Ich bin alt und das ist gut so
dann auch, zuerst widerstrebend, aber schließlich hatten wir uns beide daran gewöhnt und das Publikum schrie jedes Mal auf. Nach 200 Mal hatte ich ständig Kopfschmerzen und sah Sterne – so geht es vermutlich Boxern. Ein Arzt riet mir, mit dem Unfug Schluss zu machen, wenn ich mein Trommelfell retten wollte. Die restlichen 50 Aufführungen wurde dann nur noch so getan als ob.
Glücklicherweise habe ich nicht mehr zurückbehalten als eine leichte Störung im linken Ohr, eine Art Summen, muss aber immer dafür sorgen, dass beide Ohren offen bleiben – indem ich beide Nasenlöcher zuhalte und gleichzeitig wie beim Schnäuzen Luft in die geschlossene Nase und damit in die »eustachische Röhre« drücke.
Ein leichtes Quietschen in beiden Ohren zeigt, die Röhre ist offen.
Lust, es auszuprobieren?
Meint meine Haushälterin: Andere in deinem Alter haben ein Hörgerät auf dem Nachttisch – du Ohropax!
Um einen Tinnitus zu verhindern, bietet sich auch eine taoistische Übung für die Ohren an, das »Schlagen der Himmelstrommel« .
Sie stimuliert und besänftigt das Innenohr. Klingeln in den Ohren oder Schwerhörigkeit lassen sich so lindern oder heilen:
So wird’s gemacht:
Mit den Zeigefingerkuppen auf die kleinen knorpeligen Erhebungen vor dem äußeren Gehörgang drücken, sodass die Ohren von außen verschlossen sind. Mit den Kuppen der Mittelfinger leicht gegen die Nägel der Zeigefinger klopfen. Es entsteht ein metallisches Geräusch, ähnlich wie Trommelschläge. Langsam und rhythmisch 12- bis 36-mal klopfen.
Kann man im Laufe des Tages immer mal wieder wiederholen.
Ich habe den Verdacht, dass auch Ablagerungen von tierischem Eiweiß in den feinen Kapillaren der Gehörgänge eine Rolle bei Ohrenproblemen wie Schwerhörigkeit und Tinnitus spielen.
Soweit ich weiß, ist darüber noch nicht geforscht worden, aber Beethovens Schwerhörigkeit und spätere Taubheit könnte also auch damit zusammenhängen, dass er, wie Zeitgenossen berichteten, sehr viel und noch dazu verdorbenes, stinkendes Fleisch gegessen hat…
Der Tod – Feind oder Freund?
Aufs Sterben freu ich mich … mit diesem Ausspruch habe ich vor vielen Jahren die LeserInnen einer Zeitschrift verstört.
Heute allerdings, mit 80, möchte ich diese Aussage relativieren: Gevatter Tod darf sich ruhig noch etwas Zeit lassen!
Da mein Vater Lehrer in einem winzigen Dorf war und unser Schulhaus direkt neben dem Friedhof lag, bekam ich von Kindheit an sämtliche Begräbnisse mit. Es war schon erstaunlich: Eben noch wollte die trauernde Witwe ihrem gestorbenen Mann schreiend in die Grube nachspringen – wenig später zog die Trauergemeinde samt Witwe ins angrenzende Wirtshaus, wo es bald so lustig zuging wie (nicht immer) bei einer Hochzeit.
Sterben und Tod haben mich nie erschreckt, nur sehr neugierig gemacht: Was passiert da eigentlich?
Einmal wurde ein altes Grab ausgehoben, weil ein neuer Toter hinein wollte. Zum Vorschein kam die völlig unversehrte Puppe der Schwester meiner Großmutter. Sie war als kleines Kind gestorben, vor mehr als einem halben Jahrhundert.
Die Eltern hatten ihr die geliebte Puppe mit ins Grab gegeben. Die Puppe war unversehrt, von dem kleinen Mädchen nichts Materielles übrig. Dennoch war es auf eine tröstliche Weise präsent. Irgendwie erhalten, vielleicht nur wie ein Wassertropfen zurückgekehrt in den großen Ozean. Keine Energie geht verloren.
Die Raupe, die sich verpuppt, hat vermutlich Angst vor ihrer Verwandlung – weil sie ja nicht weiß, wie wunderschön und leicht sie als Schmetterling davonfliegen wird!
Leicht davonfliegen – so stelle ich mir ein gutes Sterben vor.
Ich frage mich, warum die Menschen derartig am Leben hängen. Es ist doch eigentlich mit all seiner Grausamkeit kaum zu ertragen. Und ausgerechnet die Christen müssten sich doch darauf freuen, dieses »Jammertal« endlich verlassen zu dürfen und »heimgeholt« zu werden! Wer ein pralles Leben geführt, seine Freuden und Schmerzen voll ausgekostet hat, sollte es doch eigentlich furchtlos und freudig loslassen können. Aber wir lernen ja nicht einmal die Kunst, zu leben – geschweige denn die Kunst, zu sterben.
Yogis schaffen das, auch Osho hat es geschafft, sanft hinüberzugehen. Und Scott Nearing. Das berühmte »Aussteigerpaar« Scott und Helen Nearing hat länger als 50 Jahre zusammengelebt. Beide haben eine Reihe Bücher über ihr Leben als Selbstversorger geschrieben. In ihrem Buch »Ein gutes Leben – ein würdiger Abschied –
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