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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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der anderen. Plötzlich war Mattie neidisch auf ihre Freundschaft. Sie hatte immer ein engeres Verhältnis zu ihrer Mutter als zu irgendeiner ihrer Freundinnen gehabt, und jetzt, wo ihre Mutter nicht mehr da war, hatte sie niemanden, mit dem sie die Dinge teilen konnte, die Mädchen miteinander teilten.
    Während sie weiter die Mädchen beobachtete, die lachten und lächelten, wurde Matties Verzweiflung größer. Sie wollte glücklich sein für ihre Mutter und tapfer für ihren Vater, aber im Moment konnte sie keines von beidem. Sie fühlte sich allein, obwohl sie wusste, dass ihr Vater sie liebte. Was, wenn er stirbt?, fragte sie sich und sah auf die Falten auf seiner Stirn. Die Falten ihrer Mutter schienen während ihrer Krankheit tiefer geworden zu sein, und Mattie sah ihrem Vater oft ins Gesicht und überprüfte, ob seine Stress- und Lachfalten vielleicht auch tiefer wurden.
    Sie wandte den Blick von ihrem Vater ab und sah auf eine entfernte Insel, die direkt aus dem Meer aufzuragen schien. Die Insel wirkte einsam, ohne andere um sie herum. Obwohl das Land schön war, verspürte sie wenig Bedürfnis, ihren Skizzenblock herauszuholen. Stattdessen holte sie den Ehering ihrer Urgroßmutter aus ihrem Rucksack und steckte ihn sich an den Zeigefinger.
    In der Nähe lehnte sich ein Mädchen zurück und legte den Kopf auf den nackten Bauch ihrer Freundin, auf dem ein Tattoo prangte. Die Freundin sagte etwas in einer Sprache, die Mattie nicht verstand, und das Mädchen lachte. Mattie seufzte und drehte sich wieder zu ihrem Vater um. »Können wir was trinken?«, fragte sie, weil sie sah, dass fast jeder auf dem Dach eine Dose oder eine Flasche in der Hand hielt. »Irgendetwas, das kein Wasser ist. Ich bin Wasser leid.«
    »Aye, aye, Erster Maat. Ich bin sofort zurück.«
    »Vielleicht eine Sprite«, sagte sie und sah zu, wie er aufstand und um die ausgestreckten Körper herumging, die überall lagen. Ihr fiel auf, dass er sich trotz seines Alters mit einer Eleganz bewegte, die den meisten jungen Reisenden fehlte. Sie waren vielleicht oben ohne und muskulös, aber anders als sie ging ihr Vater so, als wäre er schon auf Hunderten solcher Dächer gewesen. Mattie fragte sich, wie ihre Mutter wohl auf dem Dach ausgesehen hätte. Was hätte sie getan, wenn ich meinen Kopf auf ihren Bauch gelegt hätte? Hätte sie mein Haar gestreichelt? Hätte sie mit mir über meine Bilder gesprochen?
    Mattie stellte sich immer noch solche Fragen, als ihr Vater mit zwei Dosen Fanta Orange zurückkehrte. »Du hast dir kein Bier geholt?«, fragte sie, als er sich neben sie setzte.
    Er lächelte. »Warum soll ich einen Schluck gelben Gerstensaft wollen, wenn ich stattdessen mit dir eine Fanta trinken kann?«
    »Aber alle anderen trinken Bier.«
    »Und sie werden stinkbesoffen sein und schlafen, wenn wir die Insel erreichen.«
    »Oh.«
    Er rückte näher an sie heran und stieß mit seiner Dose gegen ihre. »Tust du mir einen Gefallen, Schatz?«, fragte er leise.
    »Welchen?«
    »Werde nicht so schnell erwachsen. Ich werde dich vermissen, wenn du zu schnell erwachsen wirst.«
    »Papa.«
    »Du beeilst dich doch auch nicht mit deinen Zeichnungen, oder?«
    »Nein.«
    »Siehst du, das Leben ist wie deine Zeichnungen. Man sieht die schönsten Dinge, und man erlebt die wundervollsten Sachen, aber nur, wenn man sich Zeit lässt.«
    »Ich lasse mir Zeit.«
    Ian trank einen Schluck Fanta, dann zog er das Band an seinem Hut enger unter seinem Kinn zusammen. »Das, was ich am meisten bereue, Ru, ist, dass ich zu schnell war. Deine Mutter hat sich in einem viel besseren Tempo bewegt.«
    Mattie nickte. Sie wollte nicht über ihre Mutter sprechen. Nachdem sie den Ring ihrer Urgroßmutter wieder weggepackt hatte, blickte sie nach vorn und entdeckte, dass eine Gruppe von Inseln in der Ferne aufgetaucht war. Zuerst sahen die Inseln nur aus wie kleine dunkle Finnen, die aus dem Wasser ragten. Aber während die Fähre vorwärtstuckerte, schienen sie zu erblühen. Farben und Besonderheiten wurden erkennbar, als würde die Dämmerung Licht auf etwas werfen, das vorher in Dunkelheit gehüllt war.
    Die Kalksteininseln waren anders als alles, was Mattie je gesehen hatte. Sie erhoben sich direkt aus dem Meer und wurden von Klippen dominiert, die mehr als dreihundert Meter hoch aufragten. Die Inseln hatten die Farbe eines stürmischen Himmels, allerdings durchzogen von rotem Sediment und zum Teil bedeckt mit kniehoher Vegetation. Die Wellen schlugen an den Fuß der

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