Ich bin an deiner Seite
verwendet worden waren, bemerkte er einen westlich aussehenden Mann und ein vielleicht sechzehnjähriges thailändisches Mädchen, die in der Ecke saßen. Das Mädchen trug ein gelbes T-Shirt und weiße Shorts. Ihr schulterlanges schwarzes Haar war offen, und sie war in jeder Hinsicht hübsch, mit weichen und angenehmen Zügen. Ian fand es merkwürdig, wie dicht der Mann und das Mädchen zusammensaßen, zumindest, bis er sah, dass er unter dem Tisch ihr Bein streichelte.
Ians Herz klopfte schneller. Er hatte Ähnliches schon in Bangkok und in anderen größeren Städten Thailands beobachtet, aber noch nie an einem Ort wie Ko Phi Phi. Der grauhaarige Mann musste ungefähr Ende fünfzig sein, und er war vermutlich nach Thailand gekommen, um sich mit einem jungen Mädchen zu amüsieren. Tausende solcher Männer reisten jedes Jahr nach Thailand, um Fantasien auszuleben, die sie zu Hause niemals verwirklichen konnten. Bei ihrer früheren Reise hatte Kate einen Sextouristen zur Rede gestellt, der Arm in Arm mit zwei jungen Mädchen ging, ein Vorfall, der Ian plötzlich wieder einfiel. Er hatte sich genauso darüber aufgeregt wie Kate, aber jetzt, als er das Mädchen in dem gelben T-Shirt ansah, dachte er an Mattie. Es war sehr gut möglich, dass die Eltern dieses Mädchens, wahrscheinlich arme Bauern aus dem Norden, auf eine Schieberbande hereingefallen waren. Diese Kriminellen bezahlten oft eine geringe Summe an die Eltern und versprachen, ihren Töchtern Jobs in Hotels oder Restaurants zu vermitteln. Die Mädchen wurden nach Bangkok gebracht und dort zur Prostitution gezwungen. Wenige kehrten je nach Hause zurück.
Während er weiter das Mädchen ansah, dachte Ian an Matties Trauer über den Verlust ihrer Mutter. Wie musste es sein, wenn man so jung war und von beiden Eltern getrennt wurde? Wenn man zur Prostitution gezwungen wurde? Sein Magen begann zu schmerzen, als er sich diese Fragen stellte. Er fragte sich, ob das Mädchen innerlich tot war. Vielleicht hatte sie erst kürzlich damit angefangen und konnte noch gerettet werden.
Ian holte eine Magentablette aus seiner Tasche, steckte sie in den Mund und kaute sie. Er beantwortete eine Frage von Mattie, doch er sah über sie hinweg zu dem Mädchen hinüber. Der Schweiß lief ihm über den Rücken und durchnässte sein T-Shirt. Er dachte wieder an Mattie, stellte sich vor, dass sie ihm von jemandem gestohlen und zu so einem Leben gezwungen wurde. Der Gedanke machte ihn wütend, und sein Magen zog sich immer heftiger zusammen.
Der Mann bestellte ein großes Singha-Bier und fummelte hin und wieder am Bein des Mädchens herum. Ians Herz raste. Er trank von seinem eigenen Bier, um seine Nerven zu beruhigen. Während er schnell aß, versuchte er, Mattie in ein Gespräch zu verwickeln, obwohl er ihr nicht wirklich zuhörte. Sie würde seine Gleichgültigkeit spüren und sich darüber aufregen, aber im Moment dachte er nicht an ihre Gefühle. Irgendwie musste er dem Mädchen helfen.
Ian aß den Rest des Fisches auf und bezahlte die Rechnung. Mattie wollte gehen, aber er war noch nicht bereit dazu und holte ein Kartenspiel aus seiner Tasche und fragte sie, ob sie eine Runde Siebzehnundvier mit ihm spielen wollte. Sie sah genervt aus, nickte jedoch und fing an, die Karten zu mischen. Er beobachtete das Mädchen, während sie spielten, während Mattie ihn besiegte. Er kaute einen zweiten und einen dritten Säureblocker und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Nach ungefähr zwanzig Minuten gab der Mann dem Mädchen einen Schlüssel. Sie stand vom Tisch auf und wollte das Restaurant verlassen. Der Mann machte sich ein frisches Bier auf, während Ians Herz in seiner Brust hämmerte. »Lass uns gehen, Ru«, sagte er leise.
»Was?«
»Mein Magen spielt völlig verrückt. Wir müssen gehen.«
»Aber, Papa, ich will …«
»Jetzt, Schatz.« Ian schob die Karten zusammen und warf sie in seine Tasche. Er nahm Mattie an die Hand und führte sie aus dem Restaurant, folgte dem Mädchen. Sie ging nicht zu den Pensionen am Strand, sondern ins Innere der Insel, wo die schäbigeren Bungalows standen. Das Mädchen lief mit gesenktem Kopf, als bemerke sie die Schönheit um sie herum gar nicht.
Ian sah über die Schulter, um sicherzugehen, dass der Mann nicht in der Nähe war. Als er niemanden sah, lief er schneller und näherte sich dem Mädchen, immer noch mit Mattie an der Hand. Als die Thailänderin an einer Wegkreuzung vorbeiging, holte er sie ein. »Bitte, komm mit uns«,
Weitere Kostenlose Bücher