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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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deine Tipps waren gut, aber manchmal will er einfach nicht hören.«
    »Das ist natürlich ein Problem«, sagte Judith.
    Diesmal kam eine andere Bedienung und fragte nach der Bestellung. Judith überlegte einen kurzen Moment und schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, im Moment nicht. Dankeschön.«
    Der Kellner blickte Gabriel kopfschüttelnd an, auch er bestellte nichts. Seufzend räumte er die leere Kaffeetasse ab.
    »Wie geht es deinem Freund?«, fragte er.
    »Meinem Exfreund?«, sagte Judith vorsichtig.
    »Dem, der in Haft sitzt.«
    »Ich weiß sehr genau, über wen du sprichst.« Ihre Stimme war gereizt. Spröde.
    »Entschuldige«, sagte er verwirrt. »Ich versuche nur, mich mit dir zu unterhalten.«
    »Das misslingt dir aber gerade gründlich.«
    »Entschuldige«, wiederholte er sich. »Ich möchte dir ein guter Freund zu sein.« Er holte aus seiner Tasche eine Packung mit Pfefferminz und bot ihr eine Pastille an.
    Sie schaute ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Wenn ich einen Freund will, suche ich mir einen.« Sie stand auf.
    »Nein! Warte!« Gabriel sprang ebenfalls auf und stieß dabei den Stuhl um, auf dem er saß. Einige Gäste drehten sich zu ihm um. Mist, das ist gar nicht gut, dachte er. Ichdarf nicht auffallen. Gabriel stellte den Stuhl vorsichtig wieder auf und setzte sich, während Judith ohne ein weiteres Wort das Café verließ.

    Judith war total durcheinander. Natürlich wusste sie, dass Leute, die man online kennenlernte, in der Realität oft ganz anders waren, als man sie sich vorgestellt hatte. Aber das hier war geradezu bizarr gewesen! Der Gabriel, den sie aus den Chats und E-Mails kannte, war charmant, selbstsicher und witzig. Der Typ aus dem Café war ein vollkommen anderer Mensch. Auf den ersten Blick hatte er einen harmlosen, verschüchterten Eindruck gemacht. Wie ein Junge, der sich zum ersten Mal mit einem Mädchen verabredet hatte.
    Aber da war noch etwas anderes gewesen.
    Etwas, was viel verstörender war.
    Normalerweise glaubte Judith nicht, dass die Augen das Fenster zur Seele waren. Das war ausgemachter Unsinn. Und doch hatte sie etwas an seinem Blick zutiefst irritiert. Seine Augen waren leer, geradezu leblos gewesen, obwohl sich in seinem Gesicht Verzweiflung widergespiegelt hatte. Weiß der Teufel, was er sich von diesem Treffen erhofft hat, dachte Judith, aber sie war froh, jetzthinaus in die Sonne zu treten, denn ihr war plötzlich kalt.
    Sie überquerte den Weckmarkt in Richtung Römer. Auf der obersten Stufe der Treppe zur U-Bahn-Haltestelle hielt sie inne. Da war noch etwas anderes gewesen, was sie irritiert hatte. Sie kam einfach nicht drauf. Es war wie bei einem Wort, das einem auf der Zunge lag. Sie gab das Nachdenken auf und ging langsam die Treppe hinab.
    Zu Hause ging sie sofort zu ihrem Rechner und öffnete Skype. Gabriel war online.
    Judith atmete einmal tief durch und setzte dann auch ihren eigenen Status auf »Online«.
    Gabriel: Da bist du ja!
    Judith: Ja, da bin ich.
    Gabriel: Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen.
    Judith: Wofür? Dafür, dass du so bist, wie du bist? Kein Problem.
    Gabriel: Ich hatte das Gefühl, du hast dir jemand ganz anderes vorgestellt. Kann das sein?
    Judith: Stimmt. Ist aber auch nicht weiter wichtig.
    Gabriel: Ist es doch, sonst wärst du nicht einfach aufgestanden und gegangen.
    Judith: Ich war ein bisschen irritiert.
    Gabriel: Ich muss zugeben, dass ich heute einen schlechten Tag hatte. Aber ich hatte dich ja davor gewarnt, dass du mich für einen Langweiler halten würdest.
    Plötzlich wusste sie, was nicht stimmte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    Judith: Du hast mich heute nicht zum ersten Mal gesehen. Kann das sein?
    Gabriel: Wie meinst du das?
    Judith: Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Wie lange beobachtest du mich schon?
    Gabriel: Ich verstehe nicht, was du meinst!
    Judith: Du liebst Pfefferminz-Bonbons. Und zwar eine ganz bestimmte Sorte.
    Gabriel: Und?
    Judith: Als ich vor einigen Tagen mein Fahrrad beim Schwimmbad abgeholt habe, hätte ich schwören können, dass mich jemand beobachtet. Tatsächlich habe ich bei einem Baum eine leere Pfefferminzpackung gefunden. Wilhelmina.
    Gabriel: Aber die kann doch jeder da weggeworfen haben.
    Judith: Das glaube ich nicht. Mach’s gut.
    Nach diesen Worten kappte sie die Verbindung. Benommen ließ sie sich aufs Bett fallen. Es war unglaublich: Tagelang hatten sie miteinander gemailt und gechattet. Sie hatte Vertrauen zu ihm gefasst. Sich beinahe

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