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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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Käfige mit grellbunten Vögeln.
    Die Luft war schwer – von Feuchtigkeit, Hitze und dem Duft der Vegetation. Hängematten hingen zwischen Eukalyptusbäumen. Kinder fuhren auf Fahrrädern mit Stützrädern. Das Fehlen von Autos, Motorrollern und motorbetriebenen Gefährten half, dieses Gefühl der Stille zu bewahren. Und über allem thronten die massiven Felsen-Flügel der Insel, die in die vereinzelten Wolken ragten.
    Mattie blickte sich voller Staunen um. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Zum zweiten Mal auf ihrer Reise fühlte sie sich, als wäre sie Alice, die in den Kaninchenbau gefallen war. Sie folgte ihrem Vater, der nach links abbog, in Richtung der Mitte der Insel. Bald gingen sie zwischen Reihen von Holzbungalows hindurch, von denen viele ein spitzes Dach hatten, das nach unten breiter wurde und an den Enden nach oben gebogen war. Die meisten Bungalows wirkten wenig stabil. Vielleicht hatten sie schon zu vielen Stürmen trotzen müssen.
    Mattie war erstaunt, wie die Einheimischen sich kleideten. Die Mehrheit hatte einfach Shorts und T-Shirts an, aber die muslimischen Frauen trugen Roben und Kopftücher. Sie hatte einige schlimme Dinge über Muslime gehört, aber diese Leute lächelten sie an und begrüßten sie auf Thailändisch. Sie erwiderte ihren Gruß und lief erleichtert weiter.
    Obwohl sie nicht mehr so oft wie früher an der Hand ihres Vaters ging, streckte sie den Arm aus und umschloss seine Finger mit ihren. »Papa?«
    »Ja, Schatz?«
    »Ich habe es nicht eilig damit, erwachsen zu werden. Also mach dir deswegen keine Sorgen.«
    Er lächelte und zog sie näher zu sich. »Wieso sagst du das?«
    »Mir gefällt es hier.«
    »Mir auch.«
    Sie entdeckte eine riesige bunte Raupe auf dem Boden und achtete darauf, um sie herum zu gehen. »Mami hat mich gebeten, ihr ein Bild in den Sand zu malen.«
    »Hat sie das?«
    »Gibt es hier einen leeren Strand? Ohne Menschen? Ich möchte ihr etwas Großes malen.«
    Ian nickte, froh darüber, dass sie an seiner Hand gehen wollte. »Ich werde dir ein paar Orte zeigen, Ru. Einiges von dem, was du sehen wirst, wird dich zum Lächeln bringen. Dann bringe ich dich an den schönsten Strand der Welt. Und wir werden dort ganz allein sein.« Er bog rechts ab und lief auf eine Gruppe neuerer Bungalows zu. »Aber wie willst du etwas so Großes malen? Wirst du dann nicht überall deine Fußabdrücke hinterlassen?«
    »Ich werde meine Füße benutzen , Papa. So werde ich malen.«
    »Mit den Füßen?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Er rückte seinen Rucksack zurecht und schob die Riemen weg von den wunden Stellen an seinen Schultern. »Lass uns einen Handel abschließen, Ru.«
    »Was für einen Handel?«
    »Wir checken ein, schreiben die Postkarten fertig, die wir im Flugzeug angefangen haben, machen zwei Stunden lang Mathe und essen dann am Strand.«
    »Zwei Stunden? Aber, Papa, du hast gesagt, wir machen eine Captain-Cook-Tour.«
    »Und das werden wir auch. Aber glaubst du, unser alter Kumpel ist um die Welt gesegelt, ohne sich mit Zahlen auszukennen?«
    »Er …«
    »Und, wo wir gerade von gut auskennen sprechen, ich schätze, der junge Mr Potter ist auch ziemlich gut in Mathe.«
    Sie zuckte mit den Schultern und blickte auf die Klippen über ihnen. »Wie wäre es mit einer Stunde?«
    »Wie wäre es mit zwei und dann Abendessen und Dessert am Strand? Und dann sehen wir uns an, wie die Sonne zum Abschied winkt.«
    »Kannst du mir die Zöpfe neu flechten, während ich lerne? So wie Mami das immer gemacht hat?«
    »Sicher, Ru. Das mache ich gerne.«
    Sie hüpfte über eine Pfütze. »Glaubst du nicht, dass ich durch das Hausaufgabenmachen schneller erwachsen werde?«
    Er kicherte und hob seine Hand mit ihrer, als sie über die nächste Pfütze sprang. »Ich denke nicht, Schatz. Aber netter Versuch. Ich bin vielleicht nicht besonders schlau, aber eine völlig Null bin ich auch nicht.«
    »Papa.«
    »Deine Hausaufgaben bereiten dich auf das Erwachsenwerden vor, damit du jede Menge Spaß haben kannst, wenn dein Haar langsam grau wird.«
    »Und du glaubst, Erwachsene hätten Spaß? Zuhause schickst du ständig E-Mails und hast Telefonkonferenzen, und ich finde nicht, dass das wie Spaß aussieht. Langweilig, langweilig, langweilig.«
    »Dein langweiliger alter Vater wird dir zeigen, wie man Spaß hat«, erwiderte Ian lachend und hielt weiter ihre Hand, während er schneller lief, um über eine riesige Pfütze mitten auf dem Weg zu springen. Seine Füße mit den Sandalen landeten

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