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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Mitte, als hätten sie immer schon hiergesessen. Judith biss sich auf die Unterlippe, um nicht wieder in Tränen auszubrechen.
    Herr Martinez, der Biolehrer, sonst ein lässiger Typ, der so jung war, dass man ihn mit einem Oberstufenschüler hätte verwechseln können, trug heute statt eines verwaschenen T-Shirts einen schwarzen Anzug. Alles verstummte, als er leise die Tür hinter sich schloss. Er nickte knapp zur Begrüßung
    Es war jetzt so leise, dass Judith sich atmen hörte. Kim drückte unter der Bank ihre Hand.
    »Gestern Nachmittag ist Zoey Gerber gestorben«, begann Herr Martinez schließlich mit belegter Stimme. »Ein Schüler aus Ihrem Jahrgang steht im Verdacht, sie ermordet zu haben. Jemand, den Sie alle gut kennen.«
    Wieder trafen Judith misstrauische Blicke.
    Martinez räusperte sich und schluckte trocken. »Es ist für uns alle eine schwierige Situation, und ich bitte Sie, mit Ihren Urteilen und Verdächtigungen vorsichtig zu sein.« Sein Blick wanderte von einem Schüler zum anderen und streifte am Schluss nur kurz Judith. »Morgen um neun findet in der Kirche der Dornbuschgemeinde eine Andacht für Zoey statt. Ich würde mich freuen, Sie dort zu sehen. Für den Rest des Tages fällt der Unterricht aus.«
    Schweigend packten alle ihre Sachen zusammen. Judithwartete zusammen mit Kim und Niels ab, bis ihre Mitschüler den Raum verlassen hatten.
    »Ich muss mit Judith unter vier Augen sprechen«, sagte Martinez.
    Kim und Niels zögerten einen Moment, gingen dann aber. Martinez rieb sich die Augen, als wäre er auf einmal müde und erschöpft. »Die Polizei möchte mit Ihnen reden«, sagte er schließlich.
    »Wo?«, fragte Judith nur.
    »Im Chemieraum.« Martinez sah sie traurig an. »Sie haben keine Ahnung, wie leid mir das alles für Sie tut.«
    Judith nickte nur.
    »Ich weiß, dass Sie an all dem keine Schuld tragen«, fuhr Martinez fort. »Und Sie sollen wissen, dass die Schule hinter Ihnen steht.«
    Ja, dachte Judith. Und wie. Das hab ich heute gemerkt.
    Judith hatte noch nie mit der Polizei zu tun gehabt. Jedenfalls nicht mit Beamten in Zivil. Zwei Hauptkommissare, ein Mann und eine Frau, vernahmen sie. Sie hatten sich zwar vorgestellt, aber Judith hatte die Namen in der Aufregung sofort wieder vergessen. Im Chemieraum roch es, als wäre etwas angebrannt. Selbst die geöffneten Fenster änderten kaum etwas daran.
    Sie setzten sich an einen Tisch und die Polizisten begannen, ihren Fragenkatalog abzuarbeiten. Die Frau fragte und der Mann machte sich Notizen. Als Judith von ihrem Treffen mit Jan im Malewitsch berichtete, wurden die Beamten sehr aufmerksam.
    »Er hat Sie also auf der Straße abgepasst?«, fragte die Polizistin, eine schlanke, hochgewachsene Frau mit schwarzen Haaren und dunklen Augen. Sie hatte lange, rot lackierte Fingernägel, trug hochhackige Sandalen zu den engen Jeans und eine weiße Bluse.
    »Ja, das wohl auch schon ziemlich lange. Es hatte an diesem Tag geregnet und er war nass bis auf die Knochen.«
    »Warum haben Sie beide sich nicht schon früher ausgesprochen?«
    Judith fragte verblüfft zurück: »Anders herum gefragt: Warum hätte ich mich mit Jan aussprechen sollen?«
    Die Beamtin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, weil Ihnen etwas an ihm liegt.«
    »Er hat sich von Zoey einfangen lassen. Er hat sich entschieden.«
    »Waren Sie nicht wütend? Verletzt?«
    Judith verschränkte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander. »Natürlich war ich das.«
    »Aber Sie haben Ihren Stolz.«
    Judith hob die Augenbrauen. »Hätten Sie den etwa nicht?«
    »Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Jan beschreiben?«, fragte die Beamtin kühl.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Judith leise.
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    Judith schwieg einen sehr langen Moment. »Ich weiß es nicht. Wie fühlt es sich denn an, verliebt zu sein?«, fragte sie trotzig.
    Die beiden Beamten wechselten einen Blick, den Judith nicht deuten konnte.
    »Haben Sie Jan dazu ermuntert, mit Zoey zu sprechen?«, fragte jetzt der Mann, ein kleiner Buchhaltertyp jenseits der Fünfzig mit schütterem, grauem Haar und Bauchansatz.
    »Nein, ich habe nur zugehört. Ich gebe nie Ratschläge.«
    »War Jan klar, dass es zwischen Ihnen beiden endgültig aus war?« Die Lesebrille des Beamten war auf seine Nasenspitze gerutscht.
    »Weiß ich nicht. Da müssen Sie ihn selbst fragen. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht sicher«, gab Judith zu und sah dann auf. »Hat er den Mord gestanden?«
    Die

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