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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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durch Herrn Köhler wisse, dass er für die Hausverwaltung arbeite. Lars Liebermanns Gesicht lief dunkelrot an, er stammelte etwas über unbeabsichtigte Kommunikationsdefizite, drückte mir die Schlüssel in die Hand und hatte es danach ziemlich eilig, sich zu verdrücken. Ich bedauerte ihn ein bisschen, denn ich konnte gut nachfühlen, wie ihm zumute war, aber in diesem speziellen Fall war mir das Hemd näher als die Jacke. Er konnte froh sein, dass sein Vater nichts von seinem unerlaubten beruflichen Alleingang erfuhr.
    Doro hatte zwar angeregt, dass ich noch ein paar Wochen länger bei ihr wohnen blieb, damit ich mit Dirks Hilfe in aller Ruhe die Renovierung in Angriff nehmen konnte, doch davon hielt ich nicht viel. So sehr ich die beiden auch mochte und auf ihre Hilfe angewiesen war – ich wollte keinen Tag länger Doros Logiergast sein. Das Streichen der Wände, so hatte ich mir überlegt, würden wir einfach sukzessive erledigen, Raum für Raum, so wie man es sonst auch machte, wenn man bereits irgendwo wohnte. Da konnte man ja auch nicht jedes Mal ausziehen, wenn man frisch streichen wollte.
    Die Möbel hatte ich wie geplant bei IKEA gekauft und ließ sie gegen einen erschwinglichen Aufpreis liefern. Weil es ein paar Tage dauerte, bis sie gebracht wurden, schlief ich die erste Zeit auf einer von Doro geborgten Isomatte. Das bescherte mir beim morgendlichen Aufstehen höllische Rückenschmerzen, aber die hielt ich bereitwillig aus, denn dafür spazierte nachts niemand mehr an mir vorbei zum Pinkeln ins Bad oder brachte nebenan die Wand mit Liebesspielen zum Vibrieren.
    Meine ersten Tage in der neuen Wohnung waren ausgefüllt mit diversen Behördengängen, Ummeldungen und dem Beschaffen von allerlei Haushaltskram, außerdem besorgte ich Farben und andere Utensilien für das Streichen der Wände. Nachdem ich das Gröbste erledigt hatte, verkaufte ich mein Auto. Der Gebrauchtwagenhändler war ein Freund von Dirk und machte mir einen fairen Preis, sodass ich mit dem Erlös meine Finanzen wieder etwas konsolidieren konnte. In Frankfurt war ich ohne Auto sowieso besser dran, man kam mit Straßen- und U-Bahn überallhin.
    Die Suche nach einem Job hatte ich ebenfalls bereits in Angriff genommen – ich hatte Blindbewerbungen an zwei renommierte Frankfurter Weinhandlungen geschickt, außerdem hatte ich mich bei der Arbeitsagentur als arbeitssuchend gemeldet. Irgendwas würde sich bestimmt bald finden.
    Am Freitag nach meinem Einzug kamen die Möbel. Herr Knettenbrecht wieselte um die Möbelpacker herum und achtete streng darauf, dass sie im Treppenhaus keinen Schaden anrichteten. Als zwei von den Ansari-Kindern zum Spielen nach unten in den Hof gehen wollten, befahl er ihnen schimpfend, nicht im Weg herumzustehen. Bei der Gelegenheit machte ich mich mit Frau Ansari bekannt, einer hübschen, molligen Schwarzhaarige Mitte dreißig, die Herrn Knettenbrecht ignorierte, aber mich mit großer Herzlichkeit begrüßte und mir in einer Mischung aus gebrochenem Deutsch und recht gutem Englisch erklärte, dass ich unbedingt mal zum Essen vorbeikommen müsse.
    Von den übrigen Mietern hatte ich die Woche über niemanden gesehen, bis auf einmal, als im ersten Stock eine alte Dame um die achtzig die Nase aus der Tür streckte, während ich gerade mit einem Wäschekorb aus dem Keller kam. Dem Klingelschild zufolge hieß sie Hildebrand.
    Am Samstag erschienen wie vereinbart Doro und Dirk, um mir beim Zusammenbauen der Möbel zu helfen. Hinterher – so jedenfalls der Plan – wollte Dirk die Küche streichen. Ich hatte schon alles säuberlich mit Folie abgeklebt, damit er gleich loslegen konnte, sobald die Möbel standen.
    Es stellte sich jedoch heraus, dass sich Dirks technischer Sachverstand bei der Möbelmontage in Grenzen hielt. Nachdem er mühsam und unter zahlreichen Flüchen einen Sessel namens Poäng zusammengeschraubt hatte, brütete er ausgiebig über den Kleinteilen meines neuen Kleiderschranks. Unterdessen hatten Doro und ich das Bett, den Esstisch und ein Sideboard aufgestellt. Beim Sofa waren nur die Füße anzuschrauben, und auch die beiden kleinen Couchtischchen waren schnell montiert.
    »Dieses System ist aber auch wirklich unübersichtlich«, beschwerte sich Dirk, der bei dem Schrank nicht über das Planungsstadium hinauskam. Er hielt zwei Schrauben von unterschiedlicher Größe nebeneinander. »Woher soll man wissen, welche davon welche ist?« Er zeigte auf die Gebrauchsanleitung. »Hier sehen die Schrauben alle

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