Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
Vom Netzwerk:
aber Holly wurde die Anführerin. Und ganze Wochen vergingen, in denen sie nicht an ihren Vater dachte. An ihn zu denken machte sie nur traurig.
    Holly führte Mattie durch ein rotes Tor auf einen riesigen Markt im Freien. Der erste Teil, in den sie kamen, wurde von den Einheimischen »der Trocken-Bereich« genannt. Weil sie ihre Freundin schockieren wollte, ging Holly zu ihrem Lieblingsstand, wo es getrockneten Fisch gab. Die grauweiße Haut von einem riesigen Hai hing an einem Regal in der Nähe und war in der Form eines Drachen glatt aufgespannt.
    Mattie blickte von dem Kopfsteinpflaster auf und sprang zurück, als sie den Hai sah. Holly lachte. »Das hängt da schon seit einer Woche. Tut mir leid.«
    Die Haihaut war völlig intakt, und die Kiemen und Finnen leuchteten in der Sonne. »Warum?«, fragte Mattie. »Warum hängt der Hai da?«
    Ian und Georgia kamen näher, und Ian musste beim Anblick von Matties Gesichtsausdruck lächeln. »Der Mann verkauft getrocknete Haie an Restaurants«, sagte Holly und deutete auf einen Händler, der so alt aussah wie das verwitterte Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen. »Sie essen hier gerne Haie. Gerne, gerne, gerne.«
    Mattie betrachtete den übrigen Stand des Mannes, der mit getrockneten Kalmaren, Tintenfischen, Fischen, Aalen und Krabben bedeckt war. Sie lächelte den Verkäufer an, der etwas auf Mandarin zu Holly sagte. Holly kicherte und erwiderte etwas in derselben Sprache. »Was hat er gesagt?«, fragte Mattie.
    »Er hat gefragt, ob du Haie magst.«
    »Nicht zum Essen.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt.«
    Holly verabschiedete sich von dem Verkäufer und nahm wieder Matties Hand, führte sie weiter in den Markt hinein. Viele andere Stände boten ebenfalls getrockneten Fisch an – Reihe an Reihe hingen kopflose Fische am Schwanz an dicken Seilen. Holly wandte sich nach rechts und ging einen anderen Gang hinunter. Plötzlich änderte sich alles – die Stände boten jetzt in riesigen Auslagen Früchte und Gemüse an. Körbe enthielten Wassermelonen, Äpfel, Birnen, Orangen, Kiwis und viele andere Früchte, die Mattie noch niemals gesehen hatte.
    »Sollen wir Obst kaufen?«, fragte Holly ihre Mutter.
    »Sicher«, erwiderte Georgia. »Vielleicht kannst du Mattie das Feilschen auf Hongkong-Art zeigen.«
    Holly lächelte, schob sich den Pony zur Seite und befestigte ihn erneut mit der Spange. »Was möchtest du essen, Mattie?«
    Mattie sah sich die Auswahl an und deutete auf eine Wassermelone. »Wie wäre es damit? Wir könnten einen Kerne-Spuckwettbewerb veranstalten.«
    Immer noch grinsend fragte Holly den Verkäufer nach dem Preis für die Wassermelone. »Sie kostet fünfzig Dollar«, übersetzte Holly für Mattie.
    »Fünfzig Dollar!«
    »Hongkong-Dollar. Keine amerikanischen Dollar, Dummchen. Das ist ein großer Unterschied, weißt du.«
    Mattie nickte. Während ihrer Reise hatte ihr Vater ihr manchmal die jeweilige Landeswährung gegeben, und sie war es gewohnt, die Wechselkurse auszurechnen. »Das sind ungefähr … sieben oder acht amerikanische Dollar, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Was denkst du, Ru?«, fragte Ian. »Findest du, das ist ein fairer Preis?«
    Mattie schüttelte den Kopf. »Das kommt mir teuer vor. Das ist doch eigentlich eine kleine Wassermelone.«
    »Halte vier Finger hoch«, sagte Holly.
    »Was?«
    »Sag ihr, dass du ihr vierzig Dollar dafür bezahlst.«
    Mattie trat von einem Fuß auf den anderen, nicht sicher, ob sie die Frau wirklich nach einem niedrigeren Preis fragen sollte. Die Frau sah müde aus, und ihre Bluse war ausgefranst. Mattie hielt vier Finger hoch und dann fünf. Die Verkäuferin nickte, hob die Wassermelone hoch und legte sie in eine Plastiktüte.
    »Fünfundvierzig Dollar!«, rief Holly lachend. »Das ist zu viel. Ich glaube nicht, dass wir dich weiter handeln lassen. Das ist auf keinen Fall eine gute Idee.«
    Mattie sah, wie ihr Vater die Frau bezahlte, und war froh, ihr zusätzliche fünf Dollar gegeben zu haben. »Sie sieht … köstlich aus.«
    »Sie ist nur so groß wie eine Grapefruit.«
    »Sie ist perfekt.«
    Holly rollte mit den Augen. »Gehen wir Fisch einkaufen.« Sie nahm Matties Hand und ging vor. »Aber diesmal handle ich.«
    Der Markt lag teilweise unter Stoffdächern und bestand aus kaum mehr als einer Reihe von miteinander verbundenen Gängen. Tausende von Einkäufern begutachteten Regale mit frischem Fleisch, gerupften und gebratenen Enten, Tanks voller umherhuschender Fische, an den Nasen aufgehängten

Weitere Kostenlose Bücher