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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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parallel zum Wasser verlief. Am Ende der Stange war ein Propeller befestigt. Das Design des Motors und des Propellers erlaubte es dem Boot, auch in sehr flaches Wasser zu fahren.
    Ian sah, dass das Langboot nur mit zwei altersschwach aussehenden Schwimmwesten ausgestattet war, aber er machte sich keine Sorgen. Mattie war eine gute Schwimmerin, und sie fuhren nicht weit raus. Sie saßen beide in der Nähe des Bugs. Eine rot-weiß-blaue thailändische Flagge flatterte im Wind neben ihnen. Das Boot hob und senkte sich, während es sanften, türkisfarbenen Wellen begegnete. Ihr Führer, Alak, stand im Heck und benutzte den Ruderstab, um sein Boot um die Riffe herum an der Küstenlinie von Ko Phi Phi entlangzuführen. Sie näherten sich jetzt dem Ende eines der riesigen Schmetterlingsflügel der Insel. Wellen prallten gegen Kalksteinklippen und dröhnten wie ein Feuerwerk.
    Als sie sich den Klippen näherten, betrachtete Mattie die Felsformationen, weil sie sie später malen wollte. Der Morgen war für sie nicht besonders schön gewesen, denn sie hatte ihren Vater im Bad weinen hören. Seine Traurigkeit ließ auch ihr kurz die Tränen kommen, aber sie hatte sie schon wieder getrocknet, als er zurück ins Bett kam und den Arm um sie legte. Sie fühlte sich sicher in diesem Moment – traurig, aber zumindest sicher. Er hatte versucht, sie beim Frühstück zum Lachen zu bringen, und jetzt, wo sie um eine Ecke bogen und eine ruhige Stelle im Wasser erreichten, wollte sie, dass er vergaß, woran auch immer er gedacht hatte.
    »Hast du hier mit Mami geschnorchelt?«, fragte sie und drehte einen ihrer langen Zöpfe um ihren Zeigefinger.
    »Ich glaube schon, Ru. Ich erkenne etwas davon wieder.«
    »Sind hier die Haie?«
    »Die Haie?«
    »Papa, du weißt, wovon ich spreche. Du und Mami, ihr hab mir alles über die Haie von Ko Phi Phi erzählt.«
    Ian nickte, beeindruckt von ihrem Gedächtnis, obwohl er sich in diesem Fall wünschte, es wäre nicht ganz so gut. »Diese Viecher, Schatz, sind ein bisschen weiter um die Insel herum, an einem Ort namens Shark Point.«
    Obwohl Mattie gar nicht erpicht darauf war, mit Haien zu schwimmen, wollte sie unbedingt, dass er sie für mutig hielt, genau wie ihre Mutter es immer gewesen war. »Können wir dahin fahren? Ich will sie sehen.«
    »Nein, ich schätze, das ist keine besonders gute Idee.«
    »Aber du hast gesagt, es wären nur Schwarzspitzen-Riffhaie. Dass sie niemals jemanden angreifen.«
    »Daran erinnerst du dich noch?«
    »Natürlich, Papa. Du hast mir von ihnen herzählt, wie ihr ganz still im Wasser gesessen habt und sie um euch herumgeschwommen sind.«
    »Es gibt noch andere Orte, an denen wir schnorcheln können, wo das Riff genauso schön ist.«
    »Aber das ist der beste Platz. Bitte, Papa. Ich habe keine Angst. Wirklich, das habe ich nicht.«
    Ian wandte den Kopf ab und wünschte, er hätte ihr nicht so viele Geschichten über ihre erste Asienreise erzählt. An was würde sie sich noch erinnern? »Ich weiß, dass du keine Angst hast, Ru. Aber das bedeutet nicht, dass wir mit einem Schwarm verdammter Haie schwimmen werden.«
    »Ich möchte sie später zeichnen.«
    »Und du hast keine Angst?«
    »Nein.«
    »Versprichst du es?«
    »Mami sagt, sie sind so harmlos wie Katzen. Also wovor sollte ich mich fürchten?«
    Ian bedeutete dem Führer, das Langboot anzuhalten. Alak zog den Gasgriff zurück, und der laute Motor wurde leiser. »Ist Shark Point sicher?«, fragte Ian. »Sicher für Mattie?«
    Der Thailänder, der ein verblichenes U2-Konzert-T-Shirt trug, nickte. »Shark Point sehr sicher. Haie niemals jemanden angreifen. Niemals. Sie Angst haben vor uns. Nur wenn du bleibst ruhig, sie kommen. Wenn du dich bewegst, sie schwimmen weg.«
    »Sind Sie mit ihnen geschwommen?«
    »Früher. Fast jeden Tag.«
    »Früher? Warum machen Sie das nicht mehr?«
    Alak, der ungefähr Anfang dreißig sein musste, stellte den Motor ganz ab und trat näher zu Ian und Mattie. »Vielleicht irgendwann ich gehe zurück in Ozean. Aber noch nicht.«
    »Warum nicht?«, wollte Mattie wissen.
    »Wegen Tsunami«, erwiderte er und wischte überschüssige Sonnencreme von Matties Nase. »Zu viel Creme … dann beschlägt Tauchmaske.«
    Mattie rutschte auf dem Holzsitz hin und her. »Aber was war denn mit dem Tsunami?«
    »Die Wellen töten meine Frau. Meine Kinder.« Er blickte zurück auf den Hauptteil von Ko Phi Phi. »Jetzt ich habe neue Familie«, sagte er lächelnd. »Neues Baby. Aber ich noch nicht bereit,

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