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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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lächelte und lobte Mattie, die dann Holly bat, ihr zu sagen, wie man Danke sagte. Während die Mädchen neue Wörter lernten, wurde das Essen serviert. Teller mit gebratener Ente, gegrilltem Wolfsbarsch und frischem Gemüse nahmen bald die Mitte des Tisches ein. Jeder nahm sich etwas von den Tellern und legte es auf den eigenen Teller. Die Melodien von Louis Armstrong waren über dem Klirren des Bestecks und der Ansammlung von Stimmen zu hören.
    »Stört es dich, wenn ich mich wie eine Touristin verhalte?«, erkundigte sich Georgia bei Ian und holte eine kleine Digitalkamera aus ihrer Handtasche. Sie nahm auch einen kleinen Spiegel heraus und zog für das Foto ihren Lippenstift nach.
    »Überhaupt nicht.«
    Als ihre Kellnerin das nächste Mal kam, bat Georgia sie, von ihnen allen ein Foto zu machen. Die Frau lächelte, und Ian und Georgia stellten sich hinter die Mädchen. Ein Blitzlicht erhellte zweimal den Raum und beleuchtete vier grinsende Gesichter. Dann kehrten Ian und Georgia auf ihre Stühle zurück. Ian fragte Mattie, wie man sich auf Mandarin bedankte, und Mattie sprach das Wort genauso aus, wie Holly es ihr beigebracht hatte. Weil er spürte, dass Mattie noch mehr von Holly lernen wollte, wandte er sich wieder zu Georgia um und sah, wie langsam sie aß und dass ihre Finger lang und schlank waren.
    Er reichte ihr einen Korb mit frischen Croissants. »Warst du überrascht, dass ich dich gefragt habe?«
    »Ob wir uns mit euch in Vietnam treffen wollen?«
    »Ja, genau, diese kleine Sache.«
    Sie nahm sich ein Croissant und schnitt es mit einem silbernen Messer in der Mitte durch. »Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber ich bin froh, dass du es gemacht hast. Ich hatte gehofft, dass du es tust.«
    »Warum?«
    Das Messer wurde sorgfältig zurück auf den Tisch gelegt. Zwei blonde Ausländerinnen in der Ecke des Raumes lachten. »Kann … kann ich nicht sagen«, erwiderte Georgia. »Zumindest jetzt nicht. Aber ich bin froh, dass du angerufen hast.«
    Ian aß einen Bissen Fisch und dachte über ihre Worte nach, fragte sich, ob sie sich noch etwas anderes erhoffte. Er war noch nicht bereit, sich in sie zu verlieben, und wollte auch nicht, dass sie sich in ihn verliebte. »In den Bergen wird es wunderschön sein«, erklärte er lächelnd.
    Georgia bemerkte, dass die Manschetten seines Hemdes ausgefranst waren, und wollte sie sofort flicken, obwohl sie gar nicht nähen konnte. »Achtest du auch auf dich?«
    »Oh, mir geht es gut. Dieser alte Körper ist nicht besonders anspruchsvoll.«
    »Kate würde wollen, dass du auf dich achtest.«
    Eine halbe Stunde später waren die Teller leer, und Ian und Georgia teilten sich die Rechnung. Dann folgten sie Mattie und Holly aus dem Gebäude auf die Straße. Regen prasselte vom dunklen Himmel. Ein kleiner Junge mit einem Regenschirm in der Hand rannte zu ihnen und ließ das Wasser in den Pfützen hochspritzen. Er bot ihnen Blumen an, und Ian kaufte für Georgia, Holly und Mattie jeweils eine violette Schwertlilie.
    »Sollen wir uns ein Taxi rufen?«, fragte er und hielt einen Fuß über eine Pfütze. »Oder im Regen zurücklaufen?«
    Mattie blickte Holly an, die lachte und in dieselbe Pfütze trat.
    »Dann laufen wir also«, sagte Ian und stellte den Fuß auf den Boden, froh darüber, den Regen auf dem Rücken zu spüren.
    Während Vietnamesen mit Ponchos auf ihren Motorrollern vorbeifuhren, folgten Ian und Georgia den Mädchen. Er fragte, ob sie gerne einen Schirm hätte, aber sie lehnte ab, wollte lieber wie Holly und Mattie nass werden. Sie erinnerte sich, dass sie als Kind oft durch den Regen gelaufen war, damals, als Nässe eher ein Vergnügen als etwas Unangenehmes gewesen war. Sie wollte sich bei Ian unterhaken, wollte mit ihm durch die Pfützen rennen. Aber weil sie wusste, dass sie nicht die Hand ausstrecken und ihn berühren konnte, ging sie einfach weiter und genoss den Anblick von Holly und Mattie.
    Als sie ihr Hotel erreichten, checkte Georgia ein, und Ian kaufte den Mädchen einen Lutscher. Während Mattie und Holly ihn lachend verspeisten, folgte Ian Georgia die Treppe hinauf und versuchte, nicht auf die von der nassen Hose enthüllten Kurven zu achten. Ihre Zimmer lagen an entgegengesetzten Enden des Flurs. Mattie umarmte Holly und wünschte ihr eine Gute Nacht. Ian beugte sich zu Georgia hinüber, spürte, dass sie von ihm umarmt werden wollte, zog sich jedoch zurück. »Ich schätze, wir sind alle ziemlich kaputt, also schlaft gut«, sagte er und nickte zuerst

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