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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Verdacht auf Meningitis bestand? Vage erinnere ich mich. Ein Ausschlag, der sichtbar bleibt, wenn man ein Glas auf die Haut drückt. Übelkeit. Überempfindlichkeit gegen Licht.
    Übergeben hat Jez sich schon. Was soll ich machen, wenn er Antibiotika braucht? Wenn er tatsächlich etwas Ernstes hat? Ich beuge mich über ihn, ziehe die Decke weg und suche nach verdächtigen Ausschlägen. Über die Innenseite der Oberschenkel ziehen sich winzige, hellrote Pünktchen. Mein Herz klopft wie wild. Das kann keine Blutvergiftung sein. Bekommt man nach einem Fieberschub nicht immer einen Ausschlag? Das ist bestimmt die Erklärung.
    Ich decke ihn wieder zu. Panik wäre jetzt genau das Falsche. Ich muss ruhig und vernünftig bleiben. Alles Schritt für Schritt durchdenken. Ich erinnere mich an die Anfänge meines Medizinstudiums, an die Kurse in Erster Hilfe, die ich absolviert habe, als Kit ein Kleinkind war. Ich muss seine Wärmflasche neu füllen und mehr Wasser holen, um ihm etwas zu trinken zu geben und ihm das Gesicht abzuwaschen.
    Der Gestank ist unerträglich. Ich muss würgen. Er vermischt sich mit einem Geruch aus dem Fluss, einem widerlichen Mief, nicht dieser reinen Atmosphäre der Gezeiten. Da unten muss irgendwas gestorben sein und langsam verwesen. Manchmal spült das Wasser Leichen an. Und natürlich Seevögel. Säcke mit Kätzchen. Einmal habe ich einen Esel gefunden, halb aufgefressen von Chemikalien oder Raubfischen, die Seite so aufgerissen, dass alle blutigen Rippen zu sehen waren. Der Gestank verschwindet erst, wenn sich das Fleisch völlig zersetzt hat und die Knochen so sauber gewaschen sind, als fände man im Tod schließlich zur Reinheit zurück. Wie bei den Schuhsohlen, die am Strand liegen. Es ist komisch, wie selten man ganze Schuhe findet. Der Fluss verschlingt das weiche Obermaterial, aber verschmäht die Sohlen. Die Flut bringt sie mit, zu Hunderten liegen sie am Strand, wenn das Wasser zurückgeht. Vereinzelte Fußspuren der Vermissten und Ertrunkenen.
    Eigentlich wollte ich Jez zurück ins Musikzimmer bringen, doch nachdem er krank ist, geht das nicht so einfach. Ihn am Weglaufen zu hindern ist kein Problem, solange er so schwach ist. Aber jetzt bin ich nicht mal sicher, ob er die kurze Strecke zurück zum Haus laufen könnte, selbst wenn ich ihn stütze. Er ist zum Invaliden geworden.
    Bei dem Wort Invalide kommt mir einer meiner seltenen, aber genialen Geistesblitze. Der Rollstuhl meiner Mutter! Ich soll sie heute besuchen. Wenn ich jetzt gehe, kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dann schiebe ich Jez einfach zum Haus, als würde ich mit meiner Mutter einen netten Abendspaziergang machen, wie in der ersten Zeit nach dem Umzug. Ich packe Jez so ein, wie ich es bei ihr tun würde, mit einer Decke über den Knien, einem Tuch um den Schultern und einem Schal über dem Kopf, den ich unter dem Kinn zusammenknote.
    Ich sage Jez, ich würde nicht lange wegbleiben. Als ich ihn zudecke, ist er kaum noch bei Bewusstsein, trotzdem überprüfe ich das Klebeband, bevor ich gehe.
    Ich muss schnell handeln. Wenn seine Krankheit ernst ist, darf ich nicht zögern. Ich hole die Autoschlüssel aus dem Flusshaus und laufe über den Fußweg zurück.
    Auf den schmalen, auf beiden Seiten zugeparkten Straßen, die sich vom Fluss zur Hauptstraße winden, fluche ich leise vor mich hin. Es kommt mir fast so vor, als würde der Verkehr vor mir absichtlich stocken. Und jede Ampel auf meinem Weg ist rot.
    Endlich überquere ich die Hauptstraße und folge der Maze Hill vorbei an Helens Haus nach Blackheath Standard.
    Ich stelle mein Auto auf einem Besucherparkplatz des Altenheims ab und betrete das Haus mit dem Schlüssel, den meine Mutter mir gegeben hat.
    »Du hast mich am Samstag nicht besucht«, fährt sie mich an, bevor ich ganz durch die Tür gekommen bin. Als Friedensangebot gebe ich ihr eine Flasche Gin, die ich aus dem Flusshaus mitgenommen habe.
    »Tut mir leid, Mutter. Es war viel los. Kit war zu Hause und Greg …«
    »Du hättest wenigstens anrufen können. Du weißt ja nicht, wie es ist, den ganzen Tag zu warten und niemanden zu sehen. Du trinkst doch sicher einen Kaffee.«
    »Gerne.«
    Nach einer halben Stunde beisammensitzen und Buße tun, nicken und zustimmen, dass die anderen Bewohner bestimmt sehr lästig sind, erzähle ich meiner Mutter, ich würde die Garage ausräumen und könnte den Rollstuhl gut gebrauchen, um Sachen über den Fußweg zu schaffen.
    »Kannst du nicht die Schubkarre

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