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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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lassen. Dazu muss ich ein bisschen ausholen, aber zuerst will ich euch die Sache mit der Luege erzaehlen. Sie ist so schlimm, dass es mir immer noch den Magen umdreht, wenn ich nur daran denke, und diesmal WEISS ich, dass es nicht von den Scones kommt, sondern von meinem schlechten Gewissen. Ich habe meine Kinder noch nie belogen! Und schon gar nicht in Tateinheit mit Vernachlaessigung und Abschiebung an dritte Personen. Ich erinnere mich, dass MOMMY OF LAW den Ausdruck in Tateinheit mit mal irgendwann benutzt hat (war es nicht in dem Thread ueber Kindesmisshandlung in diesen graesslichen Waisenhaeusern auf Haiti?), und ich finde, er passt eins zu eins auf meine Situation.
    Nachdem ich also die Fotos gesehen hatte – dazu komme ich gleich noch –, habe ich Wehen bekommen. Ich hatte wirklich welche, von daher war meine Luege wenigstens in diesem einen einzigen Punkt ehrlich. Die Wehen habe ich mir naemlich nicht nur eingebildet, und glaubt mir, ich kann sie von den harmlosen Kontraktionen sehr gut unterscheiden. Zusaetzlich hatte ich – wegen der Fotos – einen Weinkrampf nach dem anderen, und ich kann euch sagen, das hat es wirklich nicht besser gemacht. Von wegen Waehrend der Eroeffnungsphase alles rauslassen , MUTTILI. Wenn man dabei rumflennt, tut es mindestens doppelt so weh, und das ist jetzt keine Uebertreibung!
    Simon verlor daraufhin voellig die Nerven, er machte sich Vorwuerfe, weil er auf meine Bitte wegen der Fotos (keine Sorge, das erklaere ich noch genauer) eingegangen war. Er sagt, er haette wissen muessen, dass es mich aufregt, die Fotos anzusehen, und er sei der groesste Trottel Englands, das ausser Betracht zu lassen. Er lief hin und her und verfluchte sich selbst, weil er so egoistisch gewesen war, sie mir zu zeigen. Daraufhin war ich diejenige, die ihn beruhigen musste, denn er war wirklich komplett durch den Wind, weil ich alle zehn Minuten stoehnen musste wie ein Brauereipferd vorm Kollaps und dabei heulte wie ein ganzes Bataillon Klageweiber. Als ich ihn zwischen zwei Wehen fragte, wie er das mit dem Egoismus gemeint hatte, gab er mir keine Antwort. Stattdessen telefonierte er mit einer Hebamme und einem Gynaekologen und noch einem Gynaekologen, einem echten Professor, den er von seiner Zeit in Oxford kennt, da hat er naemlich studiert. Und dann liess er den Butler meine Klinik-Tasche aus der Gaestesuite holen und wollte mich eigenhaendig zum Bentley tragen (irgendwie dachte er, Frauen koennten nach Beginn der Geburt nicht mehr laufen), doch dann hoerte es ploetzlich auf. Es kam keine Wehe mehr, nicht eine einzige. Ich sass auf dem Sofa – so einem gruenen aus edlem Chintz mit goldenen Troddeln, die Queen hat garantiert kein schoeneres! –, und er sass auf einem Ohrensessel davor und schaute mich an, als wuerde ich gleich explodieren. Nachdem zwei Stunden lang nichts weiter geschehen war, liess er die Haushaelterin das Dinner anrichten, und ich habe die Luegen-SMS an mein Aupair geschickt. Ich hatte keine andere Wahl, denn eine Abreise waere jetzt dasselbe wie Aufgeben.
    Die Mail, die Charlotte mir heute geschrieben hatte, musste ich natuerlich unbeantwortet lassen, denn offiziell bin ich schliesslich gerade im Kreißsaal. In Wahrheit sitze ich hier auf dem Wasserbett, vollgefuttert mit Roastbeef von schottischen Hochlandrindern und gratinierten Artischockenherzen, und schreibe in meinem Blog, um euch ueber meine Schlampen-Eliminierungsplaene auf den neuesten Stand zu bringen. Und damit komme ich endlich zu den Fotos.
    Oh, gerade klopft es. Simon sagt, er moechte dringend mit mir sprechen. Ich muss aufhoeren und melde mich spaeter wieder.
    Kommentare
    MUTTILI: Oh, nein! HOTMAMI!!! Mit dieser Ungewissheit kannst du uns doch jetzt nicht sitzen lassen!!!!!
    MOMMY OF LAW: Ich kann mir schon denken, welche Fotos das sind. In den Ehescheidungsverfahren, die ich bearbeite, habe ich häufiger damit zu tun. Was genau hast du mit Eliminierung gemeint, HOTMAMI? Das war doch hoffentlich wieder nur eine deiner Übertreibungen, oder?
    PATCHWORK-MOM: Hallo, ich wollte mich auch mal endlich wieder melden. Tut mir leid, dass ich bisher so still war, aber die letzten Wochen bin ich praktisch zu nichts mehr gekommen, denn die Ex von meinem Mann hat uns bis auf Weiteres die Kinder aufgehalst, weil sie vorzeitige Wehen hat und deswegen bis zur Entbindung – was noch drei Monate dauern kann – in der Klinik bleiben muss. Ihr Neuer (der auch der Vater des neuen Babys ist) kann angeblich nicht auf die Kinder

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