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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Boulevardpresse und die Paparazzi werden sich auf ihn stürzen. Man wird ihm Geld für seine Geschichte bieten. Durch diesen Artikel habe ich gar keine andere Wahl, als Jez länger bei mir zu behalten als geplant, zumindest bis sich der Wirbel gelegt hat.
    Bei der Tür in der Mauer angekommen zittern meine Hände, als ich den Schlüssel ins Schloss stecke und ihn herumdrehe. Simon kommt. Ich wollte ihn Jez vorstellen. Aber was mache ich, wenn er Jez von der Zeitung oder von den Werbetafeln in ganz Südostlondon wiedererkennt? Ich muss mit Simon unten proben. Aber wenn er fragt, warum wir nicht das Aufnahmeequipment im Musikzimmer benutzen? Wir arbeiten oft oben. Und wenn ich darauf bestehe, dass wir in der Küche bleiben, und er will das Bad im Musikzimmer benutzen, findet die Tür verschlossen vor und sieht durch die Fenster, was dann?
    Bis ich das Wohnzimmer erreiche, bin ich so nervös, dass ich kaum die Nummer wählen kann.
    »Simon, hallo, hier ist Sonia.«
    »Süße! Was gibt es?«
    »Tut mir leid, aber ich muss für heute absagen. Ich bin mit scheußlichen Halsschmerzen wach geworden. Es tut alles weh.«
    »Mein Gott, du hast die Schweinegrippe.«
    »Ha!« Meine Stimme klingt trocken und kehlig. Ich bekomme keinen Speichel zusammen.
    »Du klingst ganz schön kratzig, meine Liebe.«
    »Willst du für nächste Woche buchen – eine Doppelstunde?«
    Beim Sprechen purzeln Gedanken durch meinen Kopf. Wie lange kann ich Jez bei mir behalten? Irgendwann werden noch mehr Leute nach ihm suchen. Und wie lasse ich ihn unauffällig gehen, ohne dass die Medien etwas mitbekommen? Ich denke unweigerlich an die verschlossene Tür, die Tabletten meiner Mutter, die Schals. Ich tue ihm nicht weh. Bisher habe ich ihn still genossen, ohne ihm ein schlechtes Gewissen zu machen oder Schmerzen zu bereiten. Aber warum schäme ich mich dann? Wieder durchfährt ein Schauder meinen ganzen Körper. Vielleicht habe ich wirklich eine Grippe.
    »Halten wir nächste Woche mal fest, ja? Aber sag bitte Bescheid, wenn du noch nicht ganz auf dem Damm bist. Ich will mir nicht deine Bazillen einfangen, Süße. Solange die Show läuft, darf ich nicht meine Stimme verlieren.«
    Nach dem Gespräch mit Simon sage ich alle Termine für heute ab und erzähle, ich hätte die Grippe. Wenigstens ein paar Tage lang brauche ich das Haus für mich allein, damit ich mich auf Jez konzentrieren kann. Ich weigere mich, schon an Donnerstag zu denken, wenn Greg und Kit zurückkommen wollen. Und ich will noch nicht überlegen, wie oder wann ich ihn gehen lasse. Das ist alles noch unsicher, unbeantwortete Fragen, für die ich im Moment nicht genug Kraft habe.
    In der Küche lehne ich mich gegen die Anrichte. Setze Wasser auf. Mache Toast und atme seinen beruhigenden Duft ein. Ich greife nach einem Marmeladenglas und halte kurz inne, als ein Sonnenstrahl durch das Glas dringt und auf die vielen Stückchen Orangenschale in der bernsteinfarbenen Marmelade fällt. Der Anblick wirkt irgendwie beruhigend, mein Herzschlag verlangsamt sich. Wir schaffen das schon, Jez und ich. Immer eines nach dem anderen.
    Als ich wieder zu Jez hinaufgehen will, klingelt mein Handy. Ich klappe es auf, besorgt, ich hätte einen Kunden vergessen. Es ist Kit.
    »Mum! Du hast nicht zurückgerufen. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Hast du angerufen? Wann denn?«
    »Gestern Abend. Und eine SMS geschrieben. Wo warst du? Du erzählst mir ständig, dass ich dir sagen soll, wo ich bin! Und wenn ich mich melde, rufst du nicht zurück.«
    »Na, jetzt bin ich jedenfalls hier.« Ich merke, dass ich gereizt und ungeduldig klinge.
    »Wo ist hier?«
    »Zu Hause. In der Küche.«
    »Aber heute Morgen habe ich auch schon angerufen, und du bist nicht drangegangen. Ist alles in Ordnung? Dad konnte dich nicht erreichen. Er hat gemailt und alles.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Er macht sich Sorgen um dich. Er wollte hören, ob es dir gut geht.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Mum! Hör auf.« Sie klingt verzweifelt, den Tränen nahe. Ich hole tief Luft.
    »Na schön. Ich rufe ihn an. Kommst du denn am Donnerstag?«
    »Aha, also hast du meine Nachricht doch abgehört.« Sie ist hörbar erleichtert. »Ja, ich komme und bringe Harry mit. Ich möchte ihn euch vorstellen. Er ist was Besonderes.«
    Dazu sage ich nichts. Bisher waren Kits Freunde nicht nach meinem Geschmack. Oft sportlich, meist blond und immer mit irgendeinem schnellen Fahrzeug unterwegs. In welcher Hinsicht ist Harry wohl besonders? Der Gedanke an einen jungen

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