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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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gesteckt haben! Selbst als sie es nicht wollte!«
    »Ich … ich dachte, sie würden helfen. Verstehst du das denn nicht? Die Ärzte haben mir gesagt, dass ihr die Schläuche helfen.«
    »Das haben sie nicht! Und du hast Mami nicht zugehört und du hörst mir nicht zu!«
    »Ich höre dir zu! Obwohl ich davon nichts hören will.«
    »Du hörst mir nicht zu!«
    Ian rieb sich über die Stirn und versuchte, sich wieder zu beruhigen. »Weißt du, Ru, ich höre dir verdammt noch mal öfter zu als mir selbst. Wenn ich das nicht täte, dann wären wir nicht hier. Und diese Schläuche … ich wollte sie, weil ich dachte, dass wir deine Mutter retten können. Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich nichts getan hätte? Ich wollte, dass sie wenigstens noch eine kleine Chance hat.«
    »Sie wollte nicht kämpfen.«
    »Das weißt du nicht.«
    »Doch, das weiß ich! Sie wollte die Schläuche nicht! Und ich will nicht nach Hause!«
    Ian blickte zur Tür und wünschte, sie würden immer noch wandern und Mattie wäre nicht gefallen. Sein Magen schmerzte, und er zog noch eine Tablette aus der Tasche. »Ich verstehe, dass du nicht nach Hause willst«, sagte er und kaute auf dem Säureblocker, während er seinen Daumen gegen seine Fingerkuppen presste. »Aber ich finde trotzdem, dass wir umkehren sollten. Diese Reise ist zu schwer. Für uns beide.«
    »Nein, Papa! Das ist sie nicht.«
    »Aber du bist verletzt. Dir ist kalt, und du weinst. Wie kann das gut sein?«
    Mattie schüttelte den Kopf und knetete den Schlafsack mit den Händen.
    »Ich gehe nicht zurück! Nicht, bis wir es beendet haben. Mami hat uns gebeten, die Reise zu beenden, und ich werde auf sie hören. Selbst wenn du es nicht tust.«
    »Ich habe immer auf sie gehört. Und auf dich.«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Mattie.«
    »Du hörst nicht zu.«
    »Ich …«
    »Wie kannst du zuhören, wenn du bei der Arbeit bist? Wenn du die ganze Zeit nicht da bist? Mami war zu Hause. Und sie hat zugehört. Ich weiß, dass sie alles gehört hat, was ich gesagt habe. Alles!«
    Ian schloss die Augen und wollte schreien, doch er schwieg und fühlte sich gefangen in dem kleinen, kalten Zimmer. »Ich habe mein Bestes getan. Vielleicht habe ich Fehler gemacht, jede Menge sogar, aber ich habe mein Bestes getan.«
    »Du solltest tun, was sie sagt.«
    »Ich bin doch hergekommen, oder nicht? Obwohl ich es nicht wollte.«
    »Du bist gekommen, aber …«
    »Und weißt du, Ru, für mich ist es auch schwer. Mir hat man genauso hart in die Zähne getreten wie dir.«
    »Ich gehe nicht zurück.«
    »Warum nicht? Warum hast du solche Angst davor, zurückzugehen? Wir leben in einem schönen Haus in einem schönen Land. Wir haben Freunde, die alles für uns tun würden. Vermisst du deine Fußballmannschaft gar nicht? Deine Kunstlehrerin aus der Schule? Mit mir ins Kino zu gehen und dich mit Popcorn vollzustopfen?«
    Sie zog sich den Schlafsack über den Kopf. »Ich will nicht nach Hause, weil Mami hier ist. Und ich werde sie nicht verlassen. Ich werde sie niemals wieder verlassen.«
***
    Zwei Tage später, nachdem es aufgehört hatte zu regnen und Matties Knie nicht länger geschwollen und steif war, verließen sie den Steinraum. Sie hatten sich die Zeit damit vertrieben, den Stoff für die Schule durchzugehen, Harry Potter zu lesen und Postkarten zu schreiben. Über die Jahre hatte Mattie Ians Eltern oft Postkarten geschrieben, und sie wollte diese Tradition fortführen. Sie hatte sie nur einmal gesehen, als sie in New York gewesen waren, und sie freute sich, ihre Postkarten zu bekommen und verschiedene Teile von Australien zu sehen, einem Land, das sie, wie ihr Vater ihr versprochen hatte, sehr gut kennenlernen würde.
    Die Eltern ihrer Mutter waren beide tot, deshalb hatte Mattie nicht viele Leute, denen sie Postkarten schicken konnte – vor allem Tanten, Onkel, Freunde und ein paar Lehrer. Sie zeichnete eine Miniaturansicht von Japan und Nepal zwischen ihre Worte und erweckte ihre besten Erinnerungen an die Reise zum Leben. Ein Hochgeschwindigkeitszug schlängelte sich auf mehreren Karten um ihre Worte. Auf anderen erhoben sich Berge.
    Mattie hatte auch Stunden damit verbracht, ihren Vater zu zeichnen, wie er im Türrahmen lehnte. Sie hatte seinen Dreitagebart betont und sein Gesicht so dargestellt, wie sie und ihre Mutter es besonders mochten – ein glückliches Gesicht mit dunklem Bartschatten, was bedeutete, dass er nicht arbeiten würde.
    Obwohl Mattie wütend auf ihn gewesen war, weil er nach Hause

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