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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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»Barbara Hegenberger-Schmidt-Kraczowek-Czipolinsky«. Der Portier las den Zettel und sagte freundlich: »Sollen bittä alle reinkommen – kriegen vier Einzelzimmer.«

    Die unverbindliche »Bussi-Bussi«-Welt
    Es gibt so viele Schwierigkeiten in Familien, weil Männer wie Frauen mit nur einem Partner nicht mehr genug haben. Die einen lassen sich scheiden, die anderen rennen davon – so ist das heute. Die Scheidung gehört zum Leben, sagen viele. Das kann ich nicht verstehen. Wenn ich noch einmal jung wäre, ich würde wieder meinen Mann nehmen – trotz allem, was wir miteinander mitgemacht haben.
    Lindenwirtin Josefine Wagner
    Beziehungen dürfen sich nicht in einer Scheinwelt abspielen, sondern müssen verbindlich sein. Typisch für unsere zunehmende Unverbindlichkeit sind die »Bussi-Bussi«-Beziehungen. Mit dieser oberflächlichen Form der Begrüßung wird lediglich ein Ritual angedeutet, das ursprünglich einmal eine tiefe Bedeutung hatte: die herzliche Begrüßung, bei der man den anderen berührte, umarmte und küsste. Damit wurde ausgedrückt, dass man zu ihm ein gute und herzliche Beziehung hat. Der heute übliche »Bussi-Bussi«-Kult täuscht dagegen eine Zuneigung vor, die in Wahrheit nicht besteht.
    Das ist typisch für unsere Gesellschaft, die Äußerlichkeiten überbetont. Dies gilt auch für zahlreiche Probleme, die alte Menschen betreffen: Da wird über Verbesserungen geredet und vieles versprochen, aber richtig ernst nimmt man die Alten nicht. Dass man im Altenheim den Durchmesser der Kloschüsseln normiert, ist sicher nicht verkehrt, aber es verbessert das Leben der Senioren nicht wirklich. Politiker, hohe Beamte, Manager, Bürgermeister, das Pflegepersonal – sie alle wissen, dass die Wertschätzung alter Menschen mit den derzeitigen Bemühungen und Methoden bei Weitem nicht ausreicht, aber sie tun so als ob.

    Alte Menschen brauchen stabile Beziehungen, doch die müssen möglichst frühzeitig entstehen. Unsere unverbindliche »Bussi-Bussi«-Welt ist nicht in der Lage, seelische Fundamente aufzubauen, die den Menschen auch im hohen Alter tragen. Mehr noch: Wegen ihrer geradezu inflationären Ausbreitung wird die Oberflächlichkeit zu einer Gefahr für echte Beziehungen, auf die man sich verlassen kann. Gerade für einen alten Menschen, der im Laufe seines Lebens unzählige Begegnungen mit anderen hatte, kann es höchst hilfreich sein, wenn er seine eigenen Beziehungen einmal kritisch unter die Lupe nimmt: Wie viele »Bussi-Bussi«-Beziehungen, in denen ich mein Leben übertünche und verdecke, habe ich selbst? Und wie viele meiner Beziehungen sind wirklich tief und helfen mir, mein Leben gut zu gestalten?
    Bei so einer Bilanz ist es auch sinnvoll, seine eigene Grundhaltung zu überprüfen und sich zu hinterfragen, ob man nicht selbst längst in diese unverbindliche Welt eingestiegen ist und auf Äußerlichkeiten setzt. Unser Denken, Reden und Handeln sollen miteinander in Einklang stehen – Herz, Kopf und Mund müssen eins sein. Das gilt auch für die richtige Einstellung zu Nähe und Distanz, die sich darin ausdrückt, wie wir einen anderen Menschen begrüßen oder verabschieden. Es hat auch mit der Achtung der Würde des anderen zu tun, wenn ich ihm gegenüber in angemessener Weise Nähe und Distanz beachte. Mit »Bussi-Bussi« täusche ich eine Nähe vor, die wahrscheinlich gar nicht besteht. Warum also zur Begrüßung oder zum Abschied statt der vorgespielten Herzlichkeit nicht ein ehrlicher, normaler Händedruck?

    Wo komme ich her, wo gehe ich hin?
    Unsere Welt ist schön, aber voller Rätsel. So richtig wissen wir immer noch nicht, ob wir von Adam oder vom Affen abstammen. Es ist in der Tiefe sogar ungeklärt, ob eine Schlachtschüssel das Leben wirklich verkürzt, wie die Mediziner behaupten, oder ob ihr Verzehr dem Menschen guttut, weil dadurch Milliarden von Glückshormonen ausgestoßen werden, wie der »Philosoph« Johann Lafer aus der Fernsehküche immer verkündet.
    Zu allen Zeiten haben große Denker versucht, das Leben zu erforschen, aber viel ist dabei nicht herausgekommen. Auch Volksphilosophen zerbrechen sich gerne ihren Kopf über Gott und die Welt. Der Franz ist zum Beispiel so einer. Er kehrte kürzlich in ein Dorfwirtshaus ein. Und der Wirt, der den Gast vorher noch nie gesehen hatte, fragte den Franz gleich neugierig : »Wer bist denn du?«
    Was für eine Frage! Sie beschäftigt die Menschheit seit Anbeginn – und den Franz seit einigen Jahren.
    »Guter Mann«,

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