Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
Vom Netzwerk:
als ich ihr auf dem Nachhauseweg von meinen anfänglichen Unsicherheiten erzähle.
    »Aber das konnte ich doch nicht ahnen«, versuche ich zu erklären. »Ich war mir ja nicht mal sicher, ob du einen Freund hast!«
    »Hey, Don Juan! Wenn ich einen gehabt hätte, hätte ich sicher nicht mit dir rumgeknutscht!« Entrüstet boxt sie mich in die Seite, bis ich ihr von dem reizenden Ehepaar aus Franken erzähle, das die Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen und mich -aus welchen Gründen auch immer -auf die falsche Fährte gelockt hatte.
    »Die hat aber an Freund«, hatte die Frau beim Frühstück mit rollendem R gewarnt. Verdammt!
    Und ich hatte gedacht, meine Blicke am Vorabend seien extrem diskret und geheimagentenmäßig gewesen.
    »Na und? Heißt doch nix.« Erwiderte daraufhin ihr Gatte mit einer Seelenruhe, wie sie nur ein Mann aufbringen kann, der schon alles gesehen und irgendwann aufgehört hat, sich darüber zu wundem. Auch der angebliche Freund ließ sich jedoch per SMS unauffällig als Einbildung des Ehepaars enttarnen. Als Jessica knapp eine Woche nach mir das Segelschiff verließ, war ein Wiedersehen längst ausgemachte Sache -und wir beide kurz darauf auch offiziell und offline ein Paar. Das Ende der verklärten Ferienliebe
    Die Zeiten der Ferienliebe, nach der man sich ohne Chance auf ein Wiedersehen verzehrt, weil man nur einen Namen und eine von der ausgelaufenen Sonnenmilch verschmierte Telefonnummer auf einer Strandbarserviettemit nach Hause brachte, sind seit geraumer Zeit vorbei: Noch im Internetcaf6
    des Flughafens bestätigt man die Freundschaftsanfrage auf Facebook -oder, falls diese nicht kommt, findet jeder Sehnende via Google selbst mit lückenhaften Angaben die gesuchte Person schnell wieder (Esmeralda, Cellistin aus Neapel, Studium in Rom und New Yörk, mag Sushi und Jonathan Franzen) -unter Umständen schneller, als dieser lieb ist. Denn auf jede erfolgreich in den Alltag gerettete Ferienliebe kommen natürlich mehrere, bei denen das -aus unterschiedlichsten Gründen -nicht klappt. Wo früher jedoch einfach zwangsweise Funkstille geherrscht hätte, setzt nun ein verkrampfter Austausch von Mails, SMS-oder Facebook-Nachrichten ein -die im Grunde nur ein und dieselbe Melodie immer und immer neu verschlüsselt wiederholen:
    »Hey, ich fand's super""-wann sehen wir uns wieder?«
    »Hey, ich fand dich auch total nett -aber eben nicht super/ habe jemand anderen getroffen/würde gerne jemand anderen treffen, dich mir aber warmhaIten, falls sonst nix des Weges kommt/außerdem habe ich gerade echt viel um die Ohren ... «
    Jeder, der schon einmal von einem guten Freund oder einer guten Freundin um »Entschlüsselungshilfe« für solche Nachrichten gebeten wurde, weiß, wovon ich rede. Und ich gebe gerne zu, dass ich schon sowohl derjenige war, der ge
    fragt wurde: »Was denkst du, wie sie das hier meint?« -als auch derjenige, der Haare raufend und mit Augenringen versehen diese Frage gestellt hat. Internet und Handy machen das Kennenlernen unverbindlicher und oft einfacher. Schwieriger wird es oft, sich wirklich fest zu binden. David Buss, Psy-chologieprofessor im texanischen Austin und Autor des Buches »Evolution des Begehrens -Geheimnisse der Partnerwahl«, weiß, dass es uns das Internet zwar leichter macht, einen passenden Partner aus einer vielgrößeren Anzahl an Kandidaten auszuwählen, die beispielsweise ein Dorfbewohner vor 20 Jahren hatte: Aber »Menschen has
    sen es, sich niederzulassen, wenn sie theoretisch noch etwas Besseres finden könnten. Der Überfluss an Möglichkeiten kann zu einer lähmenden Unentschlossenheit führen«, sagt er. Denn »eine aufregende Begegnung, ein attraktiver Partner, ein noch passenderer Seelenverwandter könnte ja nur wenige Klicks entfernt sein. Das World Wide Web kann unsere Verpflichtung >dem einen< gegenüber abschwächen, da wir uns mit so einer großen Zahl vielversprechender Möglichkeiten konfrontiert sehen.«
    Manchmal, da bin ich mir inzwischen sicher, muss man sich aber auch in der Ära von SMS-Flirts und Skype-Gesprächen einfach blindlings ins Flugzeug setzen. Selbst wenn es sich als Flop erweist. Allein weil solche Erfahrungen einen auch weiterbringen, wie es so schön heißt. Weil man etwas über sich selbst erfährt. Ich habe es damals schließlich überlebt und das zu jener Zeit, da einen ein Flug über den Atlantik noch zu einem bettelarmen Mann gemacht hat.
    Ruf mich nie wieder an
    Ein anderes Beispiel für das komplizierte

Weitere Kostenlose Bücher