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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Mund ist trocken, meine Miene reglos. Gott, hoffentlich macht es bei ihr nicht klick.
    »Ich weiß das, ich war dabei, das haben sie an meinem Computer gemacht. Neulich erst. Woher hast du ihn? Wir müssen es der Polizei sagen. Er gehört Jez. Ich bin mir ganz sicher. Wie zum Teufel kommt er hierher?«
    Ich schlucke. Sauge an meinen Wangen, um etwas Speichel in den Mund zu bekommen.
    »Kit. Hat ihn auf dem Fußweg aufgehoben.«
    Ich stehe auf und gehe mit Helens leerem Glas zum Weinregal. Ich nehme eine neue Flasche heraus, lehne mich für einen Moment gegen die Spüle und schließe die Augen. Zähl, sage ich mir. Atme. Ich wende ihr immer noch den Rücken zu. In meinen Händen habe ich kein Gefühl mehr. Irgendwann kann ich den Korkenzieher doch richtig packen. Warum habe ich nicht eine Flasche mit Drehverschluss ausgesucht? Ich bekomme den Korken heraus und schütte Wein in ihr Glas. Hoffentlich bemerkt sie nicht den Schuss Whisky, den ich untermenge. Oder das Rohypnol.
    Bevor ich mich umdrehe, sammle ich mich. Ich setze mich, gebe ihr den Wein und streiche mir ein verirrtes Haar von der Wange.
    »Habt ihr der Polizei nichts gesagt?«, fragt sie.
    »Wir sind gar nicht auf die Idee gekommen. Warum sollten wir?«
    »Weil das ein Bild von Tim Buckley ist.«
    »Tim Buckley?«, sage ich. »Das wusste ich gar nicht.«
    Sie beugt sich vor, um den Anstecker aufzuheben, hält aber inne.
    »Sonia, wir müssen das Ding für die Forensiker in einen Plastikbeutel legen. Das ist ein wichtiges Beweisstück! Fass es nicht an.«
    »Wie gesagt, Kit hat ihn aufgehoben, sie dachte, er wäre etwas für Harry, aber der wollte ihn nicht – er kannte ihn gar nicht, diesen … wie hieß er gleich?«
    »Das ist alles sehr seltsam«, sagt sie und sieht mich an. Fügt sie in ihrem Kopf Puzzleteile zusammen, selbst so benebelt vom Alkohol?
    »Das ist nicht seltsam, Helen«, sage ich schroff. »Wir hatten keine Ahnung, dass er Jez gehören könnte.«
    »Aber überleg doch mal! Auf dem Fußweg der Tip, den Alicia gefunden hat. Jetzt das! Wo hat Kit ihn her? Das müssen wir der Polizei erzählen. He, Sonia, ich bin eine Detektivin! Ich werde das Rätsel lösen. Ich finde meinen Neffen. Ich habe das Gefühl, dass ich den Fall schon halb aufgeklärt habe. Lass mal nachdenken. Ich weiß. Er wollte herkommen und sich was von Tim Buckley ausleihen, oder? War er hier? Sonia!«
    »Nein, war er nicht«, zische ich.
    »Du musst dich nicht gleich aufregen!« Sie trinkt und sieht mich über den Rand ihres Glases an. »Warum hast du die Verbindung nicht gesehen, Sonia? Kit findet einen Button von Tim Buckley, Jez wollte sich hier ein Buckley-Album ausleihen. Du bist meine Freundin. Wenn du was weißt über Jez, irgendwas, dann musst du mir es sagen. Und? Weißt du was? Hast du ihn an diesem Tag gesehen? Oder Kit?«
    »Nein.«
    »Wir müssen die Polizei anrufen.« Sie fängt an zu lallen. Leicht wacklig steht sie auf. »Wo ist meine Tasche? Ich nehme mein Handy.«
    »Helen, es ist nach Mitternacht«, sage ich so freundlich wie möglich. »Die Polizei wird nicht begeistert sein, wenn wir um diese Uhrzeit wegen eines Ansteckers anrufen! Wenn du sicher bist, dass er Jez gehört, sagen wir es ihnen morgen.«
    »Wenn er den Fußweg genommen hat, wenn er hier war, müssen sie das wissen.«
    Ich merke erleichtert, dass ihre Stimme schwächer wird, sie formt jedes Wort, als koste es sie große Mühe.
    »Du bist völlig durch den Wind«, sage ich. »Erst mal müssen wir uns um dich kümmern. Weiß Mick, wo du bist? Oder die Jungs?« Meine Gedanken stürmen, die Eile treibt sie an. »Nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, sind die Jungs bestimmt außer sich. Hast du ihnen gesagt, dass du weggehst?«
    »Scheiße. Ich glaube, ich bin total voll. Ich muss mich hinlegen. Das Handy. Mein Gott. Als ich heute Nachmittag bei dir angerufen habe, habe ich mir eingebildet, ich hätte Jez gehört. Aber … nein, das ist verrückt. Oder?«
    »Völlig verrückt.«
    Sie starrt mich an, die Augen blutunterlaufen, das Gesicht vom Wein gerötet. Ich sehe ihr an, dass sie zweifelt. Langsam zählt sie eins und eins zusammen, trotz des Alkohols und jetzt auch trotz der Droge. Ich starre zurück. Warum hat sie mich in diese Lage gebracht? Sie schiebt sich vor der Bank weiter und will ins Wohnzimmer. Die Idee mit der Polizei lässt ihr keine Ruhe.
    »Gib mir das Telefon«, sagt sie, bevor sie auf das Sofa plumpst. Sie hat Mühe, die Augen offen zu halten. »Die Polizei …«
    »Mach

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