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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dabei bist. Für das Drehbuch ist es bestimmt nützlich, wenn du die beiden kennenlernst.« In dem Augenblick, als ich das sagte, glaubte ich wirklich, es sei meine Idee gewesen und nicht die von Doro.
    »Klar komme ich«, sagte er.
    »Ich auch«, erklärte Mäxchen. »Aber ich will keine Suppe.«
*
    Doro brachte außer diversen Zutaten sowie einem fertig zubereiteten Obstsalat auch ihren Wok mit. Sie wollte asiatisch kochen. Der Einfachheit halber hatte sie auch gleich schon Dirk mitgebracht, denn so sparte sie sich zusätzliches Hin- und Herfahren, weil er mit seinem gebrochenen Arm sowieso kein Auto steuern konnte. Er schaffte es ja nicht mal, allein aufs Klo zu gehen, worauf er mit leidvoller Miene hinwies, bevor er sich zu mir und Doro in die Küche setzte und uns beim Arbeiten zusah.
    Adrian war noch zurück in seine Wohnung gegangen, um sich für das Abendessen frisch zu machen. Was ich ebenfalls gern getan hätte, aber bisher noch nicht geschafft hatte, weil die Kinder mich bis zu Doros und Dirks Eintreffen auf Trab gehalten hatten. Im Moment gaben sie auch nur deshalb Ruhe, weil ich sie vor den Fernseher gesetzt hatte, wo sie eine Sendung mit Bernd dem Brot sahen.
    »Ich würde ja auch gern helfen, aber leider kann ich mit dem Arm nicht«, sagte Dirk. Er betrachtete die nackten Stellen an der Wand und die Decke. »Ich hatte doch hier schon einen Teil gestrichen, oder nicht? Wieso habt ihr die Tapete abgerissen?«
    »Wir wollen alle Räume neu tapezieren«, sagte ich.
    »Hm«, meinte Dirk. »Dann hätte ich mir die Arbeit ja auch sparen können.«
    »Du hast nur einen Quadratmeter gestrichen«, erinnerte Doro ihn. »Dann bist du von der Leiter geknallt.«
    Wir wurden von Olga abgelenkt, die in die Küche kam und sich eine Möhre vom Tisch nahm.
    »Es gibt bald Abendessen«, sagte ich.
    »Das ist mein Abendessen«, erklärte sie. »Ich ziehe ein enges Kleid an.«
    Im Moment trug sie nur einen dünnen seidenen Shorty und eine Menge Lockenwickler. Meine Lockenwickler, wie ich beim zweiten Hinsehen feststellte.
    »Hat sich eigentlich Jennifer heute mal gemeldet?«, erkundigte ich mich.
    Olga biss von der Möhre ab. »Kein einziges Mal.«
    »Hast du ihren Mann erreicht?« Ich hatte ihr aufgetragen, ihn anzurufen und zu fragen, ob alles in Ordnung war. Und wann Jennifer endlich wieder zurückkäme.
    »Bei Mark war nur die Mailbox dran. Ich hab draufgesprochen und ihn alles gefragt, was du gesagt hast. Mark hat zurückgerufen, aber da hatte ich die Mailbox laufen. Er hat mir draufgesprochen und gesagt, sie kommt morgen.«
    Ich seufzte erleichtert auf. Nur noch einen Abend und eine Nacht, dann war ich die Verantwortung wieder los! Ich konnte in Ruhe durch- und ausschlafen und würde nicht mehr über irgendwelches Spielzeug stolpern und dabei Gefahr laufen, mir den Hals zu brechen. Keiner würde mehr das Bad blockieren oder mit seinem Trotzgebrüll meine Nerven und meine Trommelfelle strapazieren. Von einem Teil der tausend Euro würde ich mir vielleicht ein Wellness-Wochenende gönnen, ich hatte es bitter nötig.
    Während ich insgeheim schon überlegte, wohin ich fahren könnte, erhob sich im Wohnzimmer ohrenbetäubendes Geschrei. Es klang nach Mord und Totschlag, aber die Kinder balgten sich nur um die Fernbedienung. Olga saß mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch und hatte die Ohrstöpsel von ihrem iPhone drin. Sie hörte nichts von der lautstarken Auseinandersetzung, oder falls doch, interessierte es sie nicht. Ich war kaum damit fertig, die beiden Kampfhähne zu trennen, als es an der Tür klingelte.
    »Ich weiß, ich bin etwas zu früh«, sagte Adrian, als ich ihm öffnete. »Aber ich dachte, ich könnte vielleicht noch helfen.« Ein wenig linkisch reichte er mir eine eingepackte Flasche.
    Doro kam aus der Küche geschossen. »Oh ja, wir können Hilfe brauchen!«, rief sie. Ihre Augen funkelten, als ich die allgemeine Vorstellung übernahm, man sah förmlich, wie sie ihn abscannte. Dass sie nicht noch um ihn herumging, um ihn von allen Seiten zu betrachten, war alles. Er bot aber auch einen sehenswerten Anblick. Die gut geschnittene Jeans saß ihm tief auf den Hüften. Anstelle seiner sonst üblichen Holzfällerhemden trug er diesmal ein Jeanshemd, das nicht nur seine breiten Schultern betonte, sondern auch das Blau seiner Augen hervorhob. Sein Bart war sauber getrimmt, das lockige Haar zurückgekämmt. Und er roch gut, nach Seife und Shampoo und einem Hauch Rasierwasser.
    Doros taxierende Blicke ertrug er

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