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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Mann im Haus, der nicht Jez ist, lässt mich zusammenzucken.
    »Ach, und Mum«, sagt sie zögerlich, »ich dachte, wir könnten im Gästezimmer schlafen. Ich weiß, dass du es nicht gerne benutzt, aber da steht das große Bett und …«
    »Kit, bitte! Ich brauche Zeit. Dräng mich nicht so.« Ich habe Jez länger allein gelassen als geplant. Es vergeht immer mehr Zeit, er hat sicher Hunger und Durst.
    Eine lange Pause folgt. Ich höre sie atmen. Dann seufzt sie und sagt mit gespielter Ruhe: »Tut mir leid. Das kann warten, wir können es spontan entscheiden. Aber du rufst Dad an, ja?«
    »Ja, mache ich.«
    »Ich freue mich schon darauf, euch zu sehen. Es kommt mir vor, als wäre Weihnachten ewig her.«
    »Ja, Schatz. Mir auch«, sage ich.
    Ich kehre in die Küche zurück, durchsuche die Taschen von Jez’ Lederjacke und finde das winzige Tütchen Gras, das er erwähnt hat. Ein paar Blättchen sind auch dabei.
    Durch die Oberlichter sehe ich, dass er auf dem Bett sitzt und den verletzten Fuß hochgelegt hat, also gehe ich hinein und präsentiere ihm die Rauchutensilien.
    Ich sehe ihm zu, wie er mit seinen langen Fingern den Joint dreht, dann zünde ich für ihn ein Streichholz an, stecke die Tüte an, und er nimmt einen tiefen Zug.
    Ich erkläre ihm, dass es eine kleine Planänderung gegeben hat. Dass Simon heute doch nicht kommt.
    »Wann lerne ich ihn dann kennen?«
    »Wenn es so weit ist. Wir müssen noch ein wenig warten. Heute wäre es nicht sicher.«
    »Nicht sicher?«
    »Schau nicht so erschrocken. Ich wollte nicht sagen, dass du in Gefahr bist, aber wir wollen doch nicht, dass die Leute reden …«
    »Schon kapiert. Er soll nicht herausfinden, dass ich über die Party Bescheid weiß.«
    Vom Gras wird er entspannter, er lächelt. Endlich habe ich das Gefühl, dass es wieder so wird wie am Anfang, als er hergekommen ist.
    Später an diesem Nachmittag, nachdem er vom Rauchen hungrig geworden ist und ein großes Mittagessen mit einer Tasse Tee, versetzt mit zerstoßenem Flurazepam, heruntergespült hat, schläft er durch die Tabletten tief und fest ein. Ich schlüpfe zu ihm ins Bett und streiche an einer Seite sein Haar zurück. Der Knutschfleck ist zum Teil verblasst. Ich ziehe ihm das schwarze Schmuckhorn aus dem Ohr, stecke es tief in meine Tasche und nehme das weiche Ohrläppchen in den Mund.
    Durch eines der Oberlichter sehe ich im Blassorange des Londoner Himmels den Mond als schmale Sichel aufgehen. Heute Nacht gibt es wieder Frost. Das Wasser wird eiskalt sein. Genau wie in der Nacht der jungen Schwäne.
    Seb wollte sie mir unbedingt zeigen, obwohl die Nacht viel zu kalt schien, als dass Schwanenküken überleben konnten. Es war stockdunkel. Nicht einmal die Laternen auf dem Fußweg brannten. Seb ließ sich an der Verankerungskette zum Ufer hinunter. Ich konnte die Wellen seufzen hören. Die Flut kam. Ich lehnte mich auf die niedrige Mauer gegenüber dem Haus und spähte hinab in das dunkle Wasser. Sebs Stimme trieb zu mir herauf.
    »Sie sind hier, Sonia. Die Küken sind auf die Schwäne geklettert, sie haben sich unter die Flügel gekuschelt. Es ist unglaublich. Das musst du dir ansehen!«
    »Es ist zu dunkel, Seb. Komm wieder rauf.«
    »Das Wasser ist schweinekalt. Meine Füße sind ganz taub.«
    »Beeil dich, Seb. Die Flut kommt. Ich kann sie an der Wand hören.«
    »Ich komme rauf.«
    »Geh zur Treppe!«, rief ich.
    Die Schwäne dümpelten als undeutliche Schemen auf dem dunklen Wasser. Die Steinmauer drückte sich kalt gegen meine Brust. In der Seniorenwohnanlage nebenan schlug eine Glocke Mitternacht, kurz darauf tat es ihr die Glocke von St. Alfridges nach. Die beiden schlugen immer leicht versetzt.
    »Die Flut ist schon zu weit. Ich klettere an der Kette rauf.«
    »Bist du verrückt? Die Mauer ist zu hoch! Das schaffst du nicht. Geh zur Treppe!«
    Die Kette rasselte und schlug gegen die Mauer, als Seb unten die großen Eisenglieder packte. Ich streckte den Arm in den Abgrund hinab. An der kalten Mauer konnte ich meinen Herzschlag spüren, mit der Hand ertastete ich den eiskalten Metallring. Dann endlich fühlte ich Haare, Sebs warmen Kopf. Meine Hand bewegte sich wie von selbst und schmiegte sich an seinen perfekt geformten Schädel. Ich ergriff seine Hand, zog ihn hoch und über die Mauer.
    »So ein Scheiß«, sagte er. »Ich würde ihnen gern folgen, aber wir müssen warten, bis es wärmer ist. Wir könnten ein Boot klauen. Oder ein Floß bauen. Den Schwänen den Fluss rauf zu Jacob’s Island

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