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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Spielen veranstalteten, rückte auf einmal völlig in den Hintergrund.
    Er sah mir unverwandt in die Augen. »Ihre Geschichte – also die Sache mit diesem gestorbenen Ex und seinen Enkeln, die Sie plötzlich aufgedrückt kriegen, und dem Gerichtsvollzieher – auch wenn sich alles beim ersten Hören noch ziemlich verworren anhört, steckt da eine Menge Potenzial drin. Komödiantisches Potenzial.«
    Ich starrte ihn an. »Wie gesagt: Ich kann daran nichts Komisches entdecken. Genau genommen finde ich es sogar alles andere als lustig.«
    »Das liegt im Auge des Betrachters, glauben Sie mir.«
    »Ich will aber nicht, dass es im Auge von irgendwelchen Betrachtern liegt. Schon gar nicht im Auge von Fernsehzuschauern. Es kommt überhaupt nicht infrage, dass Sie meine Geschichte für Ihr Drehbuch benutzen.«
    »Es wäre selbstverständlich anonym und entsprechend verfremdet. Wie eine völlig fiktive Story.«
    »Nein.«
    »Wahrscheinlich brauche ich Ihre Erlaubnis gar nicht mal.«
    »Das könnte ich ja meine Anwälte fragen.«
    »Oh.« Er grinste entwaffnend. »Haben Sie welche? Gleich in der Mehrzahl?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber meine Freundin kennt eine Anwältin, die sehr gut ist.«
    »Ich hab ja nicht gesagt, dass es umsonst sein soll.«
    »Ach. Sie meinen, Sie würden mir Geld dafür geben?«
    Er wiegte den Kopf. »Ich dachte eher an einen etwas weniger kommerziellen Ausgleich.« Mit dem Daumen deutete er auf die Kinder. »Beispielsweise an Hilfe beim Kinderhüten. Ich bin oft hier unten im Hof und schaue der kleinen Rasselbande zu, das ist manchmal ziemlich inspirierend. Es gibt kein unverfälschteres, ehrlicheres Sozialverhalten als bei spielenden Kindern. Alles, was sie tun, tun sie ohne Kalkül. Sie verstellen sich nicht.«
    Sein Angebot war verlockend, denn die Vorstellung, den ganzen Tag auf die Kinder aufpassen zu müssen, war nicht gerade der Traum eines entspannten Sonntags. Außerdem nahmen seine Worte mich für ihn ein, denn was er da eben über das Wesen von Kindern gesagt hatte, war von so schlichter und gleichzeitig kluger Wahrheit, dass es mir schon fast kleinlich vorkam, ihm meine Geschichte nicht – rein fiktiv natürlich – als Aufhänger für seine Story zu überlassen.
    Andererseits – Olga war zwar gerade nicht da, aber bestimmt tauchte sie bald wieder auf, dann würde ich ihr schon klarmachen, worin genau ihr Job während Jennifers Abwesenheit bestand. Für den Rest des Tages würde sie die verantwortliche Aufsichtsperson sein, so viel stand jetzt schon fest. Noch mal durfte sie nicht einfach so verschwinden, ohne Bescheid zu sagen.
    Adrian Köhler bemerkte meine Unentschlossenheit. »Außerdem könnte ich Ihnen noch bei was anderem helfen.« Erwartungsvoll sah er mich an, und ich tat ihm den Gefallen, die passende Frage zu stellen. »Bei was denn?«
    »Bei der Möbelmontage und der Wohnungsrenovierung. Darin bin ich ganz gut, sogar noch besser als beim Babysitten.«
    Damit hatte er mich.
    »Na gut«, sagte ich widerstrebend.
    »Dann sind wir jetzt also im Geschäft.« Er streckte mir die Hand hin. »Deal?«
    »Deal«, sagte ich, während ich seine Hand ergriff. »Unter einer Bedingung.«
    »Welche?«
    »Ich will es lesen und genehmigen, bevor es in die Glotze kommt.«
    »Gemacht.« Er hielt immer noch meine Hand fest. »Ich hätte auch eine Bedingung, denn die gemeinsame Arbeit an einem Drehbuch ist eine sehr vertrauensvolle Angelegenheit, da ist für Förmlichkeiten nicht viel Platz. Wir sollten uns duzen. Ich bin Adrian.«
    »Charlotte.« Meine Stimme klang ein bisschen kratzig, und ich war mir überdeutlich bewusst, wie groß und kräftig diese Männerhand war. Ein bisschen zu heftig zog ich meine Hand weg. Du dummes Suppenhuhn, dachte ich. Was ist mit deinen guten Vorsätzen passiert? Der ganze Ärger fängt doch immer mit dem Duzen an!
    Dann erst ging mir auf, was er außerdem noch gesagt hatte. »Was haben Sie mit gemeinsamer Arbeit gemeint?«
    »Du.«
    »Wie bitte?«
    »Was hast du gemeint.«
    »Ja, gut«, wiederholte ich ungeduldig. »Was hast du mit gemeinsamer Arbeit an dem Drehbuch gemeint? Ich arbeite doch nicht daran mit!«
    »Aber sicher. Für die Feinheiten des Hintergrundes brauche ich auf alle Fälle noch mehr Informationen. Das ist für die Entwicklung der Charaktere unerlässlich. Wir werden noch ziemlich oft miteinander darüber reden müssen, bis die ganze Story steht.«
    Als ich das hörte, kam ich mir vor, als stünde ich auf dünnem Eis. Wie die sprichwörtliche Kuh,

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