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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nur meine Sachen waren, versprach ich es.
    Der Kriminalbeamte verabschiedete sich von mir, aber erst, nachdem er mich noch einmal ermahnt hatte, alle auf Klaus hindeutenden Fundstücke, auch wenn sie mir unwichtig vorkamen, sofort bei ihm zu melden, egal zu welcher Uhrzeit. Anscheinend kannte er keinen Feierabend. Oder war mit seiner Arbeit verheiratet. Mir konnte es egal sein, ich war froh, als er wieder weg war.
*
    Kaum war er gegangen, musste ich einen weiteren Streit – vielleicht war es auch noch immer derselbe – zwischen den Kindern schlichten. Anschließend wollte Mäxchen aufs Klo. Ich hob ihn auf den Toilettenaufsatz und blieb abwartend vor ihm stehen, doch er verlangte, dass ich rausging.
    »Ich kann sonst nicht«, behauptete er entschieden. Folglich verließ ich das Bad, zog die Tür zu und wartete draußen. Auch kleine Kinder hatten schließlich ein Recht auf ihre Intimsphäre, vor allem auf der Toilette. In Kindergärten wurde darauf so gut wie keine Rücksicht genommen, jedenfalls nicht in dem, wo ich früher gearbeitet hatte. Da waren die Toiletten mit Schwingtüren ausgestattet gewesen, es konnte jeder jederzeit rein.
    Das Geräusch des sich drehenden Schlüssels riss mich jäh aus meinen Erinnerungen. Hastig drückte ich die Klinke nieder, doch die Tür zum Bad ließ sich nicht öffnen. Mäxchen hatte sie abgeschlossen.
    Erschrocken klopfte ich dagegen. »Mäxchen? Hast du die Tür abgeschlossen?«, fragte ich unnötigerweise – sie hatte sich wohl kaum selbst abgeschlossen. Das Abschließen war sowieso nicht das Problem, sondern das Aufschließen. Jetzt fiel mir auch wieder ein, wieso die Klos im Kindergarten nur Schwingtüren gehabt hatten. Damit jeder jederzeit reinkonnte. Weil die Kinder nämlich im Falle abgeschlossener Türen meist nicht von allein wieder herauskonnten. Wobei es nicht die geringste Rolle spielte, ob die Tür von außen oder von innen abgeschlossen war.
    »Fertig!«, rief Mäxchen von drinnen.
    »Du musst die Tür wieder aufschließen!«, rief ich zurück, wobei ich mich sehr bemühte, nicht hysterisch zu klingen.
    Schweigen, dann ein Rumoren, untermalt von angestrengten Lauten und schließlich ein klägliches »Ich kann nicht«.
    Oh Gott. Jetzt nur nicht panisch werden. Ruhe bewahren.
    »Versuch es noch mal!«, rief ich in möglichst aufmunterndem, fröhlichem Ton, so, als wäre es überhaupt keine große Sache. »Dreh einfach den Schlüssel, so fest du kannst.«
    Erneutes Rumoren, dann: »Es geht nicht!«
    Fünf Minuten später war ich verzweifelt und – man ahnt es – in Schweiß gebadet, und Mäxchen war außerstande, mehr zu tun als mir haltlos schluchzend mitzuteilen, dass er zu seiner Mama wolle, und zwar sofort. In meiner Not ging ich runter zu Adrian und klingelte an seiner Wohnungstür, aber er war nicht da. Mir fiel ein, dass er vorgehabt hatte, noch Werkzeug für die Renovierungsarbeiten zu besorgen.
    Es widerstrebte mir zutiefst, doch ich sah keine andere Lösung, als Herrn Knettenbrecht zu Rate zu ziehen. Als ich ihm die Sachlage vortrug, wuchs er sofort um mindestens zehn Zentimeter. Vollständig in seinem Element holte er seinen Werkzeugkoffer und kam mit mir nach oben. Mäxchen war inzwischen dazu übergegangen, von innen gegen die Tür zu treten, während Olga und Paulinchen davorstanden und durch gutes Zureden versuchten, beruhigend auf ihn einzuwirken.
    Herr Knettenbrecht fackelte zum Glück nicht lange. Er holte ein langes spitzes Etwas aus seinem Werkzeugkoffer, bohrte es in das Schloss, fummelte ein bisschen herum – und voilà, die Tür ging auf. Mäxchen fiel mir mit heruntergelassener Hose aufheulend in die Arme, während der Hausmeister strahlend und im Vollgefühl seiner professionellen Kompetenz stehen blieb und darauf wartete, dass ich seine Leistung würdigte. Ich tat es, indem ich eilig eine Flasche rustikalen Montalcino aus einer meiner Weinkisten holte und sie ihm in die Hand drückte.
    »Vielen Dank, dass Sie uns aus der Patsche geholfen haben!«
    Er wollte etwas sagen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern komplimentierte ihn wortreich aus der Wohnung. Erst, als ich die Tür zugemacht hatte, hörte ich ihn draußen im Treppenhaus fragen: »Ist der Wein auch für Diabetiker geeignet?«
    Ich tat so, als hätte ich es nicht gehört. Außerdem war ich damit beschäftigt, Mäxchen nachträglich den Hintern abzuputzen.
    Anschließend nutzte ich die Zeit bis zu Adrians Eintreffen, ein wenig in den Kisten zu stöbern, die noch im

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