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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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ist eine wunderschöne Nacht, nicht wahr?«
    »Mehr als wunderschön.«
    »Denkst du?«
    Georgia machte noch ein Foto von den Mädchen. »Sieh sie dir an. Sieh dir Mattie an. Sie tanzt herum wie die Glühwürmchen, die sie jagt.«
    »Sie hüpft beim Laufen – so viel steht fest. Sie ist wie ein Känguru.«
    »Und sie macht große Sprünge. Das nächste Mal, wenn du dir darüber Sorgen machst, dass sie nicht glücklich sein könnte, denk an diesen Abend. Sie hat nicht vergessen, wie man glücklich ist. Und das hast du auch nicht.«
    Er fing ein Glühwürmchen, sah es in seiner geschlossenen Hand leuchten und ließ es frei. »Ich möchte … diese Dinge glauben.«
    »Und das solltest du.«
    »Tust du es?«
    Sie trat näher zu ihm und versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, das sie überschwemmte. Doch sie war nicht in der Lage, es zu leugnen. »Darf ich … deine Hand nehmen?«, fragte sie. Ihr Herz klopfte schnell, ihre Stimme klang ruhig. »Nur als Freundin? Und sonst nichts? Ich möchte deine Hand nehmen und neben dir am See entlanggehen, während unsere Mädchen Glühwürmchen fangen. Das würde den Abend wunderschön machen … das würde ihn perfekt machen.«
    Er betrachtete ihr Gesicht, sah, dass sie nicht länger die selbstbewusste Frau war, die sich auf den Straßen von Hongkong so zu Hause fühlte. »Dann lass uns den Abend perfekt machen«, sagte er und griff nach ihrer Hand. »Es gibt keinen Grund, warum Freunde nicht Hand in Hand spazieren gehen könnten.«
    »Danke, Ian.«
    »Gern geschehen. Und ich sollte dir danken. Nicht andersherum.«
    Georgia lächelte, und sie spürte seine warme Hand an ihrer. Sie fühlte sich auf einmal Jahrzehnte jünger. Die Sonne war gesunken, und auf dem See brannte nicht länger ihr Spiegelbild. Die Welt verschwamm. Mattie und Holly rannten zurück zu ihnen, um weitere vier oder fünf Glühwürmchen in die Laterne zu tun. »Seht euch nur an«, sagte Georgia. »In euren wunderschönen Kleidern. Ich habe gerade gesagt, dass ihr mich an die Glühwürmchen erinnert, die ihr fangt.«
    Holly lachte. »Das sind Insekten, Mami. Wir sind Mädchen.«
    »Das ist wahr«, erwiderte Georgia, die sich der Wärme von Ians Fingern immer noch bewusst war. »Aber das unterscheidet euch nicht so sehr voneinander.«
    Mattie nickte, während Holly den Kopf schüttelte. Die Mädchen drehten sich dann um und rannten den Hügel hinauf zum Restaurant, wo ein paar Glühwürmchen den ausgestreckten Händen der einheimischen Kinder auswichen. Ian und Georgia folgten ihnen. Sie redeten nicht, sondern waren beide damit zufrieden, ihren Töchtern zuzusehen. Zuerst hatte Ian ein schlechtes Gewissen, weil er Georgias Hand hielt, weil ihm das so intim vorkam. Aber bald änderten sich seine Gefühle. Sie brauchte ihn, und er brauchte sie. Und Freunde sollten in der Lage sein, einander an der Hand zu halten. Wenn Freunde das nicht tun duften, was nutzten sie sich dann?
    Glühwürmchen entkamen weiter oder wurden gefangen. Obwohl Mattie mehr als dreißig Meter von Ian entfernt war, drang ihr Lachen bis zu ihm und erfüllte ihn mit Freude und Mut. Sie kletterte auf einen Baumstumpf und sprang herunter – drehte sich und juchzte und schien eine Metamorphose zu durchlaufen. Ihr buntes Kleid blähte sich auf, und sie schien zu fliegen, und diese unmittelbare Reise schien Ian in den Himmel zu heben, verwandelte seine Ängste in Hoffnung, seine Trauer in Freude. Ohne Nachdenken oder Sorge oder Zurückhaltung hob er Georgias Hand an seine Lippen, küsste ihren Handrücken, hielt ihre Haut an seine, als Mattie einen umherfliegenden Lichtpunkt fing.
    Die Mädchen drehten sich zu ihm um, und er ließ Georgias Hand sinken. Sie drückte seine Finger, beugte sich zu ihm hinüber und wollte etwas sagen, schloss den Mund jedoch wieder und ihre Lippen formten ein Lächeln. Matties Glühwürmchen wurden in den Käfig gesetzt, und in der zunehmenden Dunkelheit gingen die vier zurück zum Restaurant. Ian drückte Georgias Hand, dann ließ er sie los, trug die Laterne nach oben und stellte sie auf den Tisch. Auf einem Dutzend anderer Tische standen ähnliche Laternen, und Hunderte von Glühwürmchen schienen sich auf der Veranda zuzuwinken.
    Ihre Kellnerin nahm ihre Bestellung auf, und während Georgia und Ian lächelten und über den morgigen Tag sprachen, beobachteten Holly und Mattie ihre Glühwürmchen und versuchten, sie zu zählen. Alle anderen Gäste im Restaurant waren Vietnamesen, und der Klang der alten Sprache schien

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