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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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dass du die Karte genommen hast. Manchmal muss man die einzige Karte einfach behalten. Und Alicia hat recht. Jez kommt bestimmt nach Hause, wenn dieser ganze Zirkus aufhört.«
    Ich sage Helen, ich müsse gehen. Sie bettelt um eine Verabredung. »So wie früher, als die Kinder noch kleiner waren, tagsüber im Park«, sagt sie, und ich sage, in Ordnung. Ist gut. Ruf mich an.
    Draußen in Covent Garden brennen grelle Lichter, die Bars sind voll, und auf der Piazza wogt die Partymeute, die sich für den Freitagabend trifft. Ich sauge die Stadtluft tief in die Lungen, während ich zum Embankment laufe. Ich warte nicht mehr auf meinen Mann, auf meine Tochter oder ihren Freund. Ich muss mit dem Clipper zurückfahren zu dem Jungen, den ich im Dunkeln zurückgelassen habe.

K APITEL N EUNZEHN
    Freitagabend
    Helen
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Helen.
    Diese Frage stellte jeder, sobald er die Haustür öffnete. Die leeren Gesichter reichten immer als Antwort, dass sich nichts getan hatte.
    Helen setzte sich an den Küchentisch. Ihr Herz hämmerte, als sie Mick und Maria bei Kerzenlicht Rotwein trinken sah. Sie schenkte sich auch ein Glas ein. Hinter ihr öffnete Barney eine Dose gebackene Bohnen. Er war offensichtlich gerade erst heimgekommen, er roch noch nach Pub und kalter Nachtluft. Mick und Maria mussten allein gewesen sein.
    »Was soll das gedämpfte Licht?«
    »Das ist besser für meine Migräne«, antwortete Maria. »Ich habe ständig Anfälle, seit Jez …« Ihre Stimme kippte, sie sprach nicht weiter.
    Nachdem sie Sonia das Herz ausgeschüttet hatte, konnte Helen die Lage klarer sehen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Statt ihre Fantasie mit sich durchgehen zu lassen, musste sie sich daran erinnern, unter welchen Druck sie alle standen. Besonders Maria. Sie ging zu ihrer Schwester, legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Maria wehrte sie ab.
    »Wie war die Oper?«, fragte Mick.
    »Ganz gut.« Helen setzte sich und trank einen großen Schluck Wein.
    Ihre Schwester war unmöglich, sie ließ Helen nicht an sich heran.
    »Ich habe zufällig Sonia getroffen. Anschließend haben wir noch etwas getrunken. Habt ihr mir was vom Abendessen aufgehoben?«
    »Tut mir leid, wir wussten nicht, ob du rechtzeitig zurückkommst«, sagte Mick.
    »Du kannst meines haben. Ich kann nichts essen.« Maria schob Helen einen Teller mit gebratenem Tunfisch zu.
    Helen sah auf das Essen, dann sah sie Mick an. Er erwiderte ihren Blick nicht, und sie brach innerlich zusammen. Udon! Ihr besonderes Essen, und für sie hatte er nicht mitgekocht.
    Mick wandte sich an Maria. »Kennst du Sonia? Die Stimmtrainerin? Ich habe mal mit ihrem Mann Greg in einer Band gespielt. Er ist Neurologe. Zurzeit hält er allerdings mehr Vorlesungen. Du lernst die beiden bestimmt irgendwann kennen.«
    »Toll«, sagte Maria desinteressiert.
    »Wenn sie nicht bald umziehen. Greg hat erzählt, dass er nach Genf ziehen will.«
    Die Luft war zum Schneiden dick. Es war schwierig, über etwas zu reden, sich irgendein Gespräch abzuringen, das sich nicht um Jez drehte. Als stünden sie alle auf einer Bühne und würden ungewohnte Rollen spielen.
    »Stimmt. Aber Sonia will nicht gehen«, sagte Helen. »Sie liebt das Flusshaus. Als sie in Norfolk gewohnt haben, ist sie richtig depressiv geworden.«
    »Genf ist ja wohl kaum Norfolk.«
    »Sie sagt, sie muss an der Themse sein, damit es ihr gut geht.«
    »Ha! Eigentlich weiß man doch, dass die Alpen besser für die Gesundheit sind als London«, widersprach Mick.
    »Es kommt darauf an, ob es um die geistige oder körperliche Gesundheit geht«, meinte Helen. »Jedenfalls habe ich ihr von Jez erzählt. Sie meinte, er könnte eine Freundin haben und wäre vielleicht einfach abgehauen.«
    »Was weiß die denn schon?«, fragte Maria. »Kennt sie ihn überhaupt?«
    Helen spürte, wie sich die Atmosphäre veränderte, als sie Jez erwähnte. Endlich konnten sie atmen.
    »Sie hat eine Tochter in Theos Alter, also kennt sie Teenager. Sie hat ihn mal gesehen, als ihr auf den Mauern unten am Fluss rumgeklettert seid, erinnerst du dich, Barney? Wir haben sie auf einen Tee besucht. Ach, und bei Micks Fünfzigstem müssten sie sich auch getroffen haben.«
    »Haben sie.« Barney knallte seinen Teller auf den Tisch und setzte sich. »Wo du es gerade sagst: Ihr Mann Greg wollte Jez dieses Album von Tim Buckley leihen, von dem er ständig redet. Jez wollte es abholen … ich glaube, sogar am letzten Freitagnachmittag. An dem Tag, an

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