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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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einem stirnrunzelnden Blick auf die Polizisten auf die Uhr sieht.
    »Es geht nicht um Ihre Großmutter«, sagt die Polizistin, »aber es wäre gut, wenn Sie bleiben könnten, wir haben ein paar Fragen.«
    Greg führt die beiden Polizisten, einen jungen Mann und eine Frau, ins Wohnzimmer. Im Kamin brennt ein Feuer, das er vorhin schon angezündet haben muss. Greg und ich setzen uns nebeneinander auf das Sofa, während Kit auf dem Sessel vor dem Fenster hockt und Harry hinter ihr steht, mit einer Hand auf die Lehne gestützt.
    Die Frau stellt sich als Inspector Hailey Kirwin vor und erklärt, dass ein Junge, den wir kennen könnten, als vermisst gemeldet und seit mehr als einer Woche nicht gesehen wurde.
    »Ich glaube, Sie wissen davon«, sagt die Frau und sieht mich mit ihren strahlend blauen Augen an. »Sie haben seine Tante gestern in der Oper getroffen.«
    »Richtig. Helen. Es stand auch in der Zeitung«, entgegne ich.
    »Jez!«, ruft Kit. »Mein Gott! Er wird vermisst? Warum hast du das nicht erzählt, Mum?«
    »Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Aber er ist Barneys und Theos Cousin.«
    »Also kennen Sie den Jungen?«, fragt die Frau Kit.
    »Von früher. Er ist jünger als ich. Er hat hier in der Nähe gewohnt. Jetzt lebt er in Paris, aber manchmal besucht er Barney und Theo. Die beiden kenne ich besser. Unsere Väter haben mal zusammen Gitarre gespielt. Und unsere Mütter waren befreundet. Mein Gott. Wie schrecklich. Was glauben Sie, das passiert ist?«
    »Das versuchen wir herauszufinden. Es ist für ihn untypisch wegzubleiben und niemandem Bescheid zu sagen. Und mittlerweile ist er seit über einer Woche verschwunden.«
    Ich habe das seltsame Gefühl, eine Glasplatte hätte sich herabgesenkt, und ich würde alles durch die beschlagene Scheibe sehen und hören. Ich schnappe einen Teil von dem auf, was Inspector Kirwin sagt, aber es hat keinen Zusammenhang … niemandem aufgefallen … länger als vierundzwanzig Stunden … Fluss abgesucht … nie angekommen.
    Als sie fortfährt, klingt ihre Stimme belegt und dumpf. »Wir müssen jetzt wissen, ob er hierhergekommen ist, um das Album zu holen.«
    »Wann war das?«, fragt Greg.
    »Gestern vor einer Woche«, antwortet der junge Constable.
    »Also als ich weg war.« Greg sieht mich an. »Ist Jez vorbeigekommen, als ich weg war, Sonia?«
    Mein Mund ist so trocken, dass ich kaum ein »Nein« herausbekomme.
    »Das Album, das er sich leihen wollte, ist anscheinend von …«, der Constable sieht in seinem Notizbuch nach, »einem gewissen Jim Butler.«
    »Tim Buckley«, korrigiert Greg. »Das stimmt. Ich habe die Platte. Sie ist schwer zu bekommen. Ich habe mich mit ihm darüber auf der Party zu Micks fünfzigstem Geburtstag unterhalten, unter dem Durchgang. Erinnerst du dich, Sonia?«
    »Wie bitte?«, frage ich.
    Mir ist viel zu heiß. Ich nehme meinen Kaschmirschal ab und werfe ihn über die Sofalehne.
    »Ich habe dir davon erzählt. Er hatte nach dem Album gesucht. Ich habe gesagt, ich hätte es, er könnte es sich ausleihen. Das weiß ich noch, weil ich beeindruckt war, dass sich so ein junger Mann für solche Musik interessiert.«
    Das Feuer im Kamin knistert und spuckt, als wollte es sich in das Gespräch einmischen.
    »Und ich habe gesagt, er könnte es sich natürlich leihen, wenn er es in einem ordentlichen Zustand zurückgibt.«
    »Ach ja«, sage ich.
    »Aber er ist nicht gekommen?«, fragt Kirwin. Sie muss farbige Kontaktlinsen tragen. Niemand hat derart blaue Augen.
    »Nein«, wiederhole ich.
    »Könnten wir uns das Album, um das es geht, mal ansehen?«
    »Natürlich.« Greg steht auf. »Es müsste oben in unserem Musikzimmer sein. Ich hole es. Oder möchten Sie mitkommen?«
    »Vielleicht könnte Sonia es mir zeigen«, sagt Kirwin. »Sie war ja auch an dem Tag hier, an dem er vorbeikommen wollte. Mein Kollege würde gerne Ihnen und Ihrer …«
    »Das sind meine Tochter Kit und ihr Freund Harry. Sie waren nur über das Wochenende hier. Sie studieren in Newcastle und müssen zum Zug. Sie müssen heute zurück sein.«
    »Wir halten Sie nicht lange auf«, versichert die Frau lächelnd. Mich sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Wie in Trance stehe ich auf, und sie folgt mir die Treppe hinauf ins Musikzimmer.
    Ich weiß genau, wo das Album von Tim Buckley ist, weil Jez vor ein paar Tagen damit herumgewedelt hat, als er meinte, er würde jetzt nach Hause gehen und wolle es nicht mehr ausleihen. Trotzdem spiele ich kurz vor, ich sei mir nicht

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