Ich bin an deiner Seite
Ian und verbeugte sich vor ihm. »Sie können ein Taxi nehmen und dem Fahrer diesen Zettel geben. Vielleicht kommen Sie so gegen sieben Uhr?«
»Wir werden da sein. Wir freuen uns darauf.«
Das Trio verabschiedete sich voneinander. Mattie und Ian verließen den Klassenraum und die Schule. Sie gingen nach draußen, wo der Lärm der Stadt erneut anschwoll und die Geräusche der Natur übertönte. Mattie nahm Ians Hand und lächelte zu ihm auf. »Mami und du, ihr habt dieses Spiel zusammen gespielt, nicht wahr? Mit euren Schülern?«
Er nickte. »Wir haben viele solcher Spiele gespielt. Und wir haben deshalb ständig Ärger bekommen. Die Idioten, die unsere Firma leiteten, wollten nicht, dass wir von den Lehrplänen abwichen. Aber das haben wir getan.«
»Mami hat Ärger bekommen?«
»Deine Mutter hatte nicht gerne Ärger wegen irgendetwas, aber sie nahm ihn auf sich, wenn ihr etwas wichtig war.«
Mattie spielte mit einem ihrer Zöpfe, drehte ihn um ihren Zeigefinger. »Ich mochte Akiko und ihre Schüler.«
»Ich auch, Schatz. Weißt du, hier zu unterrichten war wirklich schön. Danach wollte ich die Welt sehen. Und deiner Mutter ging es genauso.«
»Und was habt ihr gesehen?«
Ian beugte sich zu ihr herunter, während zwei Geschäftsleute vorbeieilten, die in ihre Handys sprachen. »Alles sieht anders aus, Ru. Japan ist voller riesiger Städte und Hochgeschwindigkeitszüge. In Katmandu gehen Kühe über die Straßen. Indien ist … Na ja, es ist Indien.« Er ging langsamer und erinnerte sich daran, wie Kate sich immer darüber beschwert hatte, dass er zu schnell lief. »Aber trotz all der Unterschiede, Schatz, sind die Leute im Grunde gleich, wenn man genauer hinsieht. Das haben deine Mutter und ich auf unseren Reisen gelernt. Und das ist es, was du hoffentlich auch lernen wirst. Ich schätze, das ist einer der Gründe, warum sie uns auf diese Reise geschickt hat. Ich bin sicher, sie wollte es dir selbst zeigen. Aber das konnte sie nicht. Also hat sie uns losgeschickt.«
Mattie sah auf die Straße und nickte. »Was machen wir jetzt?«
»Na ja, wir haben noch ein bisschen Zeit. Wie wäre es, wenn wir uns einen Park suchen und du malst ein bisschen? Und außerdem sollten wir noch ein Geschenk für Akiko besorgen. In Japan bringt man seinem Gastgeber immer etwas mit.«
»Was sollen wir ihr besorgen?«
»Ich weiß nicht. Sehen wir uns doch einfach um, und du suchst ihr etwas aus. Etwas, über das sie sich freut.« Ian hielt immer noch Matties Hand, während er eine viereckige Maschine umrundete, die, von Solarenergie angetrieben, Müll zusammenpresste. »Vielleicht ein bisschen Sake.«
»Papa?«
»Ja, Schatz?«
»Danke, dass du mir Mamis Spiel gezeigt hast.«
»Gern geschehen.«
»Ich bin froh, dass du es mir gezeigt hast und dass ich mit dir hier bin.«
»Bist du das? Es ist nicht zu anstrengend?«
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Zöpfe hüpften auf und ab. »Nein.«
»Was, wenn sich das ändert?«
»War es anstrengend für dich und Mami? Von einem Land zum anderen zu reisen?«
»Manchmal.«
»Dann ist es okay.«
Ian drückte ihre Hand und war stolz auf sie, doch er fragte sich immer noch, ob er sie wirklich nach Nepal und Indien mitnehmen sollte. War sie nicht zu jung für so eine Reise? Würde das Elend dieser Länder ihr nicht eher schaden als guttun? Wie konnte der Anblick von so viel Leid ihr helfen, vor allem jetzt, wo sie selbst eine so schwere Last trug?
***
Einige Stunden später saßen Mattie und Ian in einem Taxi. Sie kamen aus einem großen Park, wo ein Dutzend Kirschbäume in voller Blüte standen. Mattie hatte die Bäume, die einen traditionellen japanischen Garten begrenzten, mit ihren Buntstiften gezeichnet. Ian hatte ihr erklärt, dass man den Garten vermutlich relativ neu angelegt hatte, da die Bäume noch nicht sehr alt waren und die meisten davon in Tokio während des Krieges zerstört worden waren. Die Blüten waren jedoch wunderschön, trotz der dünnen Äste, die sie trugen. Mattie hatte die Kirschbäume lange betrachtet, bevor sie sich hinsetzte und sie malte. Da sie seit fünf Jahren fast jeden Tag zeichnete, war ihre Hand in der Lage, die Schönheit um sie herum einzufangen. Mattie konzentrierte sich auf drei Bäume, die sich zueinanderneigten, und erweckte die rosa Blüten auf dem Papier zum Leben, die die Luft mit ihrem Duft füllten. Während sie arbeitete, überlegte Ian, warum sie sich entschlossen hatte, ausgerechnet diese drei Bäume zu zeichnen, wo es doch so
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