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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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wird?«
    »Wie Mami?«
    »Genau. Wie Mami.«
    »Aber das wird nicht passieren. Du hast mir versprochen, dass das niemals wieder passieren wird.«
    Ian blickte zu seiner Rechten, auf einen Wasserfall, der aus einer Felsspalte zwischen zwei entfernten Bergen in die Tiefe fiel. »Tut mir leid, Schatz. Du hast völlig recht. Das wird keinem von uns passieren, genau wie ich es versprochen habe. Aber dennoch schätze ich, dass es nicht schaden kann, vorsichtig zu sein.«
    »Ich bin vorsichtig.«
    »Ich weiß.«
    »Dann lass uns nicht mehr darüber sprechen, okay?«
    Er seufzte und ging voraus. Mit dem Finger deutete er auf den Wasserfall und sagte: »Das ist ein echtes Prachtexemplar. Möchtest du Pause machen und das zeichnen?«
    »Nein.«
    Sie gingen schweigend weiter. Ian sah nach vorn und wusste, dass sie, wenn das Wetter weiter so klar blieb, bald mit einem Blick auf den Everest belohnt werden würden. »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er und rückte seinen Wanderhut zurecht, um seine Augen vor der Sonne zu schützen.
    »Was?«
    »Eigentlich sind es zwei Überraschungen.«
    Sie pikste ihn mit dem Wanderstock. »Was, Papa?«
    »Warte, bis wir oben sind.«
    Der Weg, gesäumt von Büschen wilden Marihuanas, bog nach links und näherte sich einem vertikalen Bereich des Berges, in den Stufen gehauen worden waren. Die Steinstufen, von denen es mehrere Hundert gab, führten zu einem Spalt im Berg. Am Fuß der Treppe stand ein nepalesisches Mädchen ungefähr in Matties Alter in einem zerrissenen blauen Kleid. Sie trug ein riesiges Bündel Feuerholz auf dem Rücken. Ein dicker Streifen Stoff war um das Feuerholz geschlungen und hing an ihrer Stirn. Die Hände des Mädchens lagen auf dem Stoff in der Nähe ihrer Stirn, damit er nicht verrutschte. Sie lehnte sich gegen einen Felsen in der Nähe der Treppe und sah den Berg hinauf und dann zu Ian und Mattie.
    »Namaste«, sagte Ian zu dem Mädchen und legte die Hände zusammen und verbeugte sich leicht.
    Sie lächelte. »Namaste.«
    Mattie betrachtete das Mädchen, und ihr fiel auf, wie dreckig und zerlumpt ihre Kleider waren. Ihr dunkles Haar war verfilzt, lang und zerzaust. »Hallo«, begrüßte Mattie sie, verlegen darüber, dass sie fast nichts trug und so saubere Kleider besaß.
    »Hawwo«, erwiderte das Mädchen, das weiter lächelte und den Stoffstreifen auf seiner schwitzenden Stirn festhielt.
    »Papa«, bat Mattie, »könntest du das für sie tragen? Ich glaube nicht, dass sie es die Stufen hinauf schafft.«
    Ian war froh über ihre Bitte. Obwohl sein eigener Rucksack nicht leicht war, hatte er das Gefühl, dass er das Feuerholz ebenfalls tragen konnte. »Denkst du, ich dürfte dir das abnehmen?«, fragte er das Mädchen und deutete auf das Holz. »Ich trage es die Stufen rauf, und dann übernimmst du wieder.«
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Nicht verstehen. Nicht sprechen Englisch.«
    »Darf ich das Holz tragen? Ich legte mir den Streifen um die Stirn, so wie du es getan hast. Und ich trage es die Treppe rauf.«
    Mattie sah, dass das Mädchen noch immer verwirrt war. Sie trat näher an die Fremde heran und tat so, als würde sie das Holz nehmen und es ihrem Vater oben auf seinen Rucksack laden. »Er trägt es für dich«, sagte sie langsam.
    Das Mädchen nickte mit großen Augen. Mattie sah, dass ihre Knie zitterten, vermutlich vom Gewicht des Feuerholzes. Weil sie keine Zeit verschwenden wollte, half Mattie dem Mädchen, den Stoff von der Stirn zu schieben und das Holz auf den Boden zu stellen. Mattie war überrascht über das Gewicht des Bündels, von dem sie wusste, dass sie es niemals hätte tragen können. »Schaffst du das, Papa?«, fragte sie. »Vielleicht könnte ich deinen Rucksack tragen.«
    »Wenn dein Bein richtig belastbar wäre, dann würde ich dich das sogar versuchen lassen. Aber keine Sorge, Schatz. Hilf mir einfach, diesen Stoff über meinen dicken Kopf zu bekommen.«
    Ian hockte sich hin, und Mattie und das Mädchen hoben das Feuerholzbündel hoch, setzten es auf seinen Rucksack. Das Mädchen nahm den Stoff und platzierte ihn auf seiner Stirn, sodass sein Nacken das Gewicht tragen würde, genau so, wie sie es gemacht hatte.
    »Sei vorsichtig, Papa«, sagte Mattie, als er aufstand. Sie gab ihr Bestes, um ihm zu helfen, das Feuerholz anzuheben, genau wie das Mädchen.
    »Heiliger Strohsack, ist das schwer«, sagte Ian und stemmte sich gegen das Gewicht. Er hielt den Stoffstreifen auf seiner Stirn fest und biss die Zähne zusammen,

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