Ich bin alt und das ist gut so
mein Leben mit Scott« beschreibt Helen Nearing, wie ihr Mann kurz vor seinem 100. Geburtstag beschloss, sich auf den Tod vorzubereiten, und wie sie ihm dabei half. Er entschied sich, zu fasten, und nahm danach nie wieder einen Bissen fester Nahrung zu sich, schließlich auch keine Flüssigkeit mehr. Sechs Wochen später verabschiedete er sich von Helen – »Es war ein leichtes und schönes Gehen, das Leben einfach ausgeatmet«, schreibt Helen. Und weiter: »Ich freute mich auf meinen eigenen Tod – ich war sozusagen entzückt davon, den Tod des Körpers als eine Erlösung vom körperlichen Leben zu sehen…«
In der ersten Hälfte meines Daseins litt ich ständig an Todessehnsüchten und Suizidgedanken.
Ganze Kartons voller loser Zettel zeugen davon: Das Tarot gefragt: Soll ich mich umbringen? Das I Ging gefragt – da erhielt ich einmal die lakonische Auskunft: Es gibt Wichtigeres als das Leben! Peng!
Eine Tagebuchnotiz am 14. Februar 1990
Werde ich dieses Leben tatsächlich noch jahrelang aushalten müssen?
Ich stelle mir mein Sterbelager vor und werde plötzlich von enormer Heiterkeit überwältigt. Meine Freundin Anna und ihre Tochter Maya sitzen an meinem Bett, drumherum tummeln sich andere Kinder, Hunde, Katzen. Alle sind fröhlich, zusätzlich entspannt durch Deuters Musik mit dem Vogelgezwitscher. Den für mich bereitgestellten weißen Sarg bemalen die Kinder, ganz bunt. Ich schaue ihnen vergnügt dabei zu. Sie sind farbenprächtig angezogen und freuen sich, dass mir ihre Malerei – sie bevorzugen meine geliebten Rottöne – gefällt. Auf den Sarg malen sie, rotbackig vor Eifer, die Worte: Hurra – sie hat es geschafft!
Anna sagt: Sie ist an Überanstrengung gestorben!
Sollte man sich beerdigen oder lieber verbrennen lassen? Was aber, wenn dabei die Seele angesengt wird? Was ist vom ökologischen Standpunkt her besser? Der Körper nährt den Wurm und bestenfalls vielleicht einen schönen Birnbaum wie den beim Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Asche wiederum kann man in den Garten streuen. Oder bei Glatteis auf die Straße.
Wahrscheinlich gehupft wie gesprungen.
Versucht habe ich es mehrmals, einmal wäre es beinahe geglückt.
In einem New Yorker Hotel, aus Liebeskummer. Alles richtig gemacht: 15Valium geschluckt, hinuntergespült mit einer halben Flasche Whisky – mit der Rasierklinge beide Handgelenke aufgeschnitten, nicht quer, sondern längs, wie es sich gehört – und bin dennoch nicht gestorben.
Der chinesische Arzt, der meine Wunden nähte, auf meine Frage, warum nicht: »It was not your time, madam! – »Ihre Zeit ist noch nicht gekommen, Madame!«
Zur Frage »Gibt es ein Leben nach dem Tod?«:
Ich erfriere!,
weinte der Regentropfen,
fallen gelassen von der Wolke,
ich sterbe!
Und schwebte als Schneeflocke
zur Erde nieder.
Das ist das Ende!,
jammerte die Raupe
im selbst gesponnenen Kokon,
ich ersticke!
Der Frühling kam
und blind vor Wonne
taumelte der Falter
zum Himmel empor.
Lust und Frust einer Gesundheitsberaterin auf dem Traumschiff
Eine Seefahrt, die ist lustig – eine Seefahrt, die ist schön …
In meiner Schauspielzeit habe ich einige Kreuzfahrten auf dem Traumschiff als Aktrice mitgemacht, später dann ein halbes Dutzend Fahrten als Gesundheitsberaterin mit der Aufgabe, die Passagiere in puncto gesunder Ernährung zu beraten.
Vom Klimaschutz war da noch nicht die Rede…
Diesmal startete die MS Berlin in Bridgetown auf der Insel Barbados.
Und diesmal waren drei Gruppen an Bord – die »normalen« Reisenden, die für die Traumschiff-Folge engagierten Schauspieler und das kleine Trüppchen der Gesundheitsfreaks.
An der Gangway werden wir Ankommenden wie üblich von der Mannschaft mit einem Glas Sekt begrüßt.
Frohgemut will ich an Bord gehen, da starren mich sowohl Produzent als auch Regisseur der Serie entgeistert an: Nanu, was machst du denn hier? Für welche Rolle haben wir dich denn engagiert? Um Himmels willen, haben wir da doppelt besetzt?
Ich genieße es, diesmal nicht als Schauspielerin, sondern als Gesundheitsberaterin diese herrliche Reise machen zu können. Und wünsche mir nur, dass dieses Traumschiff (und natürlich alle anderen Schiffe auch) eines Tages mit Wind-, Wasser- und Sonnenenergie angetrieben wird …
Die tropische Wärme, das türkisblaue Meer, das luxuriöse Schiff, gut aufgelegte erwartungsvolle Menschen, bereit, aus diesen 14 Tagen alles, was nur möglich ist, an Glück herauszupressen – dazu James Lasts
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