Ich bin an deiner Seite
sprangen hoch und versuchten, Glühwürmchen zu fangen, die anderen beiden hielten sich an den Händen.
Mattie arbeitete noch immer, als Ian sich vorsichtig näherte. Er betrachtete die Felsen, sah, wie ihre Erinnerungen erblüht waren – gute Erinnerungen, eine Sammlung von Schönheit und Freude. Obwohl er immer gewusst hatte, dass Mattie talentiert war, stand er dort, und ihm wurde klar, dass ihre Fähigkeiten das, was er sich vorgestellt hatte, weit überstiegen. Sie besaß ein Talent, das er gar nicht fassen konnte. Obwohl ihr Tadsch Mahal vielleicht nicht perfekt geformt war, hatte sie seine Seele eingefangen. Obwohl Rupis Gesichtszüge nicht ganz stimmten, lächelte er wie ein Engel.
Ian kniete hinter Mattie und küsste ihren Kopf, zog sie an sich. Sie wandte sich um, und er nickte, wieder und wieder. Sie legte ihre kreidebedeckten Hände um ihn. Er drückte sie, denn zum ersten Mal seit Kates Tod glaubte er tatsächlich, dass sie sie sehen konnte. Kate hatte Mattie gebeten, etwas Wunderschönes zu erschaffen, und das hatte sie getan. Und es gab keine Möglichkeit, dass ihre Mutter das jetzt nicht sah.
Zehn Meter entfernt standen Georgia und Holly Hand in Hand. Holly, die so verletzt gewesen war vom Desinteresse ihres Vaters, davon, dass er ein Museum ihr vorzog, hätte niemals erwartet, dass ihr ein Bild oder eine Skulptur oder ein Gedicht gefallen könnte. Aber sie war verzaubert von dem, was Mattie getan hatte. Und Georgia starrte auf den Felsen mit den Glühwürmchen, den Felsen, der zwei Erwachsene Hand in Hand zeigte.
Mattie küsste die Wange ihres Vaters. Sie hob ein Stück rote Kreide auf und ging zu einem weiteren Felsen. Sie kletterte hinauf und malte ein riesiges rotes Herz. Unter das Herz schrieb sie mit weißen Buchstaben: »Wir lieben dich, Mami. Und ich liebe dich, Papa.«
Ian trat zu dem Felsen und half ihr herunter, hielt sie an sich gepresst. Er küsste ihre Stirn und die Tränen, die mit seinen zusammenflossen. Aber dann lächelte sie. Und in ihrem Lächeln war so viel Herzensgüte und Hoffnung und Stolz, dass er sie höher hob, damit sie ihr Werk betrachten konnte. Er drehte sie nach allen Seiten, hielt sie weiter fest.
Er blickte zum Himmel und sagte Kate, dass er sie liebte, dass Mattie sie liebte. Dann trugen seine Füße sie beide zu Georgia und Holly, dahin, wo, wie er wusste, Mattie hinwollte. Obwohl seine eigenen Gedanken noch ungeformt waren, ging er mit sicheren Schritten, und die zwei Gruppen wurden zu einer.
***
Zwei Tage später, nachdem sie mit Khan in seinem verbeulten Transporter zurück zur Küste gefahren waren, gingen die vier Freunde durch den Zoo in Ho-Chi-Minh-Stadt. Obwohl er nicht groß war, präsentierte er den Besuchern eine ganze Reihe von Tieren und anderen Dingen. Wie in den meisten Zoos im Westen gab es breite Spazierwege, riesige schattenspendende Bäume, Seen und bunte Gärten. Da es Sonntag war, bevölkerten Vietnamesen den Zoo – Eltern schoben ihre Kinder in Kinderwagen, Paare suchten sich abgeschiedene Bänke.
Das Lachen, das Mattie, Holly, Georgia und Ian miteinander geteilt hatten, war verschwunden. Holly und Georgia würden in ein paar Stunden abreisen und hatten ihre Koffer mit in den Zoo gebracht, der auf dem Weg zum Flughafen lag. Mattie lief wie ein Tiger oder ein Löwe im Käfig – lustlos und ohne Ziel. Sie hielt Hollys Hand, und sie gingen zu den Elefanten, an die Holly sich von einem vorherigen Besuch erinnerte. Obwohl Holly traurig über den bevorstehenden Abschied war, hielt sie sich aufrechter als Mattie. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gelernt, so zu gehen, und obwohl Traurigkeit nach ihr griff, erinnerte sie sich an das Theaterstück Annie , das sie mal mit ihrer Mutter gesehen hatte, als sie noch jünger war. Annie hatte an eine bessere Zukunft geglaubt, und das tat Holly auch.
Holly hatte Mattie von einem Babyelefanten erzählt, der vor einem Jahr im Zoo geboren worden war. Sie wollte den Elefanten sehen, wollte, dass Mattie bei seinem Anblick lächelte. Aber Holly war nicht sicher, ob ihre Freundin im Zoo lächeln würde. Mattie wirkte niedergeschlagen, und Holly fragte sich, ob sie jemals Annie gesehen hatte. Wahrscheinlich nicht, und das machte Holly traurig.
»Bist du in Thailand auf einem Elefanten geritten?«, fragte Holly. »Ich schon. Und ich durfte sogar einen kleinen Elefanten füttern.«
Mattie blickte vom Boden auf. »Nein, wir habe keine Elefanten gesehen.«
»Na ja, vielleicht beim nächsten Mal. Und wenn du
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