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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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nehmen?«
    »Mutter, wir haben keine. Das musst du doch noch wissen. In einem Haus ohne Garten braucht man keine Schubkarre.«
    »Hmmm. Ich habe die Pflanzen am Flusshaus ja früher gepflegt. Ich habe in diesem Hof Blumen gezogen, dass es gegen die Natur ging. Alle haben gesagt, auf der Schattenseite des Hauses würde Goldreden nicht blühen, aber ich hatte Blüten, als würde es kein Morgen geben. Und die Clematis! Purpurne Sterne, in der grünen Nacht ihrer Blätter. «
    »Das klingt schön.«
    »Das ist von Oscar Wilde. Ich hätte auch nicht gedacht, dass du es kennst. Und die Pfingstrosen. In einem Jahr habe ich vor der Mauer in der schattigsten Hofecke sogar Sonnenblumen gezogen, und sie sind richtig hoch gewachsen, sie brauchten nur etwas Liebe und Aufmerksamkeit.«
    Ich frage mich, wie meine Mutter ihren Pflanzen so viel Liebe und Aufmerksamkeit geben konnte, wenn sie für mich so wenig übrig hatte.
    »Trotzdem gab es im Flusshaus nie eine Schubkarre, Mutter.«
    »Und wofür willst du dann meinen Rollstuhl haben?«
    »Das habe ich gerade erklärt! Ich räume die Garage auf. Ich brauche ihn, um die schweren Sachen zum Haus zu bringen.«
    »Du solltest auf Greg hören und das Haus verkaufen. Seine Zeit ist vorbei.«
    Sie schwenkt das Glas hin und her, das zu drei Vierteln geleert ist. Es ist für Gin noch etwas früh, aber draußen wird es langsam dunkel, und sie hat schon ihre Lampe eingeschaltet, was für meine Mutter als Cocktailstunde gut genug ist. Ich schenke ihr nach, gebe ihr das Glas zurück und lasse einen Zitronenschnitz hineinfallen, als sie es annimmt. Der Gin sprudelt und zischt sie an.
    »Also, was kann ich für dich tun?«, fragt sie.
    »Den Rollstuhl, Mutter. Kann ich ihn mir leihen? Nur für einen Tag?«
    »Nimm ihn!«, sagt sie. »Nimm ihn mit. Schon bei dem Anblick fühle ich mich alt und gebrechlich. Ich würde dieses schreckliche Ding am liebsten nie sehen. Warum wolltest du unbedingt, dass ich ihn kaufe?«
    »Den Rollstuhl brauchst du doch für deine Ausflüge in die Heide und ins Dorf oder in den Park. Ich bringe ihn sofort zurück, wenn ich aufgeräumt habe.«
    Sobald sie es sich vor dem Fernseher bequem gemacht hat, sage ich, ich müsse gehen, und schiebe den Rollstuhl durch die Flure zum Haupteingang.
    Wenn man es eilig hat, scheint die Welt das manchmal zu wissen und einen absichtlich auszubremsen. Als ich das Foyer erreiche, verlässt Max gerade die Wohnung seiner Mutter.
    »Hallo, Sonia.« Er grinst, dass sich Grübchen in seine rosigen Wangen graben. Max sieht aus wie ein Mann, der sein Leben lang glücklich war, der mit einem Lächeln auf die Welt gekommen ist und es nie abgelegt hat.
    »Ach, Ihre Mutter geht aus? Was haben Sie denn für einen kleinen Überraschungsausflug geplant?«
    Ich erkläre, ich wolle den Rollstuhl schon mal für die nächste Spazierfahrt meiner Mutter im Auto verstauen.
    »Da helfe ich Ihnen doch!«, sagt er. »Hier, lassen Sie mich mal.«
    Wir schieben den Rollstuhl durch die Doppeltür. Am Auto bedanke ich mich überschwänglich bei Max. Er sieht mich einen Moment länger an, als mir angenehm ist. Will er mich gleich zu einem Drink einladen?
    »Es ist schon seltsam«, sagt er, »manchmal beneide ich meine Mutter um ihre kleine Wohnung hier, sie bekommt die Wäsche gemacht und hat den ganzen Tag nichts zu tun, als Scrabble zu spielen und über die anderen Bewohner zu tratschen.« Er steht da, die Hände in die Hüften gestemmt, als hätte er selbst den ganzen Tag Zeit.
    »Es tut mir leid, Max, ich habe es etwas eilig. Ich würde mich gerne noch mit Ihnen unterhalten …«
    »Vielleicht können wir ja mal eine Tasse Tee zusammen trinken … hier im Aufenthaltsraum?«
    »Gerne.«
    »Der Aufenthaltsraum war natürlich nur ein Scherz. Ich wollte sagen, vielleicht kann ich Sie mal zum Abendessen einladen?«
    Ich lächle. »Wenn ich mal nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll.«
    Er sieht mich an, als würde er meine Antwort irgendwie positiv auslegen wollen, dann nickt er, klappt den Rollstuhl zusammen und hebt ihn für mich in den Kofferraum.
    »Das hätten wir!« Wieder breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Alles bereit für Mums nächsten Ausflug. Passen Sie auf sich auf.«
    So schnell ich kann, fahre ich zurück zum Fluss.

K APITEL S IEBENUNDZWANZIG
    Sonntag
    Helen
    Helen setzte sich mit ihrem üblichen großen Cappuccino auf einen der wenigen freien Stühle in dem Marktcafé und stützte den Kopf in die Hände. Sonia hatte ihr nicht

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