Ich bin an deiner Seite
Karussells mit ihnen gegangen. Sie hatte sich für Kate gefreut, weil Kate einen Mann wie Ian gefunden hatte. Georgia glaubte nicht, dass viele solcher Männer existierten. Die Hälfte der Väter, die sie kannte, verbrachte einen Samstagnachmittag lieber auf dem Golfplatz als mit ihren Familien. Ian war, das hatte Kate ihr immer erzählt, das genaue Gegenteil. Obwohl die Leitung seiner Firma ihn oft völlig in Anspruch nahm, wurde die Familie zum Zentrum seines Universums, sobald die Arbeit getan war.
Und doch wirkte er anders. Natürlich war das nach Kates Tod kaum überraschend. Aber er schien sich richtiggehend unwohl zu fühlen, als würde ein Teil von ihm bedauern, hier zu sein. Georgia betrachtete weiter die Liste mit Vorspeisen, während die Mädchen über Schlangen lachten. Aus einem ihr unbekannten Grund erinnerte sie sich daran, wie sie sich von ihrem Mann gewünscht hatte, dass sie miteinander schlafen würden, als sie im fünften Monat schwanger war. Sie hatten beim Abendessen gesessen, und ihr Vorschlag hatte ihn überrascht. Er war ihrem Blick ausgewichen und hatte von unerledigter Arbeit gesprochen. Zuerst hatte Georgia geglaubt, dass es ihre Schwangerschaft war, die sie in seinen Augen weniger begehrenswert machte. Aber die Wochen vergingen, und er wurde immer distanzierter. Er kam missgelaunt von der Arbeit nach Hause und ging gut gelaunt wieder hin. Nichts ergab einen Sinn – zumindest bis Georgia seine Praktikantin bei einer Ausstellungseröffnung traf und merkte, wie die beiden sich ansahen.
Auf so viele Arten verhielt sich Ian gerade genauso, wie Frank es getan hatte. Er schien abgelenkt und wirkte distanziert, blickte auf die Skyline, wollte vielleicht anderswo sein. Er lehnte sich weg von ihr, als müsste er sorgsam darauf achten, dass ihre Beine sich nicht berührten. Er schien sich unwohler zu fühlen als im Park, und sie fragte sich, was sich geändert hatte. Sie wollte nicht, dass es ihm schlecht ging, und ohne irgendwelche Tabus zu brechen hoffte sie, dass sie ihn beruhigen konnte.
»Es ist okay, Ian«, sagte sie leise und beugte sich weiter zu ihm hinüber. »Das hier ist alles okay.«
Er sah von der Karte auf und blickte die Mädchen an und dann Georgia. Er wusste nicht, ob sie recht hatte, aber er verstand, dass er Mattie zuliebe fröhlicher sein musste. »Es tut mir leid«, erwiderte er und nickte. »Ich habe nur gerade überlegt, ob ich die Seeschnecken oder die Vogelnestsuppe essen soll.«
Georgia lächelte. »Ich würde nicht die Schnecken nehmen. Sie schmecken wie schleimiges Gummi.«
»Hast du das gehört, Ru?«, fragte er. »Georgia empfiehlt die Seeschnecken.«
»Ganz im Gegenteil«, entgegnete Georgia und hob ihr Weinglas.
Mattie schüttelte den Kopf, und ihre Zöpfe hüpften auf und ab. »Ich glaube nichts, was er mir sagt.«
Georgia stellte ihr Glas ab. »Du bist ein schlaues Mädchen.«
Die Kellnerin kam zurück und nahm ihre Bestellung auf. Mattie zog einen roten Stift aus ihrer Tasche und fing an, eine Schüssel mit lebendigen Schlangen auf dem Papier-Platzdeckchen vor Holly zu malen. Die Mädchen lachten weiter, und Ian freute sich, dass Mattie sich ihrem Alter entsprechend benahm – albern und kindisch und ein bisschen zu laut. So war sie jeden Tag gewesen, bevor Kate krank wurde. Das war sein kleines Mädchen.
»Ich schätze, du wirst Holly den Appetit verderben, Ru«, ermahnte er sie. »Solltest du nicht lieber etwas anderes malen?«
»Auf keinen Fall, Captain«, antwortete Mattie und reichte Holly einen blauen Stift.
»Ich male die Seeschnecken«, erklärte Holly. »Sie können mit deinen Schlangen eine Party feiern.«
»Klingt lustig.«
Ian lächelte und dankte Georgia innerlich dafür, dass sie ihn daran erinnert hatte, was so offensichtlich war – dass Mattie sich amüsierte. »Du hast recht«, sagte er und hob sein Glas in Georgias Richtung. »Das ist gut.«
Sie trank von ihrem Wein. »Wir sind schon lange Zeit Freunde«, sagte sie leise. »Und es gibt keinen Grund, warum wir nicht weiter Freunde sein können. Das ist alles, was ich will. Also mach dir keine Sorgen.«
»Ich habe einen australischen Dickschädel. Manchmal, schätze ich, muss man mir die Dinge laut und deutlich erklären.«
»Kate war gut darin.«
»Sie war ein verdammtes Genie, was das angeht.«
»Und weißt du, was noch?«
»Was?«
»Du bist ein wunderbarer Vater. Dass du Mattie hergebracht hast, um die halbe Welt. Dass du tust, was du tust.«
Er hielt ihrem Blick stand.
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