Ich bin an deiner Seite
Geschenk.«
Georgia drückte Matties Hand. »Für uns beide.«
»Kann ich dich was fragen? Es geht um sie.«
»Was?«
Mattie nahm einen ihrer Zöpfe in den Mund und biss darauf. »In ihrem letzten Brief an mich hat sie mich gebeten, etwas für Papa und sie zu tun.«
»Was denn?«
»Sie möchte, dass ich eine Ausstellung mache, dass ich meine Bilder ausstelle. Dinge, die ich auf unserer Reise gesehen habe. Dinge, die ich meinem Vater zeigen möchte … und ihr.«
»Und … und du möchtest die Bilder hier malen? In unserem Zimmer?«
Mattie kaute weiter auf ihrem Zopf, der sich während der Nacht gelöst hatte. »Hier kann sie sie nicht sehen. Sie müssen draußen sein.«
Georgia zwang ihre Gedanken weg von Ian und beugte sich vor, um Matties Zöpfe neu zu flechten. »Draußen? Aber wo?«
»An dem Wasserfall mit den großen Felsen darum«, erwiderte Mattie. Sie hoffte, dass Georgia ja sagen würde, hatte Angst, dass sie es nicht tat. »Ich möchte dorthin gehen und mit Kreide auf die Felsen malen. Ich möchte, dass meine erste Ausstellung dort bei dem Wasserfall ist, wo Mami sie sehen kann.«
»Und du möchtest, dass Holly und ich dich begleiten?«
Mattie nickte und genoss das Gefühl von Georgias Händen an ihren Haaren. »Bitte. Nur für eine Weile. Dann kann mein Vater kommen … und ihr könnt machen, was immer ihr wollt.«
Georgia wand drei Strähnen fest umeinander und schuf einen neuen Zopf. »Natürlich gehen wir mit dir hin. Sehr gerne sogar.«
»Wirklich?«
»Weißt du, Mattie, deine Mutter war meine beste Freundin. Wir haben zusammen gelacht, genau wie du mit Holly lachst. Und ich … ich möchte, dass sie deine Bilder siehst. Und ich möchte sie auch sehen. Ich würde sie sehr gerne sehen. Also gehen wir hin. Wir wecken Holly und gehen los. Jetzt gleich, bevor es anfängt zu regnen oder so etwas.«
Mattie beugte sich zu Georgia hinüber und roch ihr Parfüm. »Vermisst du meine Mama?«
»Ich werde sie immer vermissen. Beste Freundinnen sollten sich nicht voneinander verabschieden müssen, genauso wenig wie Töchter und Mütter.«
»Ich möchte mich nicht mehr verabschieden müssen.«
»Ich auch nicht«, sagte Georgia und strich über Matties Kopf. »Du hast wundervolles Haar. Haar, das mich an Hollys erinnert, als sie ihres noch lang trug, bevor sie all diese Mädchen in Hongkong kennenlernte und es genauso kurz haben wollte wie sie.« Sie küsste Mattie auf die Stirn. »Und jetzt wecken wir sie auf. Und dann sagen wir deinem Vater, wo wir hingehen und dass er sich ein Taxi zum Wasserfall nehmen soll in … was? Zwei Stunden?«
»Vielleicht lieber drei.«
»Du sagst es ihm. Ich wecke Holly auf, und wir beeilen uns und ziehen uns an.«
»Danke.«
Georgia drückte ihre Schultern. »Ich freue mich auf deine erste Ausstellung, Mattie. Danke, dass ich dazu eingeladen bin, dass ich bei deinem großen Tag dabei sein darf.«
Mattie lächelte, verließ das Zimmer und klopfte an der Tür ihres Vaters. Er musste schon eine Weile wach gewesen sein, denn er öffnete die Tür sofort und war schon angezogen. Er ging in die Knie und umarmte sie fest. Seine Augen waren blutunterlaufen, aber er küsste sie auf die Wangen und lächelte. »Guten Morgen, Schatz«, sagte er und küsste sie erneut. »Hast du bei Holly gut geschlafen?«
»Wir haben uns noch lange unterhalten.«
»Wirklich? Na ja, das macht man ja auch so mit Freundinnen.«
»Sie redet gerne.«
Er fuhr ihr mit dem Finger über die Wange. »War es in Ordnung, in ihrem Zimmer zu schlafen? Ich dachte, das gefällt dir vielleicht.«
»Papa?«
»Was, Schatz?«
»Georgia, Holly und ich gehen für eine Weile aus. Ich will dich mit etwas überraschen.«
»Was? Und ich kann nicht mitkommen?«
»Es wäre keine Überraschung, du Dummerchen, wenn du mitkommst.«
Er stupste mit dem Finger auf ihre Nase. »Was soll ich denn machen, Ru? Hier warten? Mir die Fingernägel rosa lackieren so wie du?«
»Warte drei Stunden. Dann nimm dir ein Taxi zu dem großen Wasserfall, direkt vor der Stadt.«
Er wollte ihr gerade noch eine Frage stellen, als Georgia und Holly in der Tür erschienen. Georgia begrüßte ihn, aber ihr Lächeln war schwach und wirkte gezwungen. Als sie sich unterhielten, lief Mattie in ihr Zimmer, holte ihren Rucksack und umarmte ihn noch mal. Er küsste sie, und es fiel ihm schwer, sie loszulassen. »Sei vorsichtig, Schatz«, sagte er, und seine Augen ruhten auf ihr. »Bleib bei Georgia und Holly. Wir sehen uns dann
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