Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg
Turnschuhe, die ich hinter dem Rücken meiner Oma schon zweimal wieder aus dem Müll gefischt habe!
Die Party findet in Hamburgs feinster Gegend in einem superteuren Lokal statt. Am Eingang trifft Otto Frank Zander und stellt mich ihm als die Zukunft des Fernsehens vor.
Schicke Promis, so weit das Auge reicht. BoneyM und Drafi Deutscher stürzen auf Otto zu. Otto stellt mich begeistert der Leadsängerin Liz Mitchell vor. Diese Begeisterung kann sie nicht teilen, denn sie guckt mich an, als wäre ich ein alter Golf mit Dellen, der im absoluten Halteverbot steht! Dann schreit Otto in seiner unvergleichlichen Art durch den Saal: »Hier steht der kommende Komiker! Ihr müsst ihn unbedingt alle kennen lernen!« Die meisten denken sich wahrscheinlich: Otto ist aber auch wirklich witzig! Was will er denn mit dieser Null im eingelaufenen Norwegerpulli?
Michael Holm ist der Nächste, dem ich vorgestellt werde, der lacht mich herzlich aus, entschuldigt sich aber wenigstens höflich dafür. Nino de Angelo, Dagmar Berghoff und unzählige andere, die alle in den kommenden Jahren noch wichtige Rollen in meinem Leben spielen werden, lerne ich auf diese Weise kennen.
Otto führt den Debütanten in die große Gesellschaft ein. Das ist mein Opernball und ich bin überhaupt nicht darauf vorbereitet. In einer Ecke sitzt die Sängerin Isabel Varell mit Carlo von Tiedemann. Ihre Karriere hat gerade erst begonnen. Ein Jahr später wird Isabel zu meiner besten Freundin und ist es bis auf den heutigen Tag. An diesem Abend lernen wir uns leider nicht kennen. Frank Zanders Blick verrät, dass er es durchaus für im Bereich des Möglichen hält, dass ich irgendeine Art von Witz habe. Er und ich wissen in diesem Moment noch nicht, dass wir in den darauffolgenden zwei Jahren fast nichts anderes tun werden, als gemeinsam vor der Kamera zu stehen.
Otto wird dazu gedrängt, mit wichtigen NDR-Menschen Pressefotos zu machen, und schleppt mich einfach mit zu dem Fototermin. Er positioniert mich direkt neben dem NDR-Redaktionsleiter Werner Buttstädt, der mich verwirrt anstarrt: »Wie sind Sie denn hier reingekommen?« Gut gelaunt sage ich: »Ich bin ein Freund von Otto.«
»Und was wollen Sie auf meiner Geburtstagsparty?«, lautet seine durchaus berechtigte Gegenfrage.
»Ups! Happy Birthday«, sage ich rasch und schon macht der Fotograf das Foto. Es wird am nächsten Tag in den Hamburger Zeitungen abgedruckt. Alle Namen bis auf meinen werden angegeben. Ich stehe grinsend neben dem Gastgeber.
Es ist schon kurios, dass ich auf dieser Party fast ausnahmslos Menschen begegne, die die eine oder andere wichtige Rolle in meinem künftigen Leben spielen sollen. Ich schaue mir hier gewissermaßen den Trailer zu meinem Lebensfilm an.
In Ottos Haus schlafe ich so gut wie nie. Beim Frühstück statten er und Manou mich mit wichtigen guten Ratschlägen für die Zukunft aus. Man kann sagen: Otto hat an jenem Abend den Grundstein für meine Karriere gelegt!
An was ich alles denken muss. Aber dies ist nicht meine Biografie, dies ist der Jakobsweg. Auch wenn das in vielem beinahe ein- und dasselbe zu sein scheint!
Und während ich so durch die Gassen von Pamplona hinke, beschäftigt mich auf einmal die Frage: Kann es sein, dass die heiligen Schriften auf unserem Planeten komplizierte, schlecht ins Deutsche übersetzte Bedienungsanleitungen für einen hochwertigen japanischen DVD-Player sind? Es wird einem schon alles halbwegs richtig erklärt. Aber da ist was falsch übersetzt, dort ist was zu kompliziert, hier fehlt ein Wort, da gibt es Sinnverfälschungen, Widersprüche, Absurditäten und dann fehlt wieder ein Wort. Und am Ende sitzt man dann doch mit dem schweigenden DVD-Player allein da und muss so lange selbst herumexperimentieren, bis endlich Bild und Ton aus dem angeschlossenen TV-Gerät kommen. Manchmal ist es nur ein Schalter, den man falsch betätigt hat.
Nur Geduld, ich find den Schalter schon noch.
Gegen Abend setze ich mich in eine klassische Tapasbar und genieße einen wohlverdienten, exquisiten Vorspeisenteller. Auf der Hauswand gegenüber lese ich ein riesiges Graffiti: Why are you only happy in front of a camera? Warum bist du nur dann fröhlich, wenn eine Kamera auf dich gerichtet ist? Ich hab wieder das dumpfe Gefühl, die Wand meint mich. Vor einer Kamera gebe ich mich in der Tat nicht so knatschig wie hier!
Kann nur hoffen, dass ich morgen meinen Weg fortsetzen kann, meine Füße tun einfach nur weh. Am Schluss dieser Pilgerfahrt
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