einen sehr anspruchsvollen Beruf und dass du kürzlich in ein Büro in der Stadt umziehen musstest.
Wie ich höre, erforschst du die Geschichte alter Häuser. Wie faszinierend! Und du arbeitest außerdem noch für die Restaurierungsabteilung von MacAllister Architects, damit sie alte Gebäude auf eine Weise restaurieren können, die ihnen die Anerkennung durch die hiesige Historische Gesellschaft einbringt. Außerdem genießt du an der ganzen Westküste den Ruf, zu den Besten deines Fachs zu gehören.”
Emily warf ihrer Großmutter einen tadelnden Blick zu. „Hast du auch nicht vergessen, ihm zu sagen, dass ich mir morgens nach dem Aufwachen die Zähne putze und es vor dem Zu-Bett-Gehen wiederhole, Grandma?”
Margaret lachte. „Sei nicht albern, mein Kind. Mark hat mich gefragt, was du so tust, und ich habe ihm geantwortet. Eine stolze Großmutter wird doch wohl noch prahlen dürfen. Wir haben nicht nur ein Recht darauf, es ist sogar unsere Pflicht. Wir waren schon zu einem anderen Thema übergegangen, zu der aufregenden Tatsache, dass Maggie und Alice geheiratet haben und jetzt auf der Insel Wilshire leben.”
„Ein gutes Thema”, meinte Emily mit einem Anflug von Ironie. „Es geht doch nichts über ein, zwei Märchenhochzeiten, um ein wenig Schwung in den Alltag zu bringen. Jessica hat auch geheiratet. Sie ist eine erfolgreiche Anwältin geworden und ist wahnsinnig in einen Polizisten namens Daniel verliebt, der eine kleine Tochter hat. Wir MacAllisters verbringen sehr viel Zeit auf Hochzeiten, wie es scheint…”
„Aber du hast nicht geheiratet?” unterbrach Mark sie.
„Ich?” Sie legte eine Hand an ihren Hals, als wollte sie ihren Puls beruhigen, der sich plötzlich dramatisch beschleunigt hatte. „Ach, Himmel, nein. Als ich jung und unreif und naiv war, da dachte ich noch, dass mir so ein Leben gefallen würde. Aber dann ist mir klar geworden, dass die Ehe nichts für mich ist.”
Sie lächelte und hoffte, Gelassenheit auszustrahlen, obwohl sie total durcheinander war.
„Na ja, das weißt du ja alles, weil wir beide unzertrennlich waren vom Tag an, als du nach Ventura gezogen bist und bevor du nach Boston verschwunden bist, um reich und berühmt zu werden. Wie albern wir doch waren, zu glauben, dass wir ineinander… Na ja, wir waren noch so jung und dumm, nicht wahr? Egal, genug von dem Thema.”
Was sie sagte, traf ihn mitten ins Herz. Emilys Worte waren wie ein Echo dessen, was sie ihm in jenem Brief vor so vielen Jahren geschrieben hatte. Sein erster Impuls damals war gewesen, sich gleich in die nächste Maschine nach Kalifornien zu setzen und nach Ventura zu fahren, um Emily zur Rede zu stellen. Sie sollte ihm in die Augen sehen und wiederholen, was in ihrem Brief gestanden hatte. Aber er hatte kaum genug Geld zum Leben gehabt, geschweige denn für ein Flugticket. Und außerdem hatte Emily in dem Brief ausdrücklich betont, dass zwischen ihnen alles aus war. Was hätte es also für einen Sinn gehabt, mit ihr darüber zu reden?
Und jetzt saß er über ein Dutzend Jahre später mit ihr zusammen im selben Raum, und sie brachte es wirklich übers Herz, ihm diesen Unsinn ins Gesicht zu sagen. Und es tat immer noch weh. Sehr viel mehr, als er es für möglich gehalten hätte.
Andererseits würde er den Zweck seines Besuchs bald erfüllt haben. Schon bei ihrer ersten Begegnung an seinem ersten Tag in Ventura lieferte Emily ihm die Gründe, die er brauchte, um sich endgültig von ihr zu lösen.
Und trotzdem …
Was sie gerade gesagt hatte, ergab keinen Sinn. Sie ließ es so aussehen, als wären sie beide übereingekommen, dass ihre Gefühle füreinander sich verändert hatten. Was ganz und gar nicht zutraf. Er war mit dem aufrichtigen Versprechen fortgegangen, Emily nachkommen zu lassen, sobald er sich
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